Rezension

Ein unterhaltsamer Roman mit der perfekten Mischung aus Humor und Tiefsinn.

Miss Gladys und ihr Astronaut
von David M. Barnett

Thomas Major hat die Nase von den Menschen gestrichen voll, da passt es ihm ganz gut, dass er die Chance bekommt, mit einem One-Way-Ticket auf den Mars zu fliegen. Auf dem Weg dorthin ruft der Astronaut bei seiner Ex-Frau an. Die Nummer ist mittlerweile allerdings neu vergeben und so lernt er Miss Gladys kennen. Die ältere Dame kämpft mit den Problemen der Altersdemenz, doch ihre Enkel Ellie und James haben noch weitaus größere Sorgen. Während ihr Vater eine Haftstrafe im Gefängnis verbüßt, droht der Verlust ihres Zuhauses. Der Astronaut arbeitet an einen Plan um der Familie Ormerod aus ihrer Notsituation heraus zu helfen.

David M. Barnett hat in seinem ersten Roman “Miss Gladys und ihr Astronaut” eine Geschichte erschaffen, die zum mitfiebern und träumen einlädt. Das in den Farben schwarz und violett bzw. magenta gehaltene Buchcover zeigt eine altmodische Teetasse in der ein Astronaut ein Fähnchen hisst. In meinen Augen passt die Abbildung sehr gut zum Roman, da die Story voller Fantasie steckt und von eine guten Portion Kuriosität gekrönt wird.

Beeindruckt haben mich die facettenreichen Charaktere, die der Autor mit feinen Pinselstrichen gezeichnet und zum Leben erweckt hat. Da wäre z. B. der mürrische und misanthropisch gesinnte Einsiedler Thomas Major, der seinem Leben und vor allen Dingen der Menschheit entfliehen möchte. Mit seiner Reise zum Mars ist er auf gutem Weg den Menschen endgültig den Rücken zu kehren, lediglich seine geliebte Musik begleitet ihn. Im Gegensatz dazu stehen die Ormerods, bei ihnen wird Zusammenhalt und Familie groß geschrieben.

Durch einen Zufall gerät Thomas Major auf dem Weg zum Mars mit der über 70-jährigen Miss Gladys in Kontakt, die sich verlaufen hat und auf deren Gedächtnis einfach kein Verlass mehr ist. Durch die Hilfe des Astronauten findet Gladys jedoch den Weg nach Hause, in dem sie bereits ihre fünfzehnjährige Enkelin Ellie und ihr jüngerer Bruder James erwarten. Die Familie steckt in einer schwierigen Situation, denn die beiden Kinder haben nur noch Gladys, die sich aufgrund ihrer schlimmer werdenden Altersdemenz nicht mehr richtig um sie kümmern kann. Somit übernimmt Ellie neben der Schule einige Jobs um die Familie über Wasser zu halten. Doch schon bald drohen Ellies Schultern unter der zentnerschweren Last der Verantwortung für ihren kleineren Bruder und Gladys nachzugeben.

Obwohl die Grundstimmung des Romans durch die einschneidenden Probleme der Familie Ormerod niedergedrückt wird, schafft es David M. Barnett das Ganze durch eine Prise schwarzen Humor und eine Messerspitze Sarkasmus aufzulockern. Das Ergebnis ist ein fabelhafter Roman über Menschlichkeit, Freundschaft und familiärer Zusammenhalt.