Rezension

Ein unterhaltsamer, tiefgründiger Roman mit Humor

Zwei vernünftige Erwachsene, die sich mal nackt gesehen haben
von Anika Decker

Bewertet mit 4.5 Sternen

Nina ist bald fünfzig, geschieden und Mutter von zwei Kindern. Während ihr Ex-Mann nun mit einer deutlich jüngeren Influencerin in ihrer ehemaligen gemeinsamen Villa lebt, hat sich Nina in eine bescheidene Anderthalb-Zimmer-Wohnung zurückgezogen. Doch sie schaut nicht zurück – sie ist erleichtert, dass die Ehe hinter ihr liegt.

An ihrer Seite steht ihre beste Freundin und Kollegin Zeynep, die ihr eine wichtige Stütze ist.

Als Nina sich in den zwanzig Jahre jüngeren David verliebt, sorgt dies für Aufsehen. Besonders in ihrer Familie hat jeder eine Meinung dazu, was ihr die Entscheidung zusätzlich erschwert, da ihre Liebe gesellschaftliche Normen infrage stellt.

Anika Decker schafft es mit ihrem Roman, auf unterhaltsame Weise zum Nachdenken anzuregen. Der Einstieg in die Geschichte fiel mir leicht, und schon bald musste ich über die witzigen Kommentare und humorvollen Szenen schmunzeln. Dank des lockeren, flüssigen und leichten Schreibstils flogen die Seiten nur so dahin, obwohl es hin und wieder ein paar Längen gab.

Die Erzählung wird überwiegend aus Ninas Ich-Perspektive geschildert, doch auch andere Figuren wie ihre Schwester Lena, deren Mann Flori und David bekommen eigene Kapitel, die ihre Gedanken und Gefühle näher beleuchten und dem Leser tiefere Einblicke bieten. Die Charaktere wirken dabei durchweg authentisch, besonders die innige Freundschaft zwischen Nina und Zeynep sticht hervor.

Mit viel Feingefühl, Humor und Gesellschaftskritik verbindet Anika Decker zentrale Themen wie Familienkonflikte, Selbstfindung, die MeToo-Thematik sowie die Herausforderung, gesellschaftlichen Konventionen zu trotzen. Die Autorin versteht es, den Roman abwechslungsreich und humorvoll zu gestalten, ohne dabei an Tiefe zu verlieren.

Ein vielschichtiger, humorvoll geschriebener Roman, den ich wärmstens weiterempfehlen kann.