Rezension

Ein unglaublich fesselnder und faszinierender historischer Roman!

Die Bücherjäger - Dirk Husemann

Die Bücherjäger
von Dirk Husemann

Bewertet mit 5 Sternen

Jedes Mal, wenn man ein Buch öffnet, lernt man etwas!
(Chinesisches Sprichwort)

Poggio Bracciolinis Leidenschaft ist es alte ehrfürchtige Bücher aufzustöbern und ihre geheimen Botschaften und  vergangenes Wissen zu entdecken. Seine neuen Recherchen führen ihn im Jahr 1417 in Begleitung von Oskar von Wolkenstein zum Bergkloster Sankt Flavius, wo ihn Schwester Agnes auf ein altes Buch aufmerksam macht, das an einer Kette hängt. Eine unglaubliche Geschichte offenbart sich ihm auf den ersten Seiten, die einigen Personen zum Verhängnis werden könnte und Vergangenes in einem anderen Licht erscheinen lässt. Entsetzen breitet sich bei Poggio aus, als am nächsten Tag der Foliant spurlos verschwunden ist. Eile ist jetzt geboten, denn großes Unheil könnte geschehen und Poggio macht sich auf die abenteuerliche Verfolgung der Diebe.

„Die Bücherjäger“  ist für mich das erste Buch aus der Feder von Dirk Husemann, dass ich von ihm gelesen habe und ich war sofort hingerissen von seiner wunderschönen, sehr bildhaften und zwischendurch auch lyrischen Erzählweise, die  vollgepackt ist mit schmeichelnden Worten und gleichzeitig auch Ironie und Wortwitz. Der spannende Aufbau der Geschichte auf zwei  Zeitebenen, die tolle düstere, entbehrungsreiche und gefahrvolle Atmosphäre und die einzigartigen Charaktere haben mich vollkommen in den Bann gezogen. Andauernd lief mein Kopfkino bei Poggios Suche nach dem Folianten, wenn er sich gegen Widersacher wehren, sich aus Notlagen befreien, um sein Leben kämpfen und seine Freunde retten musste. Unglaublich spannend und mit vielen unvorhersehbaren und genialen Wendungen weiß Dirk Husemann einen hier zu überraschen. Sehr besonders und ein tolles Stilmittel von ihm fand ich, den Erzählpart aus Poggios Vergangenheit mit der Überschrift eines „Stundenglases“ zu versehen.

Die vier charismatischen  Protagonisten Poggio, Papst Johannes XXIII, genannt Baldassare, Oskar von Wolkenstein und Agnes von Mähren machen einen unglaublichen Reiz in der Geschichte aus. Lebensnah und glaubwürdig für die damalige Zeit ziehen sie einen mit all ihren Ecken und Kanten, Vorzügen, Lastern und Fehlern in den Bann. Poggio, mein Lieblingscharakter, ist ein selbstloser und unheimlich liebenswerter Mensch mit Herz und Verstand, der sein ganzes Leben lang anscheinend immer das richtige Quäntchen Glück hat. Als Sekretär von Baldassare ist er ein angesehener Mann und weiß seine, durch ihn gewonnenen Fähigkeiten, sehr gut einzusetzen. Überaus interessant ist auch Baldassares Charakter, der mehr wie ein gewitzter Filou und Intrigant, als einer der mächstigsten  Kirchenmänner  rüberkommt. Oskar von Wolkenstein  verkörpert hier den Part der Menschen, deren Antrieb im Leben die Gier nach Macht und Reichtum ist. Ja, und Agnes ist die Frau, die mich durch ihre offene und selbstbewusste Art immer wieder zu überraschen weiß.

Unglaublich schön und mit einem mystischen Moment findet der Autor hier ein wunderschönes Ende für diese historische Reise.

Mein Fazit:

Mit „Die Bücherjäger“ hat Dirk Huseman in mir einen neuen Fan seiner Romane gewonnen. Ich war fasziniert von seiner fesselnden Schreib- und Erzählweise und habe die Jagd nach den alten Schriften mit faszinierenden Charakteren in einer unglaublich bildhaften Kulisse genossen. Sehr interessant fand ich noch die im Nachwort erwähnten geschichtlichen Grundlagen, Ideen und  frei erfundenen Elemente des Buches. Für diesen sehr beeindruckenden historischen Roman vergebe ich eine unbedingte Leseempfehlung und verdiente 5 Sterne!