Rezension

Ein verzwickter Fall - oder eher verzwickte Fälle

Die Eishexe
von Camilla Läckberg

Bewertet mit 4 Sternen

Gebundene Ausgabe: 745 Seiten
Verlag: List Hardcover (2. Januar 2018)
ISBN-13: 978-3471351079
Originaltitel: Häxan
Preis: 22,00€
auch als E-Book und als Hörbuch erhältlich

Ein verzwickter Fall – oder eher verzwickte Fälle

Inhalt:
Die vierjährige Linnea ist spurlos vom elterlichen Hof verschwunden. Vor dreißig Jahren wurde die ebenfalls vierjährige Stella, die auf demselben Hof wohnte, ermordet. Zwei dreizehnjährige Mädchen wurden damals für schuldig befunden. Sie verließen den Ort. Doch nun sind beide wieder da. Haben sie etwas mit dem Verschwinden der kleinen Linnea zu tun?

Meine Meinung:
„Die Eishexe“ ist bereits der 10. Band dieser Reihe. Zwar ist der Kriminalfall in sich abgeschlossen, sodass man daher das Buch auch ohne Vorkenntnisse lesen kann. Allerdings spielen in dieser Reihe auch die Personen eine große Rolle, Patrik Hedström und seine Frau Erica Falck, ihre Kinder, Ericas Schwester mit Familie, auch die Kollegen von der Polizei und deren Privatleben und das Zusammenspiel aller. Dies wird man nicht komplett nachvollziehen können, wenn man erst bei diesem Band in die Reihe einsteigt. Beim Lesen dürften sich dann einige Fragezeichen ergeben, denn es können natürlich nicht alle Details noch einmal wiederholt werden. Allerdings lohnt es sich durchaus, die Reihe von vorne zu lesen. Camilla Läckberg schreibt einfach gut. Für Fans der Reihe ist das Buch sowieso ein Muss.

Camilla Läckbergs Schreibstil hat mich wie immer begeistert. Ihre Beschreibungen lassen die Landschaft an Schwedens Westküste vor dem inneren Auge vorbeiziehen. Die Figuren erwachen zu Leben und kommen einem wie alte Bekannte vor. Ich hatte aufgrund der intensiven Darstellung wirklich von allen eine gute Vorstellung.

Läckberg erzählt in drei Zeitebenen. In der Gegenwart geht es um den Fall Linnea, in der Vergangenheit vor dreißig Jahren um den Fall Stella, an dessen Aufklärung sich Zweifel ergaben. Und schließlich versetzt uns die Autorin in die Zeit der Hexenverfolgung 1671/72, wobei dieser Handlungsstrang mit den Kriminalfällen nichts zu tun hat und die am Ende hergestellte Verbindung eher dürftig ist. Leider wird durch diese in altertümlich anmutender Sprache und daher etwas mühsam zu lesende Erzählung der Lesefluss und auch der Spannungsbogen etwas unterbrochen. Ich hätte gerne darauf verzichten können.

Doch die Fälle Linnea und Stella sind recht spannend und verzwickt, die Zusammenhänge kompliziert und nicht auf den ersten Blick ersichtlich. Etliche Menschen nehmen es mit der Wahrheit nicht allzu genau und erschweren der Polizei so die Ermittlungen. Und viele involvierte Personen tragen ein Geheimnis mit sich herum, das es aufzudecken gilt. Hier muss ich sagen, dass ich zum Teil schon recht früh auf der richtigen Spur war.

Toll fand ich, wie Camilla Läckberg ein aktuelles Thema in ihren Roman eingebaut hat. In Fjällbacka leben syrische Flüchtlinge. Während manche der schwedischen Bewohner versuchen, diese Flüchtlinge zu unterstützen und zu integrieren, hetzen die anderen gegen sie. Die Polizei muss neben der Aufklärung der Verbrechen auch noch versuchen, eine Eskalation zu verhindern.

Fazit:
Ein toll verschlungener Kriminalroman, dem ein Erzählstrang weniger und damit auch einige Seiten weniger gutgetan hätten. Trotzdem eine spannende und aktuelle Handlung, die uns in die Abgründe der menschlichen Seele blicken lässt. Nicht der beste Teil der Reihe, aber doch sehr lesenswert.

Die Reihe:
1. Die Eisprinzessin schläft
2. Der Prediger von Fjällbacka
3. Die Töchter der Kälte
4 .Die Totgesagten
5. Engel aus Eis
6. Meerjungfrau
7. Der Leuchtturmwärter
8. Die Engelmacherin
9. Die Schneelöwin
10. Die Eishexe

★★★★☆

Herzlichen Dank an den List Verlag und vorablesen für das Rezensionsexemplar.