Rezension

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Ein toller Einstieg in eine Fantasyreihe über Engel, wie wir sie noch nicht kennengelernt haben

Rückkehr der Engel - Marah Woolf

Rückkehr der Engel
von Marah Woolf

Bewertet mit 5 Sternen

Moon - eine starke, liebenswerte und taffe Protagonistin, die mich ganz und gar in ihren Bann gezogen hat.

Eine Welt, in der nichts mehr ist, wie es einmal war. Eine Zeit, in der Legenden Wirklichkeit sind. Ein Geheimnis, das nie offenbart werden darf. 
Im Venedig der Zukunft, besetzt von den Erzengeln und deren himmlischen Heerscharen führt Moon einen schier aussichstlosen Kampf, um das Überleben ihrer Geschwister zu sichern. Auf sich allein gestellt, darf sie niemandem vertrauen, schon gar keinem Engel.
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Moon ist bisher meine liebste Protagonistin aus der Feder von Marah Woolf. Moon ist unglaublich stark. Sie tritt sogar als Gladiatorin gegen Engel an, um ihre Geschwister zu beschützen und mit dem Preisgeld zu versorgen. Sie ist mutig und nicht auf den Mund gefallen, selbst den Engel bietet sie die Stirn. Das hat mir sehr imponiert. Sie würde wohl alles für ihre Geschwister und ihren besten Freund tun. Aber auch um die normalen Menschen kümmert sie sich und schenkt einer Familie sogar ihr Preisgeld, um eine Mutter zu retten. Trotzdem ist sie keine heilige Samariterin, die einen ja - wenn man mal ehrlich ist - auch schnell nerven können. Nein, sie hat genauso egoistische Gedanken und Zweifel, wie sie wohl jeder normale Mensch hätte. Und das macht sie in meinen Augen um so sympathischer und authentischer. Wenn es darauf ankommt, entscheidet sie sich stets für das Richtige. Sie wägt klug ab, was im Endeffekt das Beste und Sicherste für ihre Familie ist.

Dennoch lässt sie sich auf einen Engel ein, den sie rettet und gesund pflegt. Cassiel ist ein Mysterienengel und hat ihr in der Arena zwei Mal das Leben gerettet. Er scheint anders als die anderen Engel und viel menschlicher zu sein. Obwohl Moon die Engel und all ihre Grausamkeit verabscheut, vertraut sie ihm und fängt an Gefühle für ihn zu entwickeln.  Das ist für Moon eine große Sache, denn sie hat sich ihr gesamtes Leben, seit ihre Mutter sie verlassen hat, immer zurückgenommen und ihre Geschwister an erste Stelle gesetzt. Nie hätte sie irgendetwas getan, was die beiden in Gefahr bringen würde. 

Venedig als Schauplatz hat mir wahnsinnig gut gefallen. Ich war auch einmal dort und es ist wirklich ein besonderer und magischer Ort, der wie geschaffen ist, für eine solche Fantasygeschichte. Ich habe mich direkt zurückversetzt gefühlt. Die Autorin scheint hier und was die Engel-Mythologie angeht, wirklich gut recherchiert zu haben. 

Ein wenig merkwürdig fand ich allerdings, dass Venedig irgendwie das Zentrum des Geschehens ist. Was ist mit dem Rest der Welt? Sind die Engel dort nicht eingefallen? Venedig ist zwar wirklich abgeschottet von dem Rest der Welt und Medien zur Kommunikation gibt es nicht mehr, aber spätestens als Moon die Flucht ihrer Geschwister plant und anscheinend Kontakt zu einem Schmuggler hat, kommt es mir komisch vor, dass sie keinerlei Informationen dazu hat. 

Dass die Engel in der Geschichte als grausam, eifersüchtig, überheblich und machthungrig dargestellt werden, fand ich toll. Die Autorin spielt in vielerlei Hinsicht mit unserer Moralvorstellung, dem allgemeinen Verständnis von Gut und Böse und was uns von klein auf beigebracht wird. Ich möchte nicht zu viel verraten, aber nicht nur Moon lässt sich täuschen. Ich habe auch ganz schön blöd aus der Wäsche geschaut. 

Luzifer hingegen kommt mir - im Gegensatz zu Moons Verständnis - nicht so grausam vor, wie er vorgibt zu sein. Warum hätte er sie so viele Male retten sollen und ihr sogar am Ende, als das Spiel sozusagen vorbei war, ehrlich seine Meinung und Warnungen aussprechen sollen? Hier bin ich ganz besonders gespannt, welche Überraschungen noch auf uns warten. 

Und war Moons Mutter vielleicht auch eine Schüsselträgerin, die den Engeln ausgeliefert wurde? Wusste ihre Mutter es und hat Moon deswegen so auf die Zeit ohne sie vorbereitet?