Rezension

Ein Urlaub bei der verrückten Tante Paula…

Eine Tüte grüner Wind - Gesine Schulz

Eine Tüte grüner Wind
von Gesine Schulz

Bewertet mit 3 Sternen

Lucy sollte in den Sommerferien eigentlich mit ihrer Mutter nach Kalifornien fliegen – doch daraus wird kurzfristig nichts. Denn die Mutter hat die Möglichkeit mit Kurt, ihrem neuen Freund, einen Urlaub auf dem Schiff zu machen. Kurzerhand organisiert sie für Lucy die Unterbringung bei ihrer vermeintlich verrückten Schwester Paula, also bei Lucys Tante. Doch Lucy hat darauf eigentlich so gar keine Lust – fünf lange Wochen in Irland, ganz alleine. Aus Trotz färbt sie sich erstmal die Haare rot – irisch-rot, denn rote Haare haben dort, wo es nur regnet, doch alle.

Bei Hörbüchern für Kinder ist es immer wieder spannend, wenn man diese gemeinsam anhört – gerade auf langen Autofahrten ist sowas ja gut machbar. Gesprochen wird die Geschichte rund um Lucy von Sanne Schnapp, die scheinbar aktuell auch in einer Kinder-Fernsehserie mitspielt. (dadurch war die Stimme dann schon bekannt, weil der Name auch schon mal im Abspann gesehen wurde). Sprachlich passt das ganz gut, man kann sie gut verstehen, für mich wirkte die Stimme auch passend für Lucy, die ich als ca. 10-12-jähriges Mädchen einschätzen würde, allerdings wirkt sie teilweise wenig betont und ein bißchen eintönig. Vom generellen Stil her war die Wortwahl schon fast ein wenig zu erwachsen und eher wenig kindlich.

Die Geschichte muss man inhaltlich wohl aus zweierlei Sicht sehen – aus erwachsener und kindlicher Sicht. Die Mutter handelt in der Geschichte mehr als egoistisch, da sie mit ihrem neuen Freund unbedingt einen gemeinsamen Urlaub ohne Kind verbringen möchte – das Kind wird für mein Empfinden hier regelrecht abgeschoben. Auch die Absprache gegenüber Lucys Vater findet quasi nicht statt. Mir ist schon klar, dass man hauptsächlich darauf hinaus will, dass Lucy deshalb zur Tante nach Irland fährt, aber man hätte das auch angenehmer und kindgerechter erzählen können. (Schön übrigens, wie auch die neue Frau an der Seite des Vaters dargestellt wird. Manchmal braucht man sich über Klischees nicht wundern…) Zwar ist die Buchvorlage schon ein paar Jahre her, aber auch die Erwähnung, dass man dem Kind ein Reisebügeleisen mit eingepackt hat, macht das Buch für mich nicht "besser" bzw. realistischer... 

Aus kindlicher Sicht war die Geschichte sehr spannend und hat gut gefallen, vielleicht wurde hier manch ein Teil der persönlichen Verhältnisse von Lucy ausgeblendet. Bei jeder noch so kurzen Fahrt sollte das 229 Minuten lange Hörspiel weiter gehört werden.

Das Hörspiel ist dann durchaus spannend, wenn Lucy in Irland angekommen ist und die Zeit mit ihrer Tante Paula gut verbringt und so auch die verschiedensten Abenteuer erlebt und sämtliche Erlebnisse genießt. Langweilig wurde es hier nie, es war sogar lustig und wirklich interessant. Es ist schön zu hören, wie Lucy hier dann endlich ankommt und die Ferien bei ihrer Tante doch genießen kann.

Aus kindlicher Sicht war das Hörbuch also gute Unterhaltung, aus erwachsener Sicht war da einiges mit verwurschtelt, was man in eine Geschichte für Kinder nicht packen muss – eine vermeintlich alleinerziehende Mutter, die das Kind nur alle drei Wochenenden mal zum Vater lässt. Das war meiner Ansicht nach mehr als unpassend, auch die egoistische Art der Mutter. Kinder blenden manche Sachen hier wohl einfach aus, so dass die Geschichte ganz gut gefallen hat. Von mir gibt es hier 3 von 5 Sternen alles in allem, eine Empfehlung spreche ich nicht aus, das muss jeder für sich persönlich entscheiden.