Rezension

Ein toller Trilogie-Auftakt

Die Lilien-Reihe 1: Die Stunde der Lilie - Sandra Regnier

Die Lilien-Reihe 1: Die Stunde der Lilie
von Sandra Regnier

Bewertet mit 5 Sternen

Die 16-jährige Julia ist gut in Geschichte, hat jedoch gerade erneut eine 5 in Französisch kassiert. Zu allem Überfluss werden sie und ihre beste Freundin Nina auch noch von der Zicke Melanie auf dem Mädchenklo belauscht, die ihre Unterhaltung in einer What’sApp Gruppe veröffentlicht. Um ihre Freundin aufzumuntern, stimmt sie ihr zu Liebe einem Ausritt zu. Auf dem Weg zu einer keltischen Grabungsstätte geht Julias Stute Isobel beim Anblick eines Keilers mit ihr durch, und ehe sie sich versieht, begegnet sie einem merkwürdig gekleideten Mann im Wald, der nur Französisch spricht und sie aus dem Wald führt. Was sie dort zunächst für eine Filmkulisse hält entpuppt sich schnell als Versailles im Jahr 1677. Der König, Louis XIV, übergibt sie der Obhut von Etienne Flémont, dem Graf de Montsauvan, der sich fortan um ihre Erziehung kümmern soll. Unter dem strengen Blick des Grafen muss Julia nicht nur die Etikette lernen, sondern sehr zu ihrem Verdruss auch Französisch. Doch schon bald geht es um mehr als nur ihre Erziehung, denn am Hofe des Königs wird ein Netz aus Intrigen gesponnen und schon bald stecken Julia und der Graf von Montsauvan mitten drin.

Obwohl ich Zeitreise-Romanen normalerweise eher skeptisch gegenüber stehe war ich von „Der Stunde der Lilie“ sofort sehr angetan, vor allem auch deshalb, weil mich Sandra Regnier bereits mit ihrer Pan-Trilogie überzeugen konnte. Da hab ich mich natürlich super gefreut, dass „Die Stunde der Lilie“ bei Vorablesen.de in der Liste stand. Da dann schon die Leseprobe sehr amüsant war, war ich natürlich umso glücklicher, ein Vorab-Leseexemplar bekommen zu haben und musste direkt anfangen zu lesen.

Der Prolog von „Die Stunde der Lilie“ beginnt mit einem sehr realistischen Traum, bei dem Julia gemeinsam mit einem Mann auf der Flucht ist. Ich bin schon sehr gespannt, ob es tatsächlich nur ein Traum war, oder ob die Szene nochmal irgendwann Realität werden wird.

Zunächst mal zu den Charakteren: Julia ist eine tolle Protagonistin, die mir von Anfang an sehr sympatisch war. Sie ist zielstrebig und scharfsinnig und hat mich vor allem immer wieder mit ihrer spitzen Zunge begeistern können. Sie lässt sich nicht davon unterkriegen plötzlich in einem fremden Jahrhundert und einem fremden Land gestrandet zu sein, sondern gibt alles, um bestmöglich mit den Gegebenheiten umzugehen, obwohl sie so manches Mal das Heimweh überwältigt. Außerdem ist sie sehr mutig und schreckt auch vor gefährlichen Situationen, oder Auseinandersetzungen mit dem Grafen, nicht zurück. Etienne ist ebenfalls ein ganz fantastischer Charakter, der mich doch sehr schmunzeln lässt und mich gleichzeitig sehr neugierig macht, da er unglaublich geheimnisvoll wirkt. Er ist sehr streng mit Julia, aber das liegt wohl daran, dass er selber einfach auch sehr diszipliniert ist. Er holt aus Julia das Beste raus und trotz seinem recht kühlen Gebaren kann man ihm doch anmerken, dass er Julia in sein Herz geschlossen hat. Natürlich saß ich die ganze Zeit wie auf heißen Kohlen, und hab mich gefragt, ob sich zwischen den beiden wohl eine Liebesbeziehung entwickelt. Aber da gibt es dann ja auch noch Etiennes jüngeren Bruder Alexandre, und auch einige andere Männer am Hofe des Königs scheinen ein Auge auf die junge Mademoiselle Allemande, wie Julia dort genannt wird, geworfen zu haben. Insgesamt lebt das Buch auch nicht gerade von Romantik und ist somit auch für Leser und Leserinnen geeignet, die nicht auf viel Romantik und Kitsch stehen.

Obwohl die meiste Zeit gar nicht viel Spektakuläres passiert ist, hat mich das Buch so in seinen Bann gezogen, dass ich es nahezu an einem Stück durchlesen musste. Es besticht mit sympathischen und glaubwürdigen Protagonisten und seinen spritzigen Dialoge. Gepaart mit dem Versailles des 17. Jahrhunderts, schönen Kleidern und Intrigen bei Hofe ergibt das Buch eine sehr unterhaltsame Geschichte. Einziger klitzekleiner Kritikpunkt für mich ist es, das erst gegen Ende des Buches wirklich viel passiert und Julia und Etienne erst recht spät auf die Spuren einer Verschwörung stoßen. Da dies insgesamt dem Spaß beim Lesen aber keinen Abbruch getan hat ist es nur ein kleiner Abzug in der Wertung.

Zu Sandra Regniers Schreibstil möchte ich nur noch kurz sagen, dass er einfach klasse ist. Flüssig und leicht geschrieben, mit einer großen Portion Humor. Ich konnte mir alles sehr bildlich vorstellen und war von der ersten Seite an mitten in der Geschichte. Einfach mitreißend und in den richtigen Momenten berührend.

Fazit

„Die Stunde der Lilie“ ist ein toller Auftakt für Sandra Regniers neue Trilogie, die mich bisher auf nahezu ganzer Länge überzeugen konnte. Tolle Protagonisten, spritzige Dialoge und eine interessante Story zusammengefügt durch Sandra Regniers mitreißenden Schreibstil. Wer die Pan-Trilogie mochte, wird „Die Stunde der Lilie“ lieben.