Rezension

Ein ungewöhnliches Buch über eine verrückte Reise

Kim und Struppi - Christian Eisert

Kim und Struppi
von Christian Eisert

Bewertet mit 5 Sternen

Als Schüler hört Christian Eisert zum ersten Mal von der regenbogenfarbenen Wasserrutsche, die Machthaber Kim Il-sung in Pjöngjang gebaut haben soll. Er ist davon so fasziniert, dass er sich 25 Jahre später mit seiner besten Freundin Thanh auf die Suche danach macht: mit gefälschten Biographien reisen sie nach Nordkorea. Unter der strengen Aufsicht ihrer beiden Reiseleiter und des Geheimdienstes machen die beiden einige kuriose und interessante Entdeckungen: Autobahnen ohne Autos, ein Hotel ohne fünften Stock oder ein Hochhaus, das offiziell nicht existiert und deshalb auch auf Nachfrage geflissentlich ignoriert wird. Doch die permanente Beobachtung ist nicht leicht zu ertragen, und so geraten die beiden bald nicht nur an ihre emotionalen Grenzen, sondern auch aneinander.

In einzelnen Passagen wird die Geschichte des Landes erklärt, sodass man ein wenig Hintergrundwissen zur jetzigen politischen Situation bekommt. Außerdem deckt der Autor immer wieder kleine Propagandalügen der Reiseleiter oder der Museumsguides auf, indem er die wirklichen Fakten recherchiert und kurz darlegt.

Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen, durch seinen trockenen Humor gelingt es Eisert, die teilweise sehr bedrückende Stimmung aufzuheitern und den ohnehin seltsamen Situationen noch mehr Absurdität zu verleihen.

Einige Fotos runden den Text ab und beweisen gleichzeitig, dass Eisert nicht (immer) übertreibt.

Fazit:

Ein rundherum gelungener und ungewöhnlicher Reisebericht, der einen kurzen Blick hinter die Kulissen eines sonst für Ausländer sehr verschlossenen Landes gewährt.