Rezension

Ein unheimlicher Trip

Die dunkle Seite des Mondes - Martin Suter

Die dunkle Seite des Mondes
von Martin Suter

Bewertet mit 5 Sternen

Mich hat dieser Roman restlos begeistert, jetzt möchte ich weitere Bücher von Martin Suter kennenlernen.

Dieser Roman von Martin Suter war das erste Buch, das ich von ihm gelesen habe. Schade, dass ich diesen Autor nicht schon früher entdeckt habe.

Urs Blank ist erfolgreicher Wirtschaftanwalt, Partner in einer renommierten Schweizer Kanzlei, die sich auf Fusionen und deren Vorbereitung spezialisiert haben. Sie bedienen Firmen aus aller Welt.
Blank ist Mitte Vierzig, führt ein geordnetes Privatleben mit seiner Lebensgefährtin und pflegt eine alte Freundschaft mit einem ehemaligen Schul- und Studienfreund. Dies alles gerät ins Wanken, als er bei einem Spaziergang über einen Flohmarkt dem Mädchen Lucille begegnet. Angezogen von fremden Düften entdeckt er sie, die an einem Stand dort diverse Räucherstäbchen und ähnliche Dinge verkauft. Ein wenig der Welt entrückt, so wirkt sie auf Blank und dieser hat plötzlich wieder Schmetterlinge im Bauch. Er bricht zumindest ein Stück weit mit seinem bisherigen Leben und verheimlicht dies aber vor seinem Kollegen und natürlich auch vor den Klienten.
Radikal anders wird alles, als Lucille und Urs zu einem Wochenende im Wald aufbrechen und Urs erstmals in seinem Leben Bekanntschaft mit halluzinogenen Pilzen macht. Was als ein „Wahnsinnstrip“ beginnt, läuft aus dem Ruder und in der Folge erkennt Urs sich selbst nicht mehr wieder. Offensichtlich hat dieser Trip Züge seines Wesens und Charakters wieder ans Tageslicht geholt, die er durch seine Erziehung und sein Leben erfolgreich verdrängt hat. Hilfe sucht er schließlich bei seinem Jugendfreund, mit dem er sich ohnehin einmal in der Woche trifft und dessen Hilfe als Psychiater er nach anfänglichem Zögern nun doch in Anspruch nimmt.
Unter Anleitung und Aufsicht des Arztes versucht Urs den Trip zu wiederholen und an den entscheidenden Punkten eine Umkehr seines jetzigen Verhaltens zu erzielen.
Aber dieser Versuch misslingt …..
Jetzt gibt es für Urs Blank nur noch ein Ziel. Diesen einen Pilz zu finden, der eine Umkehr möglich machen soll und sich solange vollständig von allen anderen Menschen zurückzuziehen.
Martin Suter erzählt diese Geschichte in einer sehr angenehmen Sprache, die es aber an Spannung mit jedem ordentlich gemachten Krimi aufnehmen kann. Zwischen den Zeilen erfährt der Leser auch manches darüber, wie die „große Wirtschaft“ funktioniert und dass vieles nur davon abhängt, die richtigen Leute zum richtigen Zeitpunkt zu kennen. Überrascht hat das eigentlich nicht, aber hier wird es einmal mehr sehr deutlich, sehr greifbar. Aber auch das Wissen über halluzinogene Pilze, über die Wirkweise und über das Leben im Wald, völlig von der Natur und sich selbst abhängig, konnte ich in diesem Buch sehr viel erfahren.
Urs Blank ist mittlerweile besessen von dem Gedanken, diese eine Substanz, diesen einen Pilz zu finden, dass er für sein Handeln keine Grenzen mehr kennt. Zwar ist er sich dessen bewusst und hält sich deshalb auch konsequent fern von jeglichen Zivilisation und den Menschen.
Wird ihm eine Umkehr des Trips und dessen verheerender Wirkung und danach eine Rückkehr in sein altes Leben zumindest teilweise gelingen? Lesen Sie selbst, spannende und intelligente Unterhaltung ist mit diesem Roman garantiert.

Mich hat dieser Roman restlos begeistert, jetzt möchte ich weitere Bücher von Martin Suter kennenlernen.