Rezension

Ein überzeugendes Thriller-Debüt!

Die Vermissten - Jane Casey

Die Vermissten
von Jane Casey

Zum Inhalt: Die junge Lehrerin Sarah Finch macht beim Joggen im Wald einen schrecklichen Fund: zwischen den Bäumen findet sie die Leiche einer ihrer Schülerinnen, der seit mehreren Tagen vermissten Jenny. Die Tatsache, dass sie die Leiche des jungen Mädchens gefunden hat, bringt Sarah von Anfang an in unmittelbare Nähe der Ermittlungen des Teams um Detective Chief Inspector Vickers. Mit den Ermittlungen um den Mord an Jenny wird auch die Erinnerung an ein dunkles Kapitel in Sarahs eigener Familiengeschichte wachgerüttelt: vor sechzehn Jahren verschwand ihr damals zwölf Jahre alter Bruder Charlie, und es konnte nie aufgeklärt werden, was damals geschah. Sarah wird durch die Geschehnisse der Gegenwart in ihre Vergangenheit versetzt und beschließt, nicht länger vergessen zu wollen, sondern versucht nach all der Zeit, Licht in die Geschehnisse von damals, die noch immer einen langen Schatten über das Leben ihrer Familie werfen, zu bringen.

Die Geschichte wird in zwei Handlungssträngen erzählt: auf jedes Kapitel aus der Gegenwart folgt eines, in der Charlies Verschwinden vor sechzehn Jahren und der darauf folgenden Zeit erzählt wird. Dabei lernt der Leser in den Kapiteln aus der Vergangenheit die Protagonistin Sarah besser kennen und verstehen. Beide Handlungsstränge haben in etwa gleiche Wertigkeit und steuern zum Ende des Buches hin gleichermaßen auf ihre Auflösung zu, wobei natürlich unerwartete Verknüpfungen zwischen Gegenwart und Vergangenheit aufgedeckt werden…

Eigene Meinung: „Die Vermissten“ von Jane Casey ist das erste Buch der Autorin Jane Casey und ist für mich ein von vorne bis hinten überzeugendes Debut. Innerhalb weniger Seiten hatte es die Autorin geschafft, mich an der Hand zu nehmen und mich tief hinein zu ziehen in die Geschichte um die für eine Protagonistin aus einem Thriller äußerst vielschichtige Hauptfigur Sarah, aus deren Sicht die Geschichte erzählt wird. Der Spannungsbogen wurde für mich von Anfang bis Ende konsequent durchgehalten, dabei wird allerdings die eigentliche Auflösung des Mordfalles von Jenny in der Gegenwart und des Verschwindens von Charlie vor sechzehn Jahren gar nicht in so einem rasanten Tempo erzählt. Neben dem Haupt-Handlungsstrang schafft die Autorin es, der Geschichte viele Facetten hinzu zu fügen – Sarahs schwieriges Verhältnis zu ihrer Mutter, die über das Verschwinden ihres Sohnes nie hinweg gekommen ist und sich seit Jahren in den Alkohol flüchtet, das dramatische Schicksal ihres Vaters, sowie die prickelnde Affäre (oder mehr?!) zwischen Sarah und Detective Blake (hier knistert es wirklich ordentlich zwischen den Zeilen)  – so dass zu keiner Zeit Langeweile aufkommt und ich mich von vorne bis hinten wunderbar unterhalten gefühlt habe.

Am Ende des Buchs kommt es dann zum großen Showdown und den einzigen blutigen Momenten in dieser für einen Thriller doch eher sparsam blutigen Geschichte. Die Auflösung des Mordes an Jenny war dann auch eine gelungene Überraschung – ich hatte beim Lesen viel spekuliert und zwei unterschiedliche Theorien bezüglich Jennys Mörder gesponnen – und war entzückt, am Ende des Buches festzustellen, dass die Autorin mich gekonnt aufs Glatteis geführt hatte und eine für mich komplett unauffällige Figur am Ende als Täter überführt wurde.

Fazit: Es wird wohl nicht das einzige Buch der Autorin bleiben, dass in meinen Bücherregalen Einzug halten darf!