Rezension

ein überzeugender Abschluss

In deinen Augen - Maggie Stiefvater

In deinen Augen
von Maggie Stiefvater

Inhalt:
Sam ist ein Mensch, Grace ein Wolf und eine neue Bedrohung droht über Mercy Falls hereinzubrechen. Isabells Vater beabsichtigt, gemeinsam mit dem Abgeordneten des Bezirks den Artenschutz der Wölfe aufzuheben und sie allesamt zum Abschuss freizugeben.
Während Grace stets zwischen Menschsein und Wolfsgestalt hin und her wechselt und kaum mehr als ein paar Worte mit Sam wechseln kann, macht sich Cole auf die Suche nach einem Heilmittel. Und er selbst ist das Versuchskaninchen für die lebensgefährlichen Versuche.

Meinung:
Nachdem sich die Grundlagen in Band 2 komplett gekehrt hatten, musste ich natürlich schnell zum Hörbuch des finalen Teils greifen. 

Die Rückkehr nach Mercy Falls fiel mir leicht. Grace ist ein Wolf und Sam fristet sein Dasein in endloser Leere. Bis die nackte Leiche eines Mädchens unweit von Becks Haus gefunden wird: die verschwundene Olivia. Dieser Umstand bringt Sam in Bedrängnis, denn nach dem Verdacht, dass Sam Grace ermordet hat, sind die Indizien für die Polizei eindeutig: Sam muss es auch gewesen sein, der Olivia gekidnappt und im Haus versteckt hat, um sie zu ermorden.

Und auch Isabell hat schlechte Nachrichten für die Wölfe: Ihr Vater hat es nach dem weiteren toten Mädchen durchgesetzt, dass das Rudel offiziell ausgelöscht werden darf. Der Termin rückt näher und es bleibt kaum Zeit, einen Plan zu entwerfen, um Sams „Familie“ zu retten.

Doch es gibt einen Lichtblick: Einer der Polizisten glaubt, etwas gesehen zu haben, etwas, dass er sich selbst eigentlich nicht eingestehen will…

In gewohnt wechselnder Erzählstimme erfuhr ich hautnah aus allen Perspektiven, was gerade passiert. Maggie Stiefvater setzt erneut auf Emotionen, von denen es insbesondere am Anfang der Geschichte so einige gibt. In diesem noch ruhigeren Teil dieses Trilogie-Finales gibt sie auch Einblicke in Nebencharaktere wie Grace’s Mutter, die das Handeln in den Vorgängerbänden etwas anders beleuchten.

Die Charaktere haben sich alle in die mir gewünschte Richtung entwickelt. Insbesondere Cole hat sich noch mehr zu meinem Liebling gemausert, auch wenn die Dialoge mit Isabell nicht mehr ganz so viel Biss hatten – dafür umso mehr versteckte Emotionen, die zu ihrem jeweils ganz speziellen Charakter passten: sich Emotionen nicht einzugestehen und aus Angst lieber die Distanz wahren. Dennoch gab es mehrere Momente, in denen nahezu Funken sprühten. Ich hing wie gefesselt an den Erzählstimmen von Gabrielle Pietermann und Johannes Raspe und freute mich auf jede weitere Begegnung.

Doch Coles selbstzerstörerische Art hat sich in Forscherdrang ohne Angst vor Konsequenzen verwandelt und das kommt – ohne die Hintergründe zu kennen – bei niemandem gut an. Ich hätte ihn am liebsten das ein oder andere Mal geschüttelt, dass er nicht so stur sein und reden soll, anstelle von Vorwürfen über sich ergehen zu lassen, die eigentlich haltlos sind. Doch meine emotionale Verbindung zu ihm wuchs immer weiter und ich bangte mit ihm in jeder Minute, in der er Gefahren ausgesetzt war – und das waren einige.

Meiner Meinung nach wurde der Beziehung von Sam und Grace von Cole und Isabell eindeutig die Show gestohlen. Die wenigen gemeinsamen Momente, in denen sie sich nicht Gedanken über Folgen möglicher Entscheidungen machen mussten, waren schon kurz davor, kitschig zu sein. 

Durch die konstant ansteigende und immer näher rückende Bedrohung der finalen Jagd auf die Wölfe steigt die Spannung und Aufregung aber so konsequent, dass ich keine Zeit mehr hatte, mir Gedanken über Kitsch oder Detailverliebtheit zu machen. Rückschläge und weitere Bedrohungen pflasterten den Weg der Charaktere und die Zeit wurde immer knapper. 
Der finale Showdown hatte es dann in sich. Ich hing gebannt an den Lautsprechern und war mir nicht mehr sicher, was Maggie Stiefvater ihren Figuren antun könnte.
Das Ende selbst lässt dann genügend Raum für eine eigene gedankliche Fortführung der Geschichte – in diesem Fall aber äußerst passend und für mich zufriedenstellend.

Urteil:
Der Abschluss der Trilogie um die „Wölfe von Mercy Falls“ konnte mich wieder mehr überzeugen als der zweite Teil. Die Spannung steigt konsequent und strebt unaufhörlich dem Showdown entgegen, sodass ruhigere und „kitschigere“ Passagen kaum auffielen. Sehr gute 4 Bücher für „In deinen Augen“.

Die Reihe:
1. Nach dem Sommer
2. Ruht das Licht
3. In deinen Augen

©hisandherbooks.de