Rezension

Ein toller Roman

Die Symphonie des Augenblicks - Marie Fitzgerald

Die Symphonie des Augenblicks
von Marie Fitzgerald

Bewertet mit 5 Sternen

Meinung
Ich habe mich schon sehr auf das Buch gefreut, denn die Inhaltsangabe verspricht eine ganz ulkige Zusammensetzung von Charakteren auf ihrer Mission, eine Frau vor ihrem prügelnden Ehemann zu retten.

Wir lernen kennen: Claude, einen alten Mann, der schon seit seiner Kindheit blind ist. Alain, ein Obdachloser, der vor Claudes Haus auf einer Bank sitzt. Corentin, der fast 18 ist, einen sehr hohen Intelligenzquotienten hat, über den seine Mutter auch immerzu sprechen muss. Und Carole, die gar kein schönes Eheleben führt.

So ulkig und humorvoll die Inhaltsangabe klingt, erfährt man ja doch auch gleich, dass alle Charaktere wirklich schwere Schicksale haben. Bis auf Corentin, der jetzt kein so drastisches Päckchen zu tragen hat, es aber dennoch auch nicht leicht hat. Ich war wirklich froh, dass das Buch auch so viele nachdenkliche Szenen hatte. Gerade die Aspekte Obdachlosigkeit und Gewalt in der Ehe haben mich sehr berührt und zum Nachdenken angeregt. 

Alain sagt selbst, dass er Obdachlose früher als "Penner" bezeichnete und jetzt, wo es ihm selbst so geht, er es "obdachlos" nennt. Gerade bei ihm sieht man auch durch die Reaktion von anderen Leuten, wie schwierig es ist, aus dieser Rolle, in die man unverschuldet geraten kann, wieder rauskommen soll. Gerade, wenn einem sowieso schon der Antrieb fehlt.

Bei Carole hat es mich erwischt, wie sie Szenen aus ihrem Leben beschreibt. Wie sie sich selbst verbiegt, um ihrem Mann alles Recht zu machen und bloß nicht in sein Visier zu gelangen. Das hat mich wirklich mitgenommen!

Claude ist die treibende Kraft der Geschichte: er erkennt, dass es Corentin schlecht geht und er geht vorurteilsfrei auf Alain zu und lockt ihn mit etwas Hinterlist aus der Reserve. Claude hat mir wirklich am besten gefallen: ein toller, liebenswerter Charakter, der selbst viel Hilfe benötigt, mit seiner Blindheit aber so gut es geht zurechtkommt und anderen Menschen diese Hilfe gerne zurückgibt.

Die Geschichte ist locker und leicht zu lesen, ein schöner Schreibstil. Geschrieben wird aus den verschiedenen Perspektiven, wo ich hervorheben möchte, dass ich Corentins Perspektive von der verwendeten Sprache immer sehr lustig fand. Die Autorin hat es gut hinbekommen, dass sich Corentin jugendlich anhört/-fühlt.

Fazit
Mir hat das Buch wirklich sehr positiv gefallen. Ich mochte alle Charaktere sehr gerne und habe großen Anteil an ihrem Schicksal genommen, aber auch viel Hoffnung aus der Geschichte mitgenommen. Man kann aus dieser Geschichte mitnehmen, dass man anderen vorurteilsfreier und offener begegnen sollte. Mehr zuhören und auch mehr helfen. Umgekehrt bedeutet es aber auch für einen selbst: Wenn man die richtigen Menschen kennen lernt -und wenn es der Obdachlose von schräg gegenüber ist! können diese einem zu einem besseren Leben verhelfen!

Einziger kleiner Kritikpunkt, für den es aber kein Abzug der Bewertung gibt: das Büchlein hat man schnell an einem freien Sonntag Nachmittag durchgelesen. Dafür ist mir persönlich ein Preis von 20€ zu viel, allerdings bin ich auch Studentin. Ich setze also Preis und Dauer des Lesevergnügens in Relation, weniger die Qualität (die hier sehr gut ist) ;)

Allerdings war ich davon jetzt auch nicht betroffen, denn ich darf mich herzlich beim Verlag für mein Rezensionsexemplar bedanken!