Rezension

Ein tolles Buch, wenn da nur das Ende nicht wäre...

Fremd
von Ursula Poznanski Arno Strobel

Bewertet mit 4 Sternen

Stell dir vor, du kommst nach einem langen Arbeitstag nach Hause und freust dich darauf, deine Verlobte endlich wiederzusehen und einen gemütlichen Abend zu verbringen. Aber daraus wird nichts, denn dummerweise erinnert diese sich nicht an dich und hält das Ganze für eine Verschwörung. Aber nicht nur das: sie hat Angst vor. Panische Angst. So große, dass sie bereit wäre, dir weh zu tun, nur damit dir nichts passiert.
Doch auf einmal überschlagen sich die Ereignisse und ihr beide seid wirklich in Gefahr. Ohne zu wissen warum. Nur eins ist sicher: zu zweit seid ihr viel stärker als allein.

Die Geschichte ist sowohl aus der Perspektive der Frau, Jo, als auch dem Mann, Erik, geschrieben. Dabei hat Frau Poznanski die weibliche Rolle und Herr Strobel die männliche übernommen, wodurch es auch sehr stimmig war. Allgemein haben mir beide Schreibstile sehr gefallen, weil sie sehr verschieden, aber dennoch auf einander abgestimmt waren. Sie ergaben einfach ein harmonisches Bild in der Beschreibung und brachten einem so das Geschehen auch viel näher, da die Geschichte von beiden Figuren abwechselnd aus der Ich-Perspektive im Präsens erzählt wird. Der Schreibstil ist fesselnd und faszinierend. Man weiß nie so recht, was einen erwartet und kann sich dementsprechend nur schwer von dem Buch lösen. Dennoch finde ich nicht, dass man das Buch so nebenbei lesen kann, da es aufgrund der Perspektivwechsel und Ähnlichem schon mehr Zeit benötigt, um das Buch richtig genießen zu können. Auch wenn mir die Perspektivwechsel noch gut gefallen haben, muss ich dennoch eine Sache daran kritisieren: oft überlappen sich zumindest am Anfang die Erzählungen, wodurch es manchmal zu ausführlich und detailliert von den Beschreibungen wird, was nicht immer so angenehm zu lesen war.

Die Spannung steigt langsam an und hält sich dann aber auch kontinuierlich. Immer wieder gibt es Wendungen, mit denen ich nicht gerechnet hatte und die es wieder zu einem wahren Lesegenuss machten. Natürlich kam ich selbst zwischendurch ins Grübeln, wie das Ganze wohl enden würde, konnte mir aber keinen so richtigen Reim darauf machen, weil alles für mich nicht logisch genug klang. Dementsprechend hatte ich auch ein wenig Angst, wie sehr mich die Auflösung wohl überzeugen würde...

Die Figuren sind alle sehr authentisch gezeichnet und konnten mich auch überzeugen. Allgemein ist nichts überspitzt dargestellt und auf unnötiges Drama wurde auch verzichtet, wodurch ich dieses Buch auch sehr gerne las und nicht immer insgeheim dachte: ja, ne, ist klar...
Die Personen legen außerdem eine enorme Entwicklung hin, wobei man hier vor allem auf Joanna verweisen muss. Sie hat mich wirklich überrascht!

Nun, leider hat dieses Buch trotz der Lobeshymnen einen einzigen Schönheitsfehler: das Ende. Dieses konnte mich leider überhaupt nicht überzeugen und hat für mich alles kaputt gemacht. Es wirkt so, als hätte das Autorenduo hier die Lust am Schreiben verloren, weil es einfach so eine platte Auflösung ist, die einen einfach nicht überzeugen kann. Das ist echt frustrierend, weil ich bis dahin hellauf begeistert von dem Buch war. Da mir das Buch aber dennoch sehr schöne Lesestunden geschenkt hat, vergebe ich vier von fünf Sternen!

Die beiden haben übrigens angekündigt, dass es bald ein weiteres Buch von ihnen zusammen geben wird, was ich definitiv lesen werde, weil es die Mischung einfach macht. Ob das ein weiterer Band um Erik und Joanna ist, ist allerdings noch nicht bekannt.

Kommentare

marsupij kommentierte am 25. Januar 2016 um 16:00

Mich hat das Ende auch sehr enttäuscht.