Rezension

ein unvergesslicher Sommer

Der große Sommer
von Ewald Arenz

Bewertet mit 2.5 Sternen

Eigentlich hatte der 16 jährige Friedrich sich seinen Sommer ganz anders vorgestellt. Doch aus dem geplanten Urlaub mit der Familie wird es nichts, dafür sind seine Noten in der Schule einfach zu schlecht. Und nun sitzt er bei seinem strengen Großvater und soll die vollen sechs Wochen für die Mathe und Latein-Nachprüfung nach den Sommerferien lernen. Jackpot. Aber da gibt es ja zum Glück noch seinen Kumpel Johann, seine Schwester Alma, die gerade ein Praktikum in einem Altenheim absolviert und Beate, das Mädchen, das er neulich im Schwimmbad kennenlernte und die ihm einfach nicht mehr aus dem Kopf geht. Er unternimmt so einiges um ihr näher zu kommen, streift durch die Stadt, verabredet sich mit ihr und seinen Freunden und erlebt einen unvergesslichen Sommer voller Nähe, Liebe, Zusammenhalt bis plötzlich durch ein Unglück alles wegzubrechen droht.

 

"Wie geschah so etwas? Was bedeutete es denn eigentlich, wenn man sich verliebte? Vielleicht war Verliebtheit ein wenig so wie der Tod. Danach war nichts mehr, wie es vorher gewesen war. Alles andere verlor an Bedeutung und alles, alles wurde plötzlich in Bezug gesetzt zu einem Menschen, den man kurz vorher noch gar nicht gekannt hatte."

 

Ach, diese Jugend. Diese vielen Erinnerungen, die beim Lesen hochkommen und an die schönen, unbeschwerten Zeiten von früher erinnern. Dieser Roman erzählt von so vielen ersten Malen, von den Überraschungen des Lebens und der Liebe und das so locker, leicht, dass es eindeutig ein großartiges Buch für die wärmere Zeit ist. Ich habe mich von Anfang bis zum Ende super unterhalten gefühlt, doch jetzt so im Nachhinein frage ich mich, ob es das ist, was ein gutes Sommerbuch für mich ausmacht? Gute, lockere Unterhaltung mit vielen Themen des Lebens, Liebe, Freundschaft, Drama und Vergnügen bietet Arenz mit "Der große Sommer" voll und ganz, aber so wirklich begeistern kann er mich mit dieser Geschichte rund um Frieders Sommer mit seinen Freunden trotzdem nicht. Zumindest war es mir im Zwischenteil viel zu verrückt und abstrus, ein Großvater, der als Arzt der Bakteriologie im Labor arbeitet und ehrwürdig doktorlike einen Abstrich von einem Tiger im Zoo nimmt und natürlich dürfen sein Enkel und seine neue Freundin ihn spontan begleiten und hautnah neben dem Tier sitzen. Und natürlich gibt es plötzlich ein großes Drama, Schusseligkeiten, jugendliche Eskapaden, Liebeskummer, dies, das, jenes und dann wieder Friede, Freude, Eierkuchen. 

Arenz vermittelt trotz aller Vorkommnisse die Leichtigkeit des Lebens, zumindest, wenn man so tolle Großeltern besitzt, die sich um alles kümmern, aber sonst bleibt doch recht wenig übrig. Des Weiteren haben mir meine eigenen Gedanken oft das Bein gestellt, denn bei Aussagen wie "Sie klang ein bisschen atemlos und das fand ich unglaublich erotisch." oder "Sie war ganz heiß." habe ich häufig an den Autor und nicht an Frieder, der es eigentlich dachte, gedacht und das hat mich dann ehrlich gesagt immer wieder verstört, zumal Beate auch noch ein Mädchen ist und es sich bei ihnen scheinbar um die erste große Liebe handelt. Und so komme ich dann am Ende auch eher zu einer durchschnittlichen Bewertung. Ich hoffe nun, dass mich andere Erzählungen nochmal etwas mehr und realistischer in Sommerfreude versetzen und begeistern können, aber der Sommer fängt ja auch erst an und dafür war es schon mehr als okay.