Rezension

Ein tolles Buch für die kalte Jahreszeit

Frostblüte - Zoë Marriott

Frostblüte
von Zoë Marriott

Ein Fantasyroman über das Anderssein, …

Frost ist anders als die Menschen, die um sie herum leben. Diese bisher unbekannte Tatsache wurde ihr bewusst, als sie als 8-Jährige von zwei Jungen aus ihrem Dorf angegriffen wurde – ein verhängnisvoller Schicksalsschlag, denn auch die jungen Angreifer werden Zeugen von Frosts innerer Wandlung. In dem Moment, in dem die Jungen Frost durch gezielte Steinwürfe verletzen und die ersten Blutstropfen fließen, wacht der Wolfsdämon in ihrem Inneren auf und lässt das Mädchen in blinder Raserei kämpfen. Nur mit knapper Not entgeht Frost dem Tod. Sie weiß ab diesem Moment, dass sie ihr ganzes Leben auf der Hut sein muss und niemandem vertrauen darf. Nach dem Tod ihrer Mutter verlässt sie ihr Heimatland und macht sich auf den Weg nach Ruan, um dort mithilfe der Urmutter ihren Fluch von sich abzuwenden.

Als sie auf dem Weg von zwei Soldaten der Berggarde aufgegriffen wird, die das Königreich vor Aufständischen schützen, ahnt sie die Brisanz der Situation, denn der Wolfsdämon schlummert einsatzbereit in ihrem Unterbewusstsein. Während der aufgeschlossene Hauptmann Luca ihr mit freundlicher Neugier begegnet, macht sein distanzierter Leutnant Arian keinen Hehl aus dem Misstrauen, das Frost in ihm weckt. Trotz ihrer Furcht vor dem erneuten Ausbruch des Wolfsdämons schließt sich Frost der Berggarde an und bringt nicht nur das eigene Leben, sondern auch das der Freunde Arien und Luca mächtig durcheinander. Dabei haben alle jedoch auch die Aufgabe der Berggarde im Hinterkopf. Eines Tages müssen sie alle – physisch und psychisch – in die Schlacht ziehen. Ab diesem Tag wird nichts mehr sein, wie es einmal war.

… der trotz kleiner Kritikpunkte das Lesen Wert ist.

Frostblüte von Zoë Marriott ist der erste Roman der Autorin, der ins Deutsche übersetzt wurde. In dem Roman geht es natürlich nicht nur um den besagten Wolfsdämon, sondern auch um so spannende Themen wie das Anderssein, Ausgrenzung, Demütigung, Misstrauen und vieles mehr. Diese Themen sind in unserer heutigen Welt auch aktuell, denn trotz großzügiger Toleranz kämpfen viele Menschen mit Andersartigkeit – wenn auch nicht in der Form eines Wolfsdämons.  Trotzdem stehen Ausgrenzung und Diskriminierung auch heute noch vielerorts auf der Tagesordnung, weshalb ich mich sehr freue, dass Zoë Marriott so offensichtlich darauf eingeht.

Wo Licht ist, ist auch Schatten. Und es gibt einen Punkt, der mir mittlerweile bei Jugendbüchern sehr stark auffällt und mich auch ein wenig nervt: Stichwort Dreiecksbeziehung. Generell fand ich die Liebesbeziehung in der Handlung ein wenig überflüssig. Ich würde mir mal wieder ein paar Jugendbücher wünschen, die sich nicht durch schwierige Liebesbeziehungen der Protagonisten auszeichnen, sondern einfach durch so lapidare und zugleich essenzielle Themen wie Freundschaft. Ich muss niemanden im romantischen Sinne lieben, um sämtliche Facetten der Persönlichkeit zu akzeptieren.

Trotzdem möchte ich meine Rezi nicht mit so harscher Kritik beenden, denn ein sehr auffälliger Punkt wurde mir beim Lesen besonders bewusst: Zoë Marriott benutzt eine sehr bildhafte Sprache bzw. ist die Übersetzung in diesem Fall sehr gelungen. Die Szenen spielten sich förmlich vor meinem geistigen Auge ab, und obwohl eine zusätzliche Landkarte im Buch ein schönes Extra gewesen wäre, konnte ich mir Frosts Wanderung und die Gegenden ausgezeichnet vorstellen. Auch gewisse Details wurden hingebungsvoll beschrieben. Auf diese Weise hatte ich das Gefühl, dass ich an vielen Stellen ein Bestandteil der Handlung bin. Das ist auch der Grund, warum ich diesen Roman, der mit seiner kühlen mittelalterlichen Welt perfekt in die jetzige Jahreszeit passt, trotz Kritikpunkte guten Gewissens weiterempfehlen kann.