Rezension

Ein unerwünschter Gast.

Der zehnte Gast - Shari Lapena

Der zehnte Gast
von Shari Lapena

Bewertet mit 5 Sternen

Worum geht es?:

Das abgelegene Hotel Mitchell’s Inn in den Wäldern der Catskill Mountains scheint der perfekte Ort für ein erholsames Wochenende zu sein – ganz ohne Handyempfang und Internetanschluss. Als dann aber ein aufziehender Schneesturm jegliche Kommunikation mit der Außenwelt unmöglich macht und auch noch die Stromversorgung ausfällt, stehen den zehn Hotelgästen sowie dem Hotelbesitzer und dessen Sohn schwere Zeiten bevor. Der Aufenthalt in dem traumhaften Hotel wird schnell zum Alptraum, als der erste Gast unter mysteriösen Umständen ums Leben kommt. Den Überlebenden wird langsam klar, dass einer von Ihnen ein Mörder ist und niemand weiß, wer das nächste Opfer sein wird.

 

Meine Meinung:

 „Der zehnte Gast“ ist zwar nicht der erste Thriller von Shari Lapena, allerdings mein erstes Buch von dieser Autorin – und es wird wohl nicht das letzte bleiben.

Das Setting – ein abgeschiedenes Hotel, von der Außenwelt durch einen verheerenden Schneesturm abgeschnitten, ohne Möglichkeit für die Gäste Hilfe von Außerhalb zu rufen – ist natürlich nicht neu.  Allerdings ist es wirklich überzeugend umgesetzt. Das charmante Hotel steht bald in krassem Gegensatz zu den Geschehnissen innerhalb seiner dann nicht mehr ganz so idyllisch wirkenden Wände. Erzählt wird abwechselnd aus der Perspektive der einzelnen Gäste und dem Hotelbesitzer und dessen Sohn. Die anfängliche Verwechslungsgefahr ist bald überwunden und man hat die unterschiedlichen Personen gut im Gedächtnis. Peu a peu wird man in die Geheimnisse und die Geschicke der einzelnen Personen eingeweiht, verraten wird nie zu viel auf einmal. Manche Charaktere waren mir auf Anhieb sympathisch, andere ließen mich fast permanent entnervt mit den Augen rollen. Mehr soll an dieser Stelle aber nicht über die einzelnen Personen verraten werden.

Wie bereits das Cover erahnen lässt, geht es in diesem Buch nicht um oberflächliche, reißerische Gewaltszenen. Die Atmosphäre und die zwischenmenschlichen Interaktionen spielen hier eine weitaus größere Rolle als die eigentlichen Morde. Der Aufbau der Geschichte lädt förmlich dazu ein, seinen inneren Hercule Poirot zu entfesseln und auf Mördersuche zu gehen.

Der Schreibstil der Autorin ist ebenfalls sehr gelungen für diesen Thriller. Es gibt keine all zu langen Sätze oder all zu ausführlichen Beschreibungen von Orten und Personen. Die Spannung kann sich ungezwungen entfalten und bleibt bis zum Schluss aufrecht. Das Ende wird dann verhältnismäßig schnell abgehandelt, was ich als sehr angenehm empfand.

Einzig den deutschen Titel finde ich sehr unpassend gewählt. Der Originaltitel lautet „An unwanted Guest“, welcher wirklich besser zur Geschichte passt, denn für die Handlung ist die Anzahl der Gäste und wer die Nummer Zehn ist, völlig irrelevant.

 

Fazit:

Ein solider und atmosphärischer Thriller, der scheinbar ruhig daherkommt, den Leser aber packt und bis zum Schluss fesselt. Es gibt keine große Brutalität oder billige Effekthascherei, sondern authentische Charaktere und eine glaubhafte Gruppendynamik die mühelos zwischen „Nur gemeinsam sind wir stark!“ und „Jeder ist sich selbst der Nächste!“ schwankt. Eine unerwartete Wendung am Ende ließ mich sogar kurz schmunzeln.