Rezension

Ein traurig-schönes kleines Werk

Warten auf Bojangles - Olivier Bourdeaut

Warten auf Bojangles
von Olivier Bourdeaut

Bewertet mit 4 Sternen

Warten auf Bojangles stand schon eine ganze Weile auf meiner Leseliste, aber da ich vermutete, dass das Buch auch einige traurige Momente bereithält, habe ich lange nicht den richtigen Lese-Zeitpunkt gefunden. Doch nun habe ich das Buch an einem Tag durchgelesen. 

Es ist tatsächlich ein traurig-schönes kleines Werk, geschrieben von Olivier Bourdeaut. Er erzählt von Georges und seiner schillernden Frau, die jeden Tag einen neuen Namen trägt. Gemeinsam mit ihrem kleinen Sohn feiern sie täglich Partys und genießen zwischendurch die Sonne in ihrem spanischen „Wolkenschloss“. Doch Georges Frau wird immer launischer, bis eines Tages ein Unglück geschieht und sie in der Psychiatrie landet. Damit mag sich aber keiner der drei Familienmitglieder abfinden und sie schmieden einen Befreiungsplan.

Der Autor Olivier Bourdeaut hat für sein Debüt eine märchenhaft-poetische Sprache gewählt, die mich sofort begeistert hat. Er zeigt den wilden Spaß der Familie, hinter dem aber immer mehr das manisch-depressive Wesen der Frau hervortritt. Und er zeigt die große Liebe des Ehepaares, so groß, dass ein Leben ohne den anderen nicht möglich erscheint. Meist aus der Sicht des Sohnes geschrieben, kommt aber auch Georges immer wieder zu Wort. Eine gute Mischung, die es gerade zum Ende noch tragischer werden lässt. 

Erwähnenswert ist die sehr besondere Sprache, die, wie schon angedeutet, märchenhaft und ein wenig poetisch wirkt. Das muss man mögen. Aber wenn man sich darauf einlässt, bekommt man eine wundervolle Geschichte.