Rezension

Ein Türke in Frankfurt - 1983

Happy birthday, Türke! -

Happy birthday, Türke!
von Jakob Arjouni

Bewertet mit 5 Sternen

Ahmed Hamul lag erstochen mit einem Messer im Rücken im Hinterhof eines Etablissements nahe dem Frankfurter Hauptbahnhof. Da die Polizei keine all zu großen Anstrengungen macht, seinen Mörder zu finden, steht seine Frau ein paar Tage später im Büro von Kemal Kayankaya, Türke in der Türkei geboren in Deutschland aufgewachsen, versteht und spricht kein türkisch, der sich mit Privatermittlungen versucht über Wasser zu halten. Es ist der 11.08.1983, sein 26. Geburtstag und den 1.000,00 DM Schein, den ihm Frau Hamul hin hält, kann er sehr gut brauchen. Also begibt er sich auf Spurensuche…

 

Als ich dieses Buch ganz unten in meinem SuB gebunden habe, habe ich lange überlegt, ob ich die Geschichte überhaupt lesen soll.Jetzt, im Nachhinein ärgere ich mich, dass ich es nicht viel früher hervorgeholt habe.

Jakob Arjouni, der leider nur 48 Jahre alt wurde, hat einen so mitreißenden, trotzdem entschleunigten Schreibstil, dass ich das Buch in einem Rutsch durchgelesen habe. Es ist noch nicht mal die Geschichte an sich, die mich hier bei der Stange gehalten hat. Die würden andere Autoren heute in drei Minuten erzählen. Es waren eher die Typen, die ich hier kennengelernt habe, die Zeitreise zurück in die 1980 Jahre, die ich hier gemacht habe. Beim Lesen habe ich immer wieder realisiert, wie sich die Gesellschaft gerade gegenüber Ausländern seitdem geändert hat. Heute lacht sich keiner mehr schlapp, wenn sich ein Türke z.B. als Privatermittler ausgibt. Ich finde es klasse, wie hier das Verhältnis der Deutschen zu den neuen Einwanderern, gerade aus der Türkei, aufs Korn genommen wird.

Kemal Kayankaya war mir trotz einiger Marotten von Anfang an mit seiner ruhigen, zurück genommenen Art sehr sympathisch. So wie er die Ermittlungen angeht, würde es heute niemals ein Ermittler tun. Das spielt aber beim Lesen keine Rolle. Ich werde hinein gezogen in dichte Zusammenhänge, die es zu entschlüsseln gilt. Alles nicht mit den heutigen Krimis vergleichbar. Aber trotzdem sehr gut.

Besonders gut gefallen haben mir die Gespräche, die auf hessisch geführt wurden. Da habe ich mich mittendrin gefühlt in der hessischen Metropole.

 

Wer sich zurück versetzen lassen will in die Kriminalgeschichte der 1980 Jahre, der wird hier ein spannendes, humorvolles, kurzweiliges und vergnügliches Leseerlebnis haben. Ich habe die Stunden sehr genossen.