Rezension

ein uneingeschränktes Lesevergnügen

Schwarzer August - Gil Ribeiro

Schwarzer August
von Gil Ribeiro

Bewertet mit 5 Sternen

Hach, was für ein schöner Start in die Geschichte – besonders schön natürlich für diejenigen Leser, die seit dem ersten Band dabei sind und „die Sache“ mit Soraia und Leander von Beginn an verfolgen. Allerdings holt der Alltag die Beiden schnell wieder ein, als die erste Bombe explodiert…

In diesem vierten Teil der Reihe ermitteln Leander Lost und seine portugiesischen Kollegen in einem Fall, der ihnen eine Menge abverlangt, und das nicht nur im Hinblick auf ihre kriminalistische Befähigung. Der Bombenleger erweist sich als überaus intelligent, bleibt ihnen stets einen Schritt voraus und das Team der PJ muss alle Kräfte bündeln um seine Motive und Identität zu entschlüsseln. Wie sie das im einzelnen tun, setzt Gil Ribeiro hier ebenso schlüssig wie spannend in Szene und hat mich rundum überzeugt. Es liegt auf der Hand, dass Leander mit seinen beeindruckenden logischen Fähigkeiten sowie seinem absoluten Gedächtnis erheblich dazu beiträgt. Mir macht es einfach Freude zu lesen, wie sehr er inzwischen von seinen Kollegen geschätzt wird und wie sie mit seinen speziellen Eigenheiten umzugehen gelernt haben, die natürlich auch hier immer mal wieder für ein Schmunzeln sorgen.

Nach meinem Empfinden ist diese Reihe mit jedem weiteren Band noch ein bisschen besser, runder und stimmiger geworden. In diesem besonderen Fall, der auch den Ermittlern ziemlich nahegeht, lerne ich die mir bis dato eh schon lieb gewordenen Figuren noch intensiver kennen. Und tatsächlich wachsen sie mir dadurch noch mehr ans Herz. Faszinierend wie der Autor es schafft, den Finger auf die Schwächen des bzw. der Einzelnen zu legen und sie dabei keineswegs unsympathisch wirken lässt.  Vermutlich ist auch das ein Teil der „portugiesischen Seele“, zu der Toleranz und Akzeptanz gehören, und die Ribeiros Geschichten durchdringt, ebenso wie die Zuneigung für Portugal, seine Menschen und Traditionen. Gerade was diese Komponenten angeht, ist die „Lost in Fuseta-Reihe“ ausgewogener geworden. Gab es im ersten Teil noch manches, das mir unrund erschien, finde ich im vierten Teil das Lokale, das Persönliche der Protagonisten samt ihrer charakterlichen Eigenheiten auf besondere Weise und nahezu perfekt mit den stets präsenten Ermittlungen verwoben. Auch sprachlich und erzählerisch wunderschön zu lesen!

Spannungsszenen haben für mich hier keine Priorität, aber auch die kommt nicht zu kurz. Und nicht nur zum Ende hin, sondern lange vorher schon gibt es „nervenkitzlige“ Momente.

Dass mich dieser Fall samt seiner Hintergründe vom Thema her besonders gefesselt hat, trägt natürlich zu meiner Zufriedenheit bei. Wie der Autor die ethisch-moralische Problematik beleuchtet, ohne erhobenen Zeigefinger und auch ohne eindeutig Stellung zu beziehen, hat mir sehr gefallen.

Fazit

Uneingeschränktes Lesevergnügen mit einem Thema, das mich berührt und bewegt hat, ansprechend erzählt, Sprache und Humor genau nach meinem Geschmack, und die Figuren – einfach großartig, jede auf ihre Weise. Ich hoffe, es dauert nicht allzu lange bis Teil 5 erscheint.