Rezension

Ein toller Sommerroman für Fernweh und Provence-Liebhaber

Der Lavendelgarten - Lucinda Riley

Der Lavendelgarten
von Lucinda Riley

Ein Herrenhaus in der Provence, eine adelige Familie und eine schicksalhafte Liebe... ...was braucht man mehr? Die Klischees dieses Genre sind somit alle erfüllt und hier wunderbar umgesetzt. Trotz der Ähnlichkeit innerhalb des Genres und obwohl ich schon einige Romane wie diesen gelesen habe, kann ich nicht genug davon bekommen.

Die Geschichte muss erst einmal aufgebaut werden, weswegen der Anfang noch nicht mit Spannung punkten kann. Spannend wird erst später, dafür aber richtig. Aufgebaut ist der Roman in zwei Zeitperioden: dem Jetzt und der Vergangenheit. Einmal ist Emilie die Hauptperson, in der Vergangenheit führt Constance durch die Geschichte. Beide Frauen sind charakterstarke, dennoch bodenständige Hauptfiguren, die sich in schwierigen Zeiten durchsetzen müssen. Obwohl der Roman in der Vergangenheitsform und ohne Ich-Erzähler auskommt, wirkt es nicht wie eine Geschichtchen, dass man erzählt bekommt. Man hat dank flüssigem Schreibstil das Gefühl, mittendrin zu sein und dass alles jetzt und heute passiert. An der Seite der Hauptfiguren tauchen viele Personen auf, die ich liebgewonnen habe. Natürlich gibt es auch "Bösewichte", Randfiguren und Figuren, die erst nett wirken, sich dann jedoch als böse entpuppen, aber sogar die waren mir irgendwie sympathisch.

Irritierend finde ich leider den Titel "Lavendelgarten". Denn obwohl der Garten des Herrenhauses eine zentrale Rolle bekommt, habe ich im ganzen Buch niemals das Wort "Lavendel" gelesen. Einzig im Epilog schreibt die Autorin über die Idee für dieses Buch: Dass sie in den Ferien in der Provence selbst bei einem Herrenhaus in einem Lavendelgarten etwas getrunken hat. Diese Ort hat sie sogleich zu einer Geschichte inspiriert und diente als Bühne. Das Herrenhaus und auch einige Namen in diesem Zusammenhang gibt es also wirklich, wenn auch leicht abgeändert (z.B. der tatsächliche Ort des Herrenhauses). Da ich jedoch selbst einmal in der Provence war und in Nizza, konnte ich mich wunderbar in die Szenerie einfühlen und so erinnerte mich dieser Roman auch an meinen Sprachaufenthalt, weil ich den Lavendelduft eben kenne. Im Original heisst der Roman jedoch "the light behind the window" (das Licht hinter dem Fenster), was auf eines der Gedichte von Tante Sophia zurückzuführen ist.

Eine grosse Rolle spielt der Krieg: Contance, eigentlich Britin, kam nach Frankreich, um auf Seiten der Franzosen gegen die Deutschen (Hitler) zu kämpfen, wodurch sie Édouard kennen lernt. Zu viel möchte ich jedoch hier nicht verraten, wie Constance und die Familie de la Martinières zusammen gehören (Spoiler-Alarm!). Doch wie gesagt liebe ich solche Romane über Generationen von Familien, Geheimnisse, etc. Die Gedichte sind zwar wichtig, jedoch an sich nicht im Fokus, aber sehr schön zu lesen. Einige Handlungen waren zudem etwas absehbar (wahrscheinlich wieder typisch dieses Genre, oder ich hab schon zu viele davon gelesen), andere waren wirklich überraschend.

 

5 / 5 Sterne