Rezension

Ein verzogenes Gör, ein lächerlicher Sommerflirt und leider kein Erwachsenwerden.

Nur ein kleiner Sommerflirt 01 - Simone Elkeles

Nur ein kleiner Sommerflirt 01
von Simone Elkeles

Inhalt:

Für Amy steht der Verlauf ihres Sommers längst fest: Tenniscamp und die Zeit mit ihrem neuen Freund verbringen. Aber dann funkt ihr ihr Erzeuger kräftig dazwischen. Denn dieser möchte nach Jahren endlich Zeit mit seiner Tochter verbringen – in Israel! Das kann ja nur ein Albtraumsommer werden, oder?
 

Meine Meinung:

Nach der Perfect Chemistry-Reihe von Simone Elkeles war ich ein großer Fan der Autorin und konnte es gar nicht erwarten, ihre restlichen Werke zu lesen. Leider ist dies aber schon das zweite Buch außerhalb der Reihe, welches mich enttäuscht. Denn dieser Geschichte fehlt jeglicher Tiefgang, es wird ständig nur an der Oberfläche gekratzt und sich lieber mit Nebensächlichkeiten beschäftigt, die mich als Leser wenig interessiert haben.

Eigentlich sollte die Reise nach Israel mit ihrem Vater für Amy eine Selbstfindungsreise werden. Die Autorin möchte uns zeigen, wie sehr Amy sich verändert, auch ein Stück weit erwachsen wird und alte Entscheidungen überdenkt. Doch leider ist diese Entwicklung der Protagonistin für mich vollkommen unverständlich und nicht nachzuvollziehen geblieben. Denn dieser Prozess findet gar nicht wirklich statt. Irgendwann beschließt Amy einfach, dass sie Israel und ihren verhassten Vater doch gar nicht so doof findet.

Erwachsen wird das junge Mädchen leider auch nicht wirklich, denn selbst für ihre 16 Jahre ist Amy sowasvon unreif und kindisch, dass ich während des Lesens nicht anders konnte als ihr gegenüber eine tiefe Abneigung zu entwickeln. Ihre Gedanken sind mehr als platt und belanglos und in Konflikten sind ihre einzig schlagfertigen Antworten „Kann ich ja aber wohl!“ oder „Immer dreimal mehr als du“.

Ich dachte die meiste Zeit über wirklich, ich würde das Geschehen durch die Augen einer 7-Jährigen miterleben und nicht einer Heranwachsenden.Die wirklich tollen Charakterentwicklungen, die ich von Frau Elkeles kenne, habe ich hier leider vergeblich gesucht. Im Gegenteil, die Protagonistin ist einfach unsympathisch, platt und kindisch. Nicht wirklich Eigenschaften, mit denen ich mich gerne identifizieren möchte.

 

Die Liebesgeschichte kommt leider passend zu ihren Charakteren daher. Platt. Platt und nicht nachvollziehbar. Denn war zuerst gut zu gelingen scheint – die Spannung und das Katz-und-Maus-Spiel zwischen den Charakteren – ist dann leider plötzlich einfach eine Liebesgeschichte. Auch hier findet keine Entwicklung statt. Der Leser erfährt nicht, warum Avi urplötzlich von tiefster Abneigung Amy gegenüber (Hey, ich konnte den Kerl irgendwie verstehen!) zu unsterblicher Liebe wechselt. Es wird einfach gesagt, dass das ja schon von Anfang an so war und er ihren Charakter liebt. Hm, joa. War für mich jetzt auch nicht so das gelbe vom Ei und ich konnte mich überhaupt nicht in die Gefühle der beiden hineinversetzen, weil sie für mich quasi nicht-existent waren.

Was mich auch mehr als aufgeregt hat war, Amy hat einen Freund Zuhause, aber weder sie, noch Avi, noch irgendwer anders verschwendet den geringsten Gedanken an den Kerl. Warum auch, es ist doch nur ein kleiner Sommerflirt...Generell war Avi als Love-Interest der Protagonistin mehr als farblos. Alles was ich von ihm weiß ist, dass er wie ein junger Gott aussieht und wirklich ernsthafte Stimmungsschwankungen hat. Ein Traumtyp. Kein Wunder, dass sich die beiden gefunden haben, ich könnte nicht sagen, welcher der beiden weniger Charaktertiefe besitzt. Aber hey, Amy ist willensstark und Avi wunderschön. Ein Traumpaar.
 

Leider bleiben auch die restlichen Nebencharaktere farblos und klischee-belastet. Denn man erhält keine Gelegenheit sie kennenzulernen. Amys Zeit in Israel fliegt nur so dahin und das einzige, was man von dem Land und ihrer Familie kennenlernt, sind kleine Nebensächlichkeiten, die mich als Leser wenig berühren oder interessieren. Ich möchte erfahren, warum Amy ihrem Vater verzeiht, warum sie sich in dieses Land verliebt und warum zum Teufel sich alle so um dieses verzogene Gör bemühen. Aber leider erfahr ich all das nicht und bleib beim Beenden des Buches ratlos zurück, was ich denn nun gerade eigentlich gelesen habe. Eine Geschichte vom Erwachsenwerden? Hm, nicht wirklich, denn das Gör ist irgendwann im Kindergarten in ihrer Entwicklung stehen geblieben. Eine rührende Familiengeschichte? Nee, irgendwie auch nicht. Von der bekommt man ja nichts mit. Ah, jetzt habe ich's! Die missglückte Selbstfindungsreise eines verkorksten und verzogenen Teenagers, die, mir unerklärlicher Weise, nachher ihre Überzeugungen und Gefühle überworfen hat.

Lovely.

2,5 Sterne, wofür weiß ich leider auch nicht so genau.