Rezension

Ein trostloses Leben ohne Perspektive

Mit der Faust in die Welt schlagen - Lukas Rietzschel

Mit der Faust in die Welt schlagen
von Lukas Rietzschel

Bewertet mit 4 Sternen

Lukas Rietzschel greift in seinem Debütroman „Mit der Faust in die Welt schlagen“ ein aktuelles und brisantes Thema auf.

In drei Zeitabschnitten begleitet man die Brüder Philipp und Tobias Zschornack durch die Jahre 2000 bis 2015. Sie leben in einem sächsischen Dorf in der Oberlausitz rund 60 km von Dresden entfernt, in dem vieles im Wandel ist, leider nicht zum Positiven. Unter der Normalität des Alltags brodelt es gewaltig. Ausländerfeindlichkeit und Rassismus treten immer offener zutage, aber weder die Eltern noch die Schule beantwortet den Jugendlichen diesbezüglich ihre Fragen oder sorgen für Aufklärung. Eine gleichgültige und desinteressierte Stimmung zieht sich durch den gesamten Roman. Da ist es nicht verwunderlich, dass sich Philipp und Tobias immer mehr von den örtlichen Neonazis, bei denen es so etwas wie Zusammenhalt gibt, beeinflussen lassen.   

Der Alltag der Familie Zschornack wird sehr gut dargestellt und man erfährt eine Menge über ihr Leben, ohne das wirklich viel passiert. Die Charaktere werden ausführlich und gut beschrieben und die Hoffnungslosigkeit, die sich langsam abzeichnet und der Verfall werden schnell sehr deutlich. Alles wirkt in sich erschreckend stimmig.

Der Schreibstil von Lukas Rietzschel ist schnörkellos, beschreibend mit wenigen Emotionen, eher nüchtern und trotzdem aufwühlend. Eine Kombination, die mir so noch nicht begegnet ist. Während mich anfangs der sehr nüchterne und teils emotionslose Schreibstil ein wenig gestört hat, finde ich ihn jetzt einfach nur noch passend.

Mein Gedanke bei diesem Buch war, dass es sich großartig als Schullektüre eignen würde, da es eine Menge brisanter Themen beinhaltet und viel Diskussionsstoff bietet.