Rezension

Ein unvergesslicher Road-Trip

Amy on the Summer Road
von Morgan Matson

Bewertet mit 5 Sternen

Amy hat sich nach dem Tod ihres Vaters vollkommen zurückgezogen. Und als ob ihr Leben nicht schon schlimm genug wäre, kommt ihre Mutter noch mit der Nachricht des bevorstehenden Umzugs. Von Kalifornien will sie nach Connecticut, um einen Neuanfang zu starten. Amy soll nachkommen..mit einem wildfremden Jungen, der das Auto fahren soll. Amy hat keine Lust darauf und ist verzweifelt, bis sie Roger sieht. Der irgendwie süß und sympathisch ist. Beide verstehen sich und sind sich schnell einig, das die Strecke, die Amy’s Mutter ausgesucht hat, viel zu langweilig ist. So begeben sie sich auf einen kleinen Abstecher, der zur Tour kreuz und quer durch Amerika wird.

Es gab gar nicht so viele Tränen, wie ich weinen wollte. Meine Stimme war zu schwach zum schreien.“ (S. 293 von 714 meine Ebook-Einstellungen)

Meinung

Schreibstil

Morgan Matson schreibt sehr einfach und schlicht. Als Leser sollte man nicht mit der Erwartung eines herausragenden und einzigartigen Schreibstils an das Buch gehen. Dennoch konnte sie mich von der ersten Seite an verzaubern. Die Geschichte ist aus der Sicht von Amy erzählt, dementsprechend passt der Schreibstil zu Hunderprozent. Er hat etwas sehr jugendliches und bringt die Gefühle und Gedanken von Amy sehr gut rüber. Trotz der Schlichtheit schafft Morgan Matson es, durch ihre Beschreibungen der Landschaften zu beeindrucken. Sie schaffte es das Buch emotional und dennoch humorvoll zu gestalten.

Es war so viel mehr als nur ein ‚Fehlen‘. Es war Warten, ein ständiges Warten auf den Telefonanruf, der nie kam. Das Warten darauf, eine Stimme zu hören, die ich nie, nie wieder hören würde.“ (S. 626 von 714 meine Ebook-Einstellungen)

Charaktere und Geschichte

Amy hat erst vor knapp drei Monaten ihren Vater verloren. Ihr Leben ist damit komplett aus den Fugen geraten. Ihr Bruder hatte schon seit Monaten Schwierigkeiten und verarbeitet das Ganze in der Entzugsklinik. Ihre Mutter ist bereits seit einem Monat in Connecticut. Amy soll nun mit dem Auto nachkommen. Doch Amy kann seit dem Unfall nicht mehr fahren. Deshalb hat ihre Mutter Roger, den Sohn einer alten Bekannten gebeten, Amy nach Connecticut zu bringen. Denn der muss eh nach Philadelphia, was nicht all zu weit weg ist. Amy hat absolut keine Lust darauf und schon gar nicht will sie aus Raven Rocks in Kalifornien weg oder vier Tage lang mit einem Typen verbringen. Denn sie hat sich komplett in sich zurückgezogen, hat keinen Kontakt mehr zu irgendjemanden und sich an ihre Einsamkeit gewöhnt. Doch als Roger vor der Tür steht, merkt sie schnell, dass die beiden auf einer Wellenlänge sind. Gemeinsam beschließen sie, die vorbereitete Route ihrer Mutter zu ignorieren. Sie machen lieber einen kleinen Abstecher, der sich immer weiter ausdehnt.

Die Story ist zwar an sich nicht so wahnsinnig überraschend und spannend, aber Morgan Matson überzeugt mit viel Feinheiten und Gefühl und diesen zwei wundervollen Protagonisten Amy und Roger. Beide habe ich in mein Herz geschlossen und vermisse sie jetzt schon. Amy ist zu Beginn noch sehr vorsichtig, verschlossen, hat Angst, laut auszusprechen, dass ihr Vater gestorben ist. Sie verschließt sich vor der Außenwelt. Doch mit jeder Meile, die Roger und Amy zurück legen, beginnt sie ein Stück der alten Amy zu finden. Nach und nach schafft es Roger und der Road Trip, Amy lockerer werden zu lassen, und mit jeder Meile kann sie sich mehr öffnen bis sie anfängt, die Geschehnisse zu verarbeiten. Diese Entwicklung ist trotz der Schlichtheit unglaublich bewegend und ich habe mit Amy mitgelitten.

„[…] und jemand schrie und hörte nicht mehr auf. Erst als der Rettungswagen kam und ein Sanitäter mich aus dem Auto zog und mich fest an den Schultern packte und schüttelte, mekrte ich, dass ich das war.“ (S. 651 von 714 meine Ebook-Einstellungen)

Gleichzeitig ist die Geschichte aber auch sehr unterhaltsam, humorvoll und begeisterte mich durch diesen epischen Road Trip. Gemeinsam mit den beiden entdecken wir Amerika. Dabei erfahren wir allerlei Kurioses und Interessantes zu den einzelnen Staaten, die sie besuchen. Der Trip ist immer wieder durch einzigartige Aufenthalte an den verschiedensten Orten der USA unterbrochen, die nie langweilig werden. Ganz besonders schön sind die Unterbrechungen der Geschichte durch Einträgen in ein Reisejournal mit Eintrittskarten, Kassenbons und Fotos, die den Road Trip der beiden dokumentieren. Zu jedem Staat schreibt Amy einen kleine Zusammenfassung und wir bekommen vor jeder neuen Station einen Einblick in die Playlisten des Trips.

Neben Roger und Amy kamen auch einige tolle Nebencharaktere vor, die allesamt ihren eigenen Charme in die Geschichte brachten. Fast jeden einzelnen von ihnen konnte ich ebenfalls in mein Herz schließen. An Amy und Roger kam aber nur noch Amy’s Dad heran. In verschiedensten Rückblicken konnten wir erfahren, was für ein wundervoller Vater und Ehemann er war, was Amy’s Verlust gleich noch tragischer werden lies.

Fazit

Morgan Matson hat mit Amy on The Summer Road ein Buch geschrieben, das sich tief in mein Herz gebrannt hat. Trotz des relativ schlichten und einfachen Schreibstils konnte sie viel Gefühl transportieren. Die Aufmachung des Buches, Amy und Roger und dieser unvergessliche Road Trip, der uns zeigt, dass das Leben weiter gehen muss, es lebenswert ist und man Gefühle nicht verstecken kann, verdienen volle fünf Sterne