Rezension

Ein Vater-Sohn Abenteuer im Weltraum

Vakuumsprung - Jens-Hendrik Artschwager

Vakuumsprung
von Jens-Hendrik Artschwager

Eine Vater-Sohn-Geschichte vor den Weiten des Weltraums. Ein Buch über kleine Entscheidungen und große Wirkung in einer zukünftigen Welt, in der das Leben nicht wirklich einfacher geworden ist.

Inhalt:

Der vierzehnjährige Ered erfährt, dass sein totgeglaubter Vater noch am Leben ist. Ohne seine Mutter zu informieren macht er sich auf den abenteuerlichen Weg zur Raumstation, um ihn zu treffen. Der kühne Plan geht auf, wobei er nicht nur seinen Vater, sondern gleich auch noch eine Schwester zurück erhält. Doch damit fängt das Abenteuer erst an, nachdem Ered erfährt, dass sein Vater Pläne verfolgt, mit denen er sich überhaupt nicht anfreunden kann. Es kommt zum Knall zwischen ihnen, der die wirklichen Mächte des Sonnensystems zum Handeln zwingt.

Setting und Stil:
J.H. Artschwager entführt uns in eine Welt 500 Jahre in der Zukunft. Sie erinnert stark an Endzeit-Szenarien, wobei hier allerdings noch genug High Tech zur Verfügung steht, wenn auch nicht für große Teile der menschlichen Bevölkerung. Das Leben ist hart, die Zukunftaussichten nicht wirklich rosig und die Chancen, aus diesem Trott auszubrechen, äußerst gering. Es geht um Rohstoffgewinnung, Einflussbereichssicherung und zwei galaktische Fraktionen, die der nächsten Auseinandersetzung entgegen fiebern.
Eine glaubhafte Welt, in der man schnell erwachsen werden muss, die einen an Grenzen führt und zu Entscheidungen zwingt, die Leben oder Tod bedeuten können.
Erzählt wird die Geschichte aus Ereds Sicht, dem der Leser als Beobachter ständig über die Schulter schaut.

Charaktere:
Ered hat mit seinen jungen Jahren schon einiges hinter sich. Dank des Verschwinden seines Vaters verlief sein Leben anders als geplant und nun sieht er die Chance, seine alten Wunschvorstellungen doch wieder erfüllt zu sehen. Wir erleben mit, wie er sich alleine aufmacht, seinen Vater und seine neue "Familie" trifft, seine Technikbegabung gefragt ist und im Endeffekt doch alles auf den Kopf gestellt wird. Eine Achterbahnfahrt der Gefühle, auf die man sich leicht einlassen kann.
Sein Vater hat es gelernt zu überleben und für sich das Beste aus den sich ihm bietenden Möglichkeiten zu machen. Dabei hat er allerdings nicht mit Ereds Moralvorstellungen gerechnet, wahrscheinlich sein größter Fehler.
Spannend ist die Begegnung mit Vanja, seiner "Schwester", die ihm gehörig den Kopf verdreht. Wobei dies definitiv nicht ihr einziges Talent ist.
Neben diesen dreien gibt es noch eine spannende Mischung aus äußerst unterschiedlicher Charaktere, die alle perfekt in die extreme Lebenssituation abseits der großen Siedlungen passen.

Geschichte:
Was vielleicht als Dystopie beginnt verwandelt sich zum Ende hin in ein von Raumschlachten geprägtes Weltraumabenteuer. J.H. Artschwagers Geschichte ist deshalb schwer in eine der üblichen Unterkategorien der Science Fiction zu packen und steht deshalb eher für sich selbst, als für das zu enge Korsett der Erwartungshaltung des Lesers. Gerade die Mischung aus familiärem Leben und globalen, planetenvernichtenden Raumschiffflotten macht hier den Reiz aus.

Fazit:
Dem Autor ist es mit seinem Erstlingswerk gelungen, einen Science Fiction Roman zu schreiben, der sicherlich zu einigen Kontroversen führen kann. Diese haben wahrscheinlich hauptsächlich etwas mit falscher Erwartungshaltung zu tun. Mir hat er sehr gut gefallen, ich bin gerne mit Ered auf das Abenteuer seines Lebens gegangen, auch wenn ich nicht unbedingt mit all seinen Entscheidungen einverstanden war. Aber auch das macht ja einen gewissen Reiz aus. Ich kann es Fans des Genres nur ans Herz legen. Es ist eine tolle Geschichte in einer faszinierenden Welt, die gerne noch weiter erforscht werden kann.