Rezension

Ein überzeugendes Werk in schwierigen Zeiten über Scham, Männlichkeit und Verantwortung

Giovannis Zimmer - James Baldwin

Giovannis Zimmer
von James Baldwin

Bewertet mit 5 Sternen

Mit seinem Erstlingswerk und Klassiker„Giovannis Zimmer“ hat der phänomenale Autor James Baldwin ein weiteres Mal mein Leseherz erobert. Es geht, wie in wohl allen seinen Büchern und Essays, um die Reflexion und Erkenntnis des Individuums!

 

„Doch leider können sich Menschen ihren Ankerplatz, ihre Liebhaber und ihre Freunde ebenso wenig aussuchen wie ihre Eltern. Das Leben gibt sie und nimmt sie, und die Schwierigkeit liegt darin, zum Leben Ja zu sagen.“

 

Das Buch hat mit einem Nachwort von Sasha Marianna Salzmann 208 Seiten, trotzdem geschehen so viele Dinge in der Handlung, die einen nach dem Lesen noch lange beschäftigen. Ein sehr intensives Buch, das mich sehr begeistert und meine Faszination für Baldwin gesteigert hat.

 

Die Geschichte spielt ende der 50ér in Paris. Wir lernen David kennen, der mit Hella verlobt ist. Allerdings läuft es nicht besonders gut und Hella reist für eine Zeit alleine nach Spanien. In dieser Kontaktpause lernt David in einer Bar den Kellner Giovannit kennen und verliebt sich in ihn. Dieser wohnt einen kleinen sog. Dienstmädchenzimmer und David zieht zu ihm. Giovannie steigert sich immer mehr in diese besondere Beziehung aber David muss sich erstmal damit beschäftigen und auch abfinden, dass es homosexuelle Neigungen hat, da er ja eigentlich mit Frauen zusammen war und auch noch ist. Es schwingt zwischen dem Leben als heterosexueller Mann und homosexuellem Mann, was er er teilweise nicht wahrhaben will, sich gleichzeitig aber sehr von Giovanni angezogen wird. Phasenweise steht auch im Raum, ob er überhaupt lieben kann. Es geht auch viel um das Thema Scham und vor allem in der Zeit der 50 er ist das Thema, dass Männer auch Männer lieben können alles andere als normal, daher entsteht bei ihm auch so eine Art Ablehnung gegen diese Art des Begehrens. Eines Tages kehrt Hella aus Spanien zurück und das Buch endet mit einem Drama, das mich zutiefst erschüttert hat...

 

Der Schreibstil gefällt mir sehr und konnte mich von der ersten Seite fesseln.

 

Die Tatsache, dass James Baldwin zur damaligen Zeit als schwarzer, homosexueller Mann  aus nicht privilegierten Verhältnissen über zwei weiße homosexuelle Männer schreibt, wurde sehr skandalisiert. Trotzdem hat er einen Verlag gefunden, der dieses Buch veröffentlicht. Dazu solte mach auch wissen, das er in seinen Büchern auch immer autobiografische Elemente einfließen lässt, was mir sehr gefällt und mich sehr interessiert. Das macht die Handlung so authentisch und vermutlich für die damalige Zeit so dramatisch. 

 

Das Buch  sollte nicht„nur“ als ein queeres Buch gelesen werden, sondern auch als eine Geschichte in der es viel um die Themen  wie Autonomie, Männlichkeit, Individualität, Vertrauen, Verantwortung, Verletzbarkeit, und Selbstreflexion geht. 

Auch das Nachwort von Sasha Marianna Salzmann fand ich sehr interessant und informativ geschrieben.

Ich habe „Giovannis Zimmer“ sehr gern gelesen und freue mich schon auf Another Country, welches 2021 neu verlegt werden soll.

Ich bedanke mich bei James Baldwin und dem dtv Verlag, der seine Bücher mit wunderschöner Aufmachung in Farbe und Bildern verlegt.

Von mir gibt es volle 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung!