Rezension

Ein Vampierroman der anderen Art. LESEN!

Stolen Mortality - Jennifer Benkau

Stolen Mortality
von Jennifer Benkau

Bewertet mit 5 Sternen

Oh ja, wenn Jennifer Benkau drauf steht, habe ich gewisse Erwartungen. Ganz klar, dass ich “Stolen Mortality” lesen musste. Zum einen, wegen dem wunderschönen Cover, zum anderen, weil Vampire drin vorkommen. Ach ja, und natürlich wegen Jennys unnachahmlichen Stils.

Jamian und sein jüngerer Bruder Junias sind Kienshi, Vampirwächter. In dem kleinen Nest Glen Mertha herrscht ein einvernehmliches Nebeneinander, solange die Blutsauger die Menschen nicht töten. Doch dann nimmt Jamian die Schuld eines Fehlers seines Bruders auf sich, die ihm Unsterblichkeit einhandelt. Er ist nun verdammt auf ewig 19 zu sein. Keine rosigen Aussichten. Lange kann Jamian nicht darüber nachdenken, den es taucht ein weiblicher Partisane Vampir auf. Vampiere die keine regeln akzeptieren. Ungewollt rettet er die hübsche Blonde und das Schicksal nimmt seinen Lauf
.
Erster Satz: Flüsterworte in einem Wald, irgendwo in den Highlands

Idee: Ich fand besonders die Idee der Kienshi toll. Ein Gegenpart zu den Vampiren, den ich so noch nicht kannte. Vor allem, weil sie nicht unbedingt die »Guten« sind

Plot: Ich brauchte meine Zeit, um in das Buch reinzukommen. Man weiß nicht genau wohin will die Geschichte und um was geht es jetzt genau. Dann setzt plötzlich ein Sog ein. Es gibt mehrere Handlungsstränge die durch die Perspektiven der verschiedenen Figuren dargestellt wird, bis sich alles zusammenfügt. Es gibt Blut, es gibt Leidenschaft und eine Verschwörung. Genau die richtigen Zutaten um eine spannende Geschichte zu erzählen.

Schreibstil: Grandios. Wieder bin ich total beeindruckt, wie man so etwas auf die Beine stellt. Zumal es der Erstling der Autorin ist und in dem steckt meist ein besonderes Herzblut und sehr viel Überarbeitung. Durch diesen tollen Stil, den sie auch noch aus dem Erstling herausgekitzelt hat wird es nie langweilig, selbst wenn der Plot eine Länge hat. Ein wahrer Genuss des Lesens.

»Stolen Mortality« wird in der dritten Person im Präteritum erzählt. So kann sich die Autorin auch der verschiedenen Sichtweisen der Figuren bedienen. Die Geschichte bleibt meist bei Jamian, aber findet auch bei Junias und Laine statt. Dabei werden die verschiedenen Sprünge zwischen den Schauplätzen wunderbar ineineadergefügt. Das erzeugt Spannung und treibt das Lesen voran. Vor allem fiebert man so mit mehreren Charakteren mit, kann auf zwei Liebesgeschichten hoffen und wird dabei wieder so gut unterhalten, dass ich auch an Stellen lachen musste, aber auch aufgeregt und vor allem traurig war. Ein unbeschreiblich gefühlvoller Stil mit Tiefe, der einen mitreißt und berührt. Es macht Lust auf mehr, auch wenn Jennifer Benkau Wege in der Handlung geht, die man nicht gehen möchte. Ihre Schreibe ist einfach zu gut um es ungelesen zu lassen. So gibt es Momente, in denen man das Buch gegen die Wand hauen möchte, nur um es dann doch wieder in den Arm zu nehmen.

Charaktere: Ganz besonders hat mir die Beziehung der beiden Brüder zueinander gefallen. Jamian, der früh das Erbe seines Vaters annehmen musste und Junias, der schon mit sechzehn, anstatt achtzehn zum Kienshi wurde. Beide Brüder entsprechen ihren Rollen. Jamian, der führsorgliche Große Bruder, der auch ein Stück Vaterrolle übernommen hat, lässt immer wieder seine Jugendlichkeit durchblitzen. Die meiste Zeit ist er beherrscht, umsichtig und meidet unvorsichtige Dinge. Doch Laine bringt seine Gefühlswelt durcheinander, seine Sichtweise und lockt seine naive Seite hervor.

Junias ist ein so wunderbar gelungener Jugendlicher. Seine Naivität, Impulsivität aber auch Schüchternheit sind geeignete Faktoren um ihm dem Leser nahe zu bringen. Ich mochte ihn sehr gern und er ist mein heimlicher Star der Geschichte. Schlägt er sich nachts gemeinsam mit seinem Bruder die Nächte um die Ohren, um in Glen Mertha Frieden  zu bewahren, entpuppt er sich für Amy, dem Mädchen was er mag,  als wahr gewordener Mythos. Eine schöne und süße jugendliche Liebesgeschichte entsteh zwischen ihnen, die einfach echt wirkt.

Was mir bei Laine besonders gefallen hat, das ihre Wurzeln und ihr Alter hervorkam. Die Begegnung mit Jamian und seine andere Art, die sich von anderen Kienshi unterscheidet, bringt ihr Weltbild durcheinander. Zum einen blutliebendes Monster, ohne Rücksicht auf Leben, ist sie zum anderen eine junge Frau geblieben, die plötzlich ihr Herz verliert und dadurch wiedergewinnt.

Hintergrund: Mir ist bei diesem Roman besonders aufgefallen wie nah Frau Benkau mir Schottland gebracht hat. Ich habe richtig Lust auf Urlaub dort bekommen. Das Setting scheint mir mehr als sehr gut recherchiert. Auch die Hintergründe der Figuren sind sehr gut und durchdacht.

Die Idee der Kienshi ist klasse und ebenso gut umgesetzt. Sie hat Hand und Fuß und war für mich neu. Bei manchen Dingen hätte ich gern etwas nachgefragt, aber das waren Details, die für die Geschichte irrelevant waren.

Fazit: Wunderbar! Man merkt diesem Werk zwar etwas den Erstling an, aber Jennifer Benkaus Stil ist unverkennbar. Endlich wieder ein Vampiroman, den man gelesen haben sollte. Eben weil er nicht der Norm entspricht. Er ist düster, blutig und brutal, aber ebenso liebevoll und schön. Die Kampfszenen sowie auch die heißen Szenen zwischen Laine und Jamian sind plastisch. Ein Muss für jeden Jennifer Benkau Fan.

Für alle, die Vampire satt haben, und sich eines Besseren belehren lassen wollen.