Rezension

** Ein Treffen, das Leben verändert **

All die verdammt perfekten Tage
von Jennifer Niven

Bewertet mit 4 Sternen

Ich hatte zwar vor dem Lesen wahrgenommen, dass es in diesem Roman um zwei junge Menschen geht, allerdings war mir dennoch nicht ganz bewusst, dass es sich vor allem um einen Jugendroman handelt. Da ich in der Vergangenheit aber auch schon ganz gute, unterhaltsame Jugendromane gelesen hatte, machte mir dies nichts aus und ich war gespannt, wie sich „All die verdammt perfekten Tage“ von Jennifer Niven im weiteren Verlauf entwickeln würde.

 

Die Story wird durch ein einprägsames Ereignis eingeleitet, welches die Hauptcharaktere des Romans von nun an verbindet: Theodore Finch – seines Zeichens Spinner, Freak, komischer Kauz – und Violet Markley – die vor einem Jahr ihre Schwester Elenor durch einen Autounfall verlor – treffen sich zufällig auf einem Glockenturm, der sich auf dem Schulgelände befindet. Beide scheinen das gleiche vorgehabt zu haben – zu springen, dem Leben ein Ende zu setzen, oder zumindest das Gefühl zu bekommen, was wäre wenn…Theodore ist es letztendlich, der Violet rettet und die Situation vor den anderen so darstellt, als hätte Violet ihn vom Springen abgehalten.

 

Als ein Schulprojekt ansteht, sorgt Theodore dafür, dass er zusammen mit Violet ein Team bildet. Diese ist zunächst wenig begeistert, vor allem weil sie Angst hat, dass Theodore sie doch noch verrät. Aber es kommt ganz anders. Beide merken schnell, dass sie sich nicht zufällig oben auf dem Glockenturm getroffen haben, sondern dass beide einiges verbindet. Das junge Mädchen lebt seit dem Unfall, den sie (anders als ihre Schwester) überlebt hat, nur noch vor sich hin. Das Schreiben, welches ihr früher große Freude bereitet hat, ist ihr egal geworden. Sie traut sich nicht mehr, mit dem Auto zu fahren. Sie wird von allen mit Samthandschuhen angepackt. Sie fühlt sich für den Tod ihrer Schwester schuldig. Theodore hat ebenfalls viele Dinge, die ihn beschäftigen. Sein Kopf macht nicht immer das, was er soll. Er hat manchmal Blackouts und benimmt sich nicht so, wie man es von ihm erwartet. Er hat wenig Freunde, einen gewalttätigen Vater, der die Familie verlassen hat und eine Mutter, die nicht annähernd an seinem Leben teilnimmt. Er steht durch sein Verhalten und seine zahlreichen Fehlzeiten kurz vor einem Schulverweis und bis auf einen Psychologen an der Schule scheint niemand zu erkennen, dass Theodore anscheinend unter einen psychischen Störung leidet.

 

Das gemeinsame Projekt, bei denen die beiden Sehenswürdigkeiten ihrer Heimat besuchen und beschreiben sollen, gefällt ihnen mehr und mehr. Und ehe sie sich versehen, ist da plötzlich eine tiefere Verbindung, als nur das Treffen auf dem Glockenturm…

 

Ich muss zugeben, dass ich zunächst – schätzungsweise das erste Drittel des Buches – Schwierigkeiten hatte, mich mit dieser Geschichte anzufreunden. Ich fand es anstrengend, dass Theodore Finchs Probleme immer nur umschrieben wurden, statt die Probleme (bipolare Störungen) beim Namen zu nennen. Auch fand ich es befremdlich, dass seine Mutter, sowie seine Schwestern eine so distanzierte Beziehung zu ihm hatten und er keinerlei ärztliche Behandlung erhielt. Die Gefühle und Probleme von Violet waren für mich dahingehend greifbarer. Zum Glück konnte ich mich zwar nicht in ihre Gefühlslage hineinversetzen, aber ich konnte nachvollziehen, wie sie sich fühlen muss: Ein Unfall – ihre Schwester stirbt, sie lebt weiter.

 

Im Verlaufe der Story gefiel mir „All die verdammt perfekten Tage“ dann immer besser, auch wenn viel Träumerei, Romantik und Poesie von der Autorin eingebracht wurden. Ich möchte nichts vorwegnehmen, aber ich muss zugeben, dass mir zum Ende der Geschichte hin Tränen kamen. Ich fand die Wendung in diesem Buch richtig traurig und ergreifend, was ich für ein Jugendbuch recht beachtlich finde. Dass die Kapitel mal aus der Sicht von Theodore Finch und mal aus der Sicht von Violet Markley geschrieben wurden, fand ich ebenfalls gut.

 

Alles in allem hat mir dieser Roman recht gut gefallen, auch wenn ich mir als Leserin natürlich ein schönes Ende gewünscht hätte.