Rezension

Ein verstörendes Buch voller mysteriöser Dinge mit ungeklärter Idenität

Auslöschung - Jeff VanderMeer

Auslöschung
von Jeff VanderMeer

Es gibt bestimmte Arten zu sterben, die man nicht noch einmal erleben sollte, und bestimmte Bindungen gehen so tief, dass man den Knacks in sich spürt, wenn sie zerbrochen werden. (Seite 58)

Um den Inhalt einmal in wenigen Worten zusammenzufassen: Fernab von der Zivilisation befindet sich seit dem „mysteriösen Ereignis“ ein Gebiet, das den geheimnisvollen Namen Area X trägt und in das seit jeher Expeditionen aufbrechen es zu erkunden. In diesem ersten Band einer Trilogie machen sich vier Wissenschaftlerinnen auf den Weg, die da wären eine Anthropologin, eine Landvermesserin, eine Psychologin und unsere Protagonistin, die Biologin. Schnell wird ihnen klar, dass es in Area X nicht mit rechten Dingen zugeht und es zeigt sich ihnen immer deutlicher, warum die 11 anderen Expeditionen vor ihnen nicht zurückgekehrt sind…

Mein erster Eindruck von diesem Buch war mehr als positiv, meine Erwartungen entsprechend hoch, ich freute mich auf en kraftvollen Auftakt einer neuen, spannenden und vor allem andersartigen Trilogie. Andersartig ist dieses Buch. Aber das war es dann auch schon.

Zunächst gefiel mir die Geschichte noch recht gut, ich fand es interessant, dass das Buch rein äußerlich wie ein Notizbuch gestaltet war und auch die Erzählung der Biologin in dieser Form geschildert wurde. Die Rückblenden in ihr „altes“ Leben, das sie jenseits von Area X geführt hatte, empfand ich als sehr gelungen und besonders emotional.

Dennoch fehlte mir bereits zu Beginn etwas, ich fühlte mich als Leser seltsam distanziert vom Geschehen, was in einem deutlichen Kontrast zu den einfühlsamen Rückblicken stand. Diese Distanziertheit setzte sich durch das ganze Buch hindurch fort und ich kann selbst nach dem Auslesen noch immer nicht benennen, was mir genau gefehlt hat. Allein vom Stil her, von der Erzähltechnik war dieses Buch seltsam.

Inhaltlich hat es mich dann auch nicht umgehauen, zeitweise wirkten die Geschehnisse grotesk wie in einem Horrorfilm. Die Biologin sieht schreckliche Dinge, beobachtet Dinge, die keinen Sinn ergeben, hört komisches Geheul und bekommt andauernd Angst. Aufgeklärt wird man dabei als Leser in keinster Weise. Weder die Protagonistin noch ich als Leser selbst konnten uns einen Reim auf all dieses Mystische, Geheimnisvolle und ach so Mysteriöse machen. Irgendwann hatte ich dann wirklich genug von diesen ganzen „Dingen“, die da in Area X herumwuseln/geschehen/herumschreien.

Unterstützt wurde dieser Eindruck der vollkommen Verwirrung dadurch, dass die Protagonistin so viel „fühlte“. Noch nie habe ich in einem Buch so viele Synonyme für fühlen/empfinden/wahrnehmen/den Eindruck haben/spüren gefunden, denn die Biologin ist nur am Fühlen. Herausfinden kann sie dabei zwar nichts, aber hauptsache sie spürt das Leuchten in sich, der Rest ist ja auch egal.

Ein weiterer Kritikpunkt ist für mich, dass die Erzählform als Tagebuch oder wissenschaftliches Notizbuch nicht konsequent umgesetzt wurde. Optisch ist das Buch super aufgemacht, aber inhaltlich hätte ich mir da vielleicht ein paar Daten, ein paar Messwerte oder Skizzen gewünscht, die die Arbeit der Biologin illustrieren, denn nicht oft genug kann betont werden, wie leidenschaftlich sie ihren Job liebt. Dass sie oftmals aufgrund ihrer körperlichen Verfassung nicht dazu in der Lage gewesen wäre, ihre Aufzeichnungen fortzuführen, wird dabei ebenfalls außer Acht gelassen.

Alles in allem hat mich dieses Buch nur enttäuscht, den Hype, den es in den USA offenbar darum geben soll, kann ich nicht mal ansatzweise nachvollziehen. Ich empfehle diesen ersten Band nicht weiter und werde auch keinen der nachfolgenden lesen, denn auf noch mehr „Mysteriöse Dinge“ mit ungeklärter Identität zu diesem sehr stolzen Preis habe ich nun wirklich keine Lust.