Rezension

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Ein typsicher Andrea Maria Schenkel

Kalteis - Andrea Maria Schenkel

Kalteis
von Andrea Maria Schenkel

Bewertet mit 4 Sternen

"Kalteis" ist ein historischer Krimi mit viel Lokalkolorit und absolut empfehlenswert.

Wer schon einmal ein Buch von Andrea Maria Schenkel gelesen hat, der weiß, welcher stilistischer Mittel sie sich bedient. So wie in "Tannöd" benutzt sie auch in "Kalteis" die reale Vorlage der Gerichtsakten des historischen Kriminalfalls.

"Kalteis" ist der Nachname des mehrfachen Mörders, der in den 1930er Jahren in München Frauen vergewaltigt, tötet und aus sexuellen Motiven heraus verstümmelt. Seine Sicht der Geschichte wird anhand der damaligen Vernehmungsprotokolle nachgezeichnet.

In dem Buch wird aber auch die Geschichte von der jungen Kathi erzählt, die vom Dorf in die Großstadt kommt, um dort ihr Glück zu machen. Zuerst will sie sich eine Stelle suchen. Aber als Dienstmädchen will sie nicht arbeiten. Sie beginnt eine Freundschaft zu Anna, die sie in einem Wirtshaus weiteren jungen Leuten vorstellt. Darunter ist Mitzi, die sich eine Wohnung leisten kann, weil ein ominöser Verlobter sie aushält. Solch ein einfaches Leben stellt sich Kathi ebenfalls vor. Sie wird Stammgast im Wirtshaus und versucht einen solventen Chauffeur für sich zu gewinnen. Dieser ist jedoch verheiratet und versetzt Kathi mehrmals. Letztenendes prostituiert sich Kathi, um einen Schlafplatz oder eine warme Suppe von den Männern zu bekommen. Auf diese Weise lernt sie auf der Wiesn dann auch Josef Kalteis - ihren Mörder - kennen, den der innere Drang wieder einmal auf die Suche geschickt hat.

Andrea Maria Schenkel berichtet nicht chronologisch. Wie die Story ausgeht, ist dem Leser ja bewusst. Es geht Schenkel vielmehr darum, die beteiligten Personen dieser Verbrechen zu Wort kommen zu lassen und so auch die Beweggründe für ihr Handeln zu beleuchten. Dabei wechselt sie zwischen den Geschichten der vorherigen Opfer, Kathis Geschichte und den Vernehmungen von Josef Kalteis. Ihre Sprache gibt den einfachen, dialektalischen Jargon des einfachen Volkes in München wider.