Rezension

Ein tolles Jugendbuch, dass mich echt überraschen konnte

Verlieb dich nie in einen Vargas - Sarah Ockler

Verlieb dich nie in einen Vargas
von Sarah Ockler

Bewertet mit 5 Sternen

"Verlieb dich nie in einen Vargas" ist ein Buch, dass mich echt überraschen konnte. Anders als das Cover auf dem ersten Blick vermuten lässt, handelt es sich hierbei nicht um eine nette Romanze zweier Teenies, sondern behandelt ein sehr ernstes Thema. Judes Vater ist an Alzheimer erkrankt, einer seltenen Form, die besonders früh einsetzt. Nun ist der letzte Sommer angebrochen, bevor sie aufs College wechselt. Doch statt wie ihre Freundinnen unbeschwert ihre Ferien zu genießen, hat Jude eine schwere Last zu tragen. Da ihre Schwestern nicht mehr zu Hause leben und ihre Mutter arbeitet, ist es Jude, die sich um ihren kranken Vater kümmert. In der Hoffnung, dass alte und schöne Erinnerungen die Krankheit aufhalten, macht sich Jude auf die Suche nach einem Mechaniker, der Valentina, die alte Harley ihres Vaters wieder aufbauen soll. Denn immer wieder erzählt ihr Vater von seinen glücklichen Erinnerungen, die er mit Valentina verbindet. Sie findet einen und er heißt Emilio, der sich ausgerechnet als der jüngste der Vargas-Brüder entpuppt. "Verlieb dich nie in einen Vargas" musste Jude, die jüngste der Hernandez-Töchter einst ihren Schwestern schwören, da wieder einmal einer der Vargas-Brüder das Herz einer Hernandez gebrochen hat. Ja, sie hat damals sogar einen Blutseid darauf geschworen. Doch Jude beschließt ihn dennoch anzuheuern und anders als erwartet, wird Emilio Jude in diesem Sommer eine sehr große Stütze sein. 

Der Einstieg ins Buch gestaltet sich zunächst etwas schwierig, ja fast schon etwas verwirrend und langweilig. Es lohnt sich aber auf alle Fälle weiter zu lesen, denn den Leser erwartet eine letztendlich doch bittersüße und vor allem tiefgründige Geschichte, die mich begeistern und berühren konnte. Obwohl es eigentlich die Geschichte um Jude und Emilio ist, die im Vordergrund steht, liegt der Focus doch auf Judes Familie, insbesondere ihren Vater, der von ihr liebevoll Papi genannt wird. Auch sind es die unendlichen Bemühungen Judes, die Krankheit ihres Vaters aufhalten zu wollen, die das Herz des Lesers berühren. 

" 'Ich erinnere mich an alles, was mit diesem Motorrad zusammenhängt. Wir werden El Demonio schon zeigen, wer hier der Boss ist, he, Juju?' So nannte er es - den Dämon. Das teuflische Ding, das sich durch sein Gehirn fraß und seine Erinnerungen verschlang." (Buch Seite 29)

Jude, die von ihrer Familie liebevoll Juju genannt wird, ist ein sehr authentischer Charakter. Sie ist liebenswert, witzig und ich finde es bewundernswert, wie sie sich in ihren jungen Jahren um ihren kranken Vater kümmert. Es hat mich sehr betroffen gemacht, wie sich ihre Freunde wegen der Krankheit von ihr zurückgezogen haben, wie sogar Juju sich für die Ausfälle, die durch die Krankheit verursacht wurden, schämte. Aber alles war für mich absolut glaubhaft und nachvollziehbar. Gerade bei diesen Ausfällen, die ihren Vater in bestimmten Situationen heimsuchen, ist ihr Emilio, den wir Anfangs als den gut aussehenden Badboy kennen lernen und den ich Anfangs ganz anders eingeschätzt habe, eine große Hilfe. Denn im Gegensatz zu anderen Menschen hat er ein ganz normales Verhältnis zu  ihrem Vater und schafft es immer wieder ihn in diesen Situationen zu beruhigen. Er zeigt Verständnis und scheint einen besonderen Draht zu ihrem Vater zu haben. Auch er ist ein sehr liebenswerter Charakter, der immer einen witzigen Spruch auf Lager hat. Auch wenn diese oft machomäßig klingen, ist er doch ein netter Kerl, der in der Vergangenheit auch schon mit Verlusten klar kommen musste.

Die Lovestory um die Beiden war jetzt zwar nichts Besonderes und auch nichts Neues, aber wenn man die gesamte Geschichte kennt, ist sie unglaublich süß. Der Schreibstil ist Anfangs leicht und witzig, wird aber im Verlauf der Geschichte ernster, was jedoch perfekt zum Buch passt. Tja, was das Cover und den Klappentext betrifft... Nun, ich finde wie so einige Male schon gelesen, dass beide nicht so sehr zur Geschichte passen. Wie oben schon geschrieben, vermutet man, dass man hier eine nette, süße Sommerromanze geboten bekommt. Das finde ich sehr schade, da das Buch doch viel mehr als das beinhaltet.

"Verlieb dich nie in einen Vargas" ist für mich ein tolles, tiefgründiges Jugendbuch mit einer bewegenden, emotionalen Geschichte, die sehr zum Nachdenken anregt und durch seine wunderbaren Charaktere besticht. Eine außergewöhnliche Geschichte, die perfekt umgesetzt wurde. Absolut empfehlenswert...