Rezension

Ein typischer Fall von nicht erfüllten Erwartungen...

Oder sie stirbt - Gregg Hurwitz

Oder sie stirbt
von Gregg Hurwitz

Zum Inhalt:

Auf Schritt und Tritt beobachtet, überall, jederzeit – ein Alptraum: Als Patrick, Lehrer an einer Highschool, im Nebenberuf Drehbuchautor, morgens wie immer die Zeitung aus dem Briefkasten holt, findet er dort eine mysteriöse, unbeschriftete DVD. Darauf sind er und seine Frau Ariana zu sehen, in allen Räumen ihres Hauses, beim Schlafen, beim Aufstehen, buchstäblich überall. Zunächst glaubt Patrick an einen dummen Scherz. Doch dann kommt plötzlich diese Mail: »Komm alleine, tu, was wir dir sagen – oder sie stirbt.« Für Patrick und Ariana beginnt ein tödliches Spiel … (Buchrücken © Droemer Knaur)

Meine Meinung:

Mit Klappentexten ist das manchmal so eine Sache. Meist machen sie einfach bloß neugierig auf das Buch – der Optimalfall also. In manchen Fällen verraten sie fast ein wenig zu viel von der Handlung und ab und zu haben sie im Nachhinein scheinbar nichts mit dem gerade gelesen Buch zu tun, oder nur sehr wenig. Und genau das war bei "Oder sie stirbt" der Fall…

Meine Erwartungen an das Buch nachdem ich den Klappentext gelesen hatte? Ein Mann auf sich allein gestellt, macht sich auf die Suche nach Antworten um seine Frau aus den Fängen von wem auch immer zu befreien. Seinen Weg säumen evtl. noch ein paar Leichen (ob von ihm selbst oder anderen getötet, da hab ich mir keine Gedanken zu gemacht). Verwicklungen, Ungereimtheiten und diverse andere Thriller-Elemente häufen sich im Laufe des Buches an und werden zum Schluss geklärt.

Auf Verwicklungen und das auflösende Ende musste ich nicht verzichten. Sogar ein paar Leichen habe ich präsentiert bekommen. Doch die Grundlage der Geschichte war eine völlig andere, als von mir gedacht bzw. gehofft. Hätte ich gewusst, dass die Geschichte in diese Richtung geht, hätte der Klappentext den Inhalt des Buches ein wenig besser wiedergegeben, hätte ich Oder sie stirbt wohl nicht lesen wollen.

"Die Kamera bewegte sich weiter in die Küche, nicht eilig, aber auch nicht vorsichtig. Über die Schwelle ins Wohnzimmer, dann zum Sofa, dem Sofa, auf dem ich schlafend lag, dem Sofa, auf dem ich jetzt gerade saß und mich zwingen musste, nicht panisch über die linke Schulter zu schauen, wo ich eine Kamera in behandschuhter Hand befürchtete." (Seite 50)

Jetzt möchte ich natürlich nicht zu viel verraten. Aber in erster Linie geht es halt nicht darum, dass Ariana entführt wurde und Patrick sich jetzt mächtig ins Zeug legen muss, damit sie nicht stirbt. Vielmehr ist es zu Beginn ein verwirrendes Zusammenspiel diverser Situationen, von denen man nicht weiß, was das jetzt alles zu bedeuten hat. Für einen Thriller ist das natürlich erst mal nicht verkehrt. Wenn man aber, so wie ich, darauf wartet, dass das passiert, was auf dem Buchrücken steht, und genau das nicht passiert, kann man schon mal enttäuscht werden. Vor allem dann, wenn sich das Buch nach einem Prolog, der typisch thrillig daherkommt, dann als so eine Art Wirtschaftskrimi entpuppt.

Die Story ist an Komplexität fast nicht zu überbieten. Prinzipiell stört es mich nicht, wenn ich meinen Kopf einschalten muss, um einer Geschichte folgen zu können. Hier geriet ich aber manchmal an meine Grenzen. Zusätzlich zog sich stellenweise alles ganz schön in die Länge und ich musste echt kämpfen, um weiterzulesen. Durchgehalten habe ich. Aber auch nur, weil ich hoffte, dass doch noch irgendwas von dem geschah, was ich mir erhofft hatte.

Ich hatte nicht bloß Probleme mit dem Buch, ich habe nun auch Probleme, diese Rezension zu schreiben. Denn um meine Meinung ausführlich erläutern zu können, müsste ich eigentlich viel mehr vom Inhalt preisgeben. Genau das möchte ich aber nicht, denn ich will anderen Lesern ja nicht im Vorfeld den Spaß verderben.

Letztendlich ist das hier der typische Fall von nicht erfüllten Erwartungen. Ob ich nun daran Schuld bin oder das Buch? Vielleicht ist es eine Mischung aus beidem… Spannend war das Buch, aber es war halt nicht das, was ich erwartet hatte.