Rezension

Ein unvergesslicher Sommer zu ausführlich erzählt

Sweet Sorrow - David Nicholls

Sweet Sorrow
von David Nicholls

Bewertet mit 3 Sternen

David Nicholls Roman "Sweet Sorrow" erscheint im Ullstein Verlag in zwei unterschiedlichen Covern, eines rot, das andere blau.

Die Erinnerung an die erste große Liebe prägt sich jedem Menschen ein, man trägt sie im Leben noch mit sich, auch wenn sie längst vorbei ist. Charlie Lewis ist ein normaler Teenager, er steht vor dem Schulabschluss, trifft sich mit seinen Freunden und als seine Eltern sich scheiden lassen, bleibt er bei seinem alkoholkranken Vater wohnen. Die Zeit ist nicht einfach für ihn, aber dann begegnet er Fran Fisher und er verliebt sich zum ersten Mal in seinem Leben. 

 

Kurz von seiner Heirat wird Charlie durch ein Ehemaligentreffen an seine Jugend erinnert und an seine erste große Liebe, Francis. In seinem Blick zurück auf seine Jugend erfährt der Leser wie er unter der Scheidung seiner Eltern litt, dassseine Mutter ist mit der Schwester zu ihrem Freund gezogen ist und Charlie der familiäre Zusammenhalt fehlte, den er gewohnt war.

Als er Fran kennenlernt, ist er hin und weg von ihr und um sie häufiger sehen zu können, macht er in der Theatergruppe mit. Sie wollen Romeo und Julia von Shakespeare aufführen, den Liebes-Klassiker schlechthin.  

 

Die Sprache in diesem Roman hat mir sehr gut gefallen, es wird emotional, humorvoll, lebendig und man erlebt Charlie Lewis mit all seinem Lebensgefühl und Ängsten, aber auch mit den Gefühlen der ersten großen Liebe. Es gibt schöne Momenten, den ersten Kuß und Schwierigkeiten, die junge Menschen mit ihrem Leben haben können.  

Sehr detailfreudig zeigt der Autor hier ein Coming-of-Age und den Blick auf die erste Liebe.

Es werden auch ernste Themen angesprochen, so geht es auch um Depression oder Alkoholsucht, die eine Rolle spielen, aber auf die nicht näher eingegangen wird. Vordergründig erlebt man Charlie und seine Freundschaften, das Verhältnis mit seiner Familie und seine Suche nach sich selbst auf dem Weg zum Erwachsenwerden.

 

Nicholls versteht es wunderbar, die Gefühle von Jugendlichen darzustellen, auch was sie machen, wie sie reden und denken hat er gut eingefangen. Das einzigartige Kräuter-Roulette war für mich eine der besten Szenen im Buch, über die mich köstlich amüsiert habe.

 

Charlie konnte sich als Jugendlicher nicht so recht für Shakespeares Sprache begeistern, doch Fran überzeugt ihn schliesslich, sich der Laienspielgruppe anzuschließen. Um ihr nahe zu sein, macht er bei der Schauspielerei mit. Ganz allmählich entwickelt sich eine erste große Liebe und als Leser fühlt man sich an die eigene Jugend erinnert. Diese Stimmungen und auch der Jugendjargon werden mit leiser Ironie dargestellt und wirken sehr authentisch. Insgesamt ist die Handlung allerdings etwas zu ausführlich geraten, manche Vorgänge und Nebensächlichkeiten werden bis ins kleinste Detail verklausuliert und verlieren damit für mich an Interesse. Es gibt Sätze, die über zwei Seiten gehen, was sicherlich nicht einfach zu schreiben ist, aber auch nicht sonderlich schön zu lesen.

 

Auch wenn ich den Figuren gerne gefolgt bin, mit seiner ausufernden Erzählerei hat mich der Autor leider zwischendurch verloren, ich konnte nicht so gefesselt lesen, wie ich es mir gewünscht hatte. Manche Passagen habe ich wegen der poetischen Sprache genossen, durch einige habe ich mich ziemlich durchgequält. 

 

Ein unvergesslicher Sommer verliert an Glanz, wird er in allen Einzelheiten erzählt.