Rezension

Ein ungewöhnliches Leseerlebnis

Zugvögel - Charlotte McConaghy

Zugvögel
von Charlotte McConaghy

Bewertet mit 5 Sternen

Ein spannender Roman mit filmreifen Szenen und poetischen Beschreibungen. Diese Geschichte berührt, bewegt, provoziert und regt zum Nachdenken an.

Franny und ihre Lebensgeschichte, spannend in der Kurzbeschreibung des Buches angekündigt, haben sofort mein Interesse an diesem Buch geweckt. Ich wollte unbedingt das Geheimnis des Verbrechens erfahren, von dem Franny flieht und sich auf die abenteuerliche Reise einlässt.

Warum sie gerade den Küstenseeschwalben folgen will, ist für mich zuerst nicht ganz klar. Sie hat drei Vögel mit Peilsendern beringt und verfolgt akribisch ihre Reiseroute auf dem Bildschirm ihres Laptops. Den Kapitän der Saghani, eines der letzten Fischerkutters, konnte sie dazu überreden, sie mitzunehmen und bei ihrem Vorhaben zu unterstützen.

 

Der Anfang dieser Geschichte wirft viele Fragen auf. Warum will Franny den Küstenseeschwalben auf ihrer Reise in die Antarktis folgen? Warum ist ihr dieses Vorhaben so wichtig, dass sie jede Strapaze auf sich nimmt und vor keiner Gefahr zurückschreckt? Warum unternimmt sie diese Reise allein, obwohl sie mit jedem Gedanken bei ihrem geliebten Mann Niall ist? Was ist in ihrem Leben passiert, dass sie so oft an den Tod denkt und felsenfest überzeugt ist, dies wäre ihre letzte Reise?

Die Antworten auf all diese Fragen kommen im Verlauf dieser Geschichte. Mehrere Rückblenden unterbrechen immer wieder die aktuelle Handlung und liefern Einzelheiten aus Frannys Vergangenheit. Und diese war mehr als dramatisch. Mit jeder weiteren Enthüllung wurde das Verhalten der impulsiven und unberechenbaren Franny plausibler, sie selbst gewinnt an Sympathie. Frannys bewegende Lebensgeschichte fesselt und berührt, drückt nicht selten an die Tränendrüse. Ebenso wie die Liebensgeschichte, die Hochzeit mit Niall, alles spontan, unüberlegt, irgendwie verrückt.

„Zugvögel“ von Charlotte McConaggy ist aber nicht nur eine spannende Liebesgeschichte. In diesem Roman, deren Handlung in einer undefinierbaren Zukunft spielt, geht es auch um Klimawandel und Artensterben. Dies wurde unter anderem am Beispiel von Küstenseeschwalben dargestellt. In dem Buch sind die Seeschwalben vom Aussterben bedroht, weil sie auf ihrer Reise keine Nahrung mehr finden würden, denn auch Meeresfische nicht mehr vorhanden seien. Dieser Handlungsstrang hat mich nicht völlig überzeugt, weil die Autorin ihren eigenen Theorien und Gedanken oft widerspricht.

Das Klimawandel ist ein aktuelles Thema, das man unbedingt beachten muss. Aber bei den oft radikalen Aussagen in diesem Buch, die vor allem von Niall kommen, bleibe ich lieber bei dieser Beschreibung der Zugvögel:

Obwohl sie so bunt und verschieden sind, wie eine Gruppe Menschen nur sein kann, merke ich doch, dass sie auch alle gleich sind, Seeleute eben. Im Leben an Land hat ihnen etwas gefehlt, und sie sind losgezogen, um eine Antwort zu finden. Und worin die auch immer bestand, ich bin überzeugt, sie haben sie alle gefunden. Sie sind Zugvögel, die es vom Land wegzieht, und sie lieben es hier draußen auf dem Meer, das ihnen ein anderes Leben bietet… (Zitat Seite 89 E-Book)

Denn auch die Menschen sind ein Teil der Natur.

FAZIT: ein spannender Roman mit filmreifen Szenen und poetischen Beschreibungen. Diese Geschichte berührt, bewegt, provoziert und regt zum Nachdenken an.