Rezension

Ein toller Urban-Fantasy für Jugendliche ab 12 Jahren; spannend und mit wichtiger Thematik und unglaublich viel Message.

Fremdes Leben - Dennis Frey

Fremdes Leben
von Dennis Frey

Bewertet mit 4 Sternen

Spiel des Lebens

Cormac Flynn entschließt sich, seinem Leben ein Ende zu setzen. Doch statt zu sterben, wird er von einem Fremden zurückversetzt, um seinem Leben eine bessere Richtung zu geben.
Als er in einem Versteck auf versiegelte Magie stößt und sie befreit, ändert sich alles, und für Cormac beginnt ein verzweifelter Kampf um das Gleichgewicht der Welt. Zu allem Übel, mischt sich auch noch der Fremde ein, der ihn ständig zu beobachten und mehr Gründe für sein Einmischen zu haben scheint, als er zugeben möchte...(Klappentext)

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"Manchmal ist das Schicksal bereit, dem Gefühl nachzugeben und dir einen Neuanfang zu gewähren,
doch manchmal nutzt es die Gelegenheit auch, um noch einmal kräftig nachzutreten."
(Kapitel 3 / Pos. 1054)

Stellt Euch vor, Ihr könntet Euer Leben nochmals leben, die Weichen der Eisenbahn des Lebens neu stellen und einen anderen, einen besseren Weg einschlagen. Nochmals 15 sein, nochmals in die Schule gehen, neue Entscheidungen treffen und mit anderen Freunden abhängen.
Wer denkt nicht hin und wieder zurück und wünscht sich, man hätte so manches anders gemacht. "Hätt' i, tät' i, war i", wie wir Österreicher dazu sagen würden, oder im Deutschen: "Hätte, hätte, Fahrradkette".
Würdet Ihr diese Möglichkeit als Fluch oder Segen ansehen?

Diese Entscheidung wird Cormac Flynn abgenommen. In einem Moment stürzt er sich in suizidaler Absicht über die Klippen, im nächsten liegt er mit Fieber in seinem Kinderzimmer und ist wieder 15. Ermöglicht wurde ihm dies von einer mysteriösen Gestalt, die er spontan "Mephisto" nennt. Doch so toll und einfach ist dieses ganze Unterfangen, sein Leben neu zu leben ganz und gar nicht. Noch immer bringt er bei Mädchen keinen Ton raus, noch immer ist er der Fußabtreter für die Schulrowdies und noch immer, oder besser gesagt schon wieder, ist er ein fauler Sack. Zudem taucht, wie aus dem Nichts, ständig dieser Mephisto auf, der ihn immerzu Feuer unterm HIntern macht und ihn daran erinnert etwas aus seinem Leben zu machen und ihn auch immer wieder ins Leben zurückholt, wenn er, aus welchem Grund auch immer, wieder einmal gestorben ist. Bis er in eine Welt voller Magie "wiedergeboren" wird und diese Welt ist alles andere als schön.
Doch was bezweckt dieses Wesen ohne Augen wirklich?

Mit diesem Buch hält man einen tollen und vor allem spannenden Urban-Fantasy in den Händen. Dieser lebt hier vor allem von seinen Charakteren und deren Entwicklung.
Da hätten wir Mephisto, eine mysteriöse Gestalt die Cormic immer wieder nach dem Tod zurückholt und alles auf Anfang setzt. Man vertraut ihm nicht wirklich und doch hat er etwas Sympathisches an sich. Dies liegt vor allem an seiner coolen Art und seinem schwarzen Humor. Er ist quasi ein Schlitzohr, welches man trotzdem irgendwie mag.

">>Ich will dich gar nicht lange aufhalten, Cormac.
Aber es ist Frühling, du besitzt eine Jacke gegen den frischen Wind
und ich kann wirklich nicht in Worte fassen, wie langweilig es ist, deine Stubenhockerei zu beobachten.
Ich habe dir dieses Leben gegeben, damit du etwas damit anfängst.<<"
(Kapitel 2 / Pos. 370)

Cormic macht hier die größte Entwicklung durch. Ist er Anfangs noch ein schüchterner Junge, der absolut nicht in die Puschen kommt und sein Glück an sich vorbeiziehen lässt, so entwickelt er sich im Verlauf der Story gehörig weiter. Mit jedem neuen Leben wird er selbstbewusster, nimmt sein Leben selbst in die Hand und verändert so den Lauf seiner eigenen Lebensgeschichte.
Vom Loser zum Helden.

Die Magie selbst kommt erst später ins Spiel, denn mit jedem Ableben und neuerlichem Reborn, befindet sich Cormic zwar in seiner Welt, aber doch ist sie jedes Mal irgendwie anders. Zum Einen verhalten sich die Nebencharaktere anders und zum Anderen wird sie durch Cormic selbst beeinflusst.
Als er in einem Leben elementare Magie entfesselt und dabei, wieder einmal, draufgeht, hat er damit das Gleichgewicht der Welt zerstört...und ab dem Zeitpunkt beginnt die Story erst so richtig.

"Manchmal kommt man an einen Punkt, an dem eine einzige Erkenntnis wirkt, wie das Herausziehen der untersten Karten aus einem Kartenhaus.
All die kleinen Lügen, die man um sich herum gebaut hat, um sich einzureden, das alles gar nicht so schlimm sei,
fallen nacheinander in sich zusammen und man weiß, dass es an der Zeit ist, etwas zu tun."
(Kapitel 4 / Pos. 1694)

Der Schreibstil ist klar und flüssig, Die Erzählweise packend und die Charaktere hervorragend gezeichnet.
Die Story nimmt zunehmend immer mehr an Spannung und Tempo zu, vor allem ab dem Punkt, an dem die Magie Einzug hält. Bis dahin dauert es jedoch. 1-2 Tode, bzw. Leben, weniger, wären hier eventuell nicht verkehrt gewesen.

Was mich ebenso beeindruckte, waren die Themen die in diesem Urban-Fantasy behandelt werden, die da z.B. wären: Cliquenbildung, Ausgrenzung, Mobbing, Trauma, Courage, Schuld und Hoffnungslosigkeit. Zugleich enthält die Geschichte aber auch eine ganz wichtige Message, nicht nur für betroffene Jugendliche.

Der schwierigste Weg führt oft zum schönsten Ziel. Geht hinaus, kämpft und findet diesen Weg.

Fazit:
Ein toller Urban-Fantasy für Jugendliche ab 12 Jahren. Unheimlich spannend und mit unglaublich viel Message.
Ein Debüt, dass sich sehen lassen kann und den Autor auf meinem Radar bleiben lässt.
Und vergesst nie:

Man kann jedes Leben führen, das man führen möchte. Man muss sich nur entscheiden, wie es aussehen soll!

© Pink Anemone (mit Leseprobe und Autoren-Info)