Rezension

Ein völlig neuer und faszinierender Blickwinkel

Der lachende Kontinent - Bernd Dörries

Der lachende Kontinent
von Bernd Dörries

Bewertet mit 5 Sternen

»An Schlangen hatte ich gedacht, an große gefährliche Tiere und kleine sehr giftige. Ich hatte mir die Kriminalitätsstatistiken angeschaut und nach Stadtteilen gesucht, in denen möglichst wenig Menschen umgebracht wurden… Ich habe mich Afrika letztlich so genähert, wie viele andere auch, mit Respekt, manchmal auch mit Angst.«

Seit über zwei Jahren lebt Bernd Dörries in Südafrika, als Berichterstatter für die Süddeutsche Zeitung über Subsahara-Afrika. Dabei handelt es sich um 49 Staaten, deren Namen wir meist unmittelbar mit Kriegen, Korruption, Hungersnöten und wilden Tieren verbinden.

Dörries reist kreuz und quer über den Kontinent und stellt dabei immer wieder fest, dass Afrika sehr viel mehr ist als eine Katastrophenregion, dass es dort auch das gibt, was wir als Normalität bezeichnen und dass dort sehr gern und oft gelacht wird.

 

34 Staaten hat er bereits besucht und stellt sie in diesem Buch vor. Zu jedem Staat gibt es einen Erlebnisbericht mit interessanten Infos. Zu Beginn jedes Kapitels ist die Position des Staates auf einer Afrika-Karte eingezeichnet, dazu gibt es Grundinfos zu beispielsweise Einwohnerzahl und Wirtschaftswachstum, zum Nationalgericht, den Top-Sehenswürdigkeiten und zur Anzahl chinesischer Restaurants, weil man daran erkennen kann, wie aktiv China im jeweiligen Staat ist.

 

Da auch mir gewöhnlich zuerst die im ersten Absatz genannten Dinge durch den Kopf schießen, wenn ich an Afrika denke, machte ich mich sehr neugierig und gespannt daran, meine Bildungslücken zu füllen.

Alphabetisch geordnet werden die Staaten vorgestellt. Der Anfang überzeugt mich allerdings noch nicht. Da lese ich von wenigen Superreichen, von zurückliegenden Kriegen und Korruption, von einem Staat, gegen den Nordkorea offen erscheint. Aber dann Äthiopien! Habe ich bislang nur mit Hungersnöten verbunden, jetzt lese ich von Weinanbaugebieten, die beachtliche Weine hervorbringen. Ich beginne zu staunen. Und lese weiter.

 

Von Botswana, in dem es kaum Korruption gibt und die Krankenversicherung umsonst ist, in dem viel in Infrastruktur, Bildung und Gesundheit investiert wird und von wo aus der Bevölkerung normalerweise keiner weg will.

Vom Filmfestival in Burkina Faso und der größten Kirche der Welt an der Elfenbeinküste.

Von Liberia, das zwar auf eine Vergangenheit mit Kindersoldaten und Ebola zurückblickt, aber auch ein Surfgebiet hat, das zu den besten der Welt zählt.
„Die größte Gefahr an diesem Ort wäre, dass man nicht mehr wegwill, wenn man ihn einmal gesehen hat.“

Von Nigeria, der erfolgreichsten Scrabblenation der Welt. Und vielen weiteren überraschenden Dingen, auf die ich ohne dieses Buch vermutlich nicht gekommen wäre.

 

Natürlich ist längst nicht alles gut. Es gibt Not, Korruption und vieles, was nicht richtig läuft. Aber eben nicht nur, es gibt auch anderes und man täte Afrika unrecht, es auf die negativen Punkte zu reduzieren. Der Autor jedenfalls, das merkt man deutlich, fühlt sich dort wohl und meist auch sicher, er staunt und freut sich über beeindruckende Erlebnisse, in der Natur und mit den Menschen. Freunden empfiehlt er, die Urlaubsreise doch mal nach Addis Abeba oder Kinshasa zu machen und generell ist ihm wichtig, die Meinung über Afrika in den Köpfen der Menschen zu erweitern. Bei mir ist ihm das gelungen.

 

Fazit: Ein völlig neuer und faszinierender Blickwinkel auf einen Kontinent, den die meisten Europäer nur als trostlos bezeichnen und höchstens zum Zweck einer Safari aufsuchen würden.

 

»Als ich an der Tankstelle bezahlen will, weigert sich die Kassiererin, meine Karte zu nehmen und guckt mich streng an. Ich merke gerade noch, dass ich mich nicht nach ihrem Befinden erkundigt habe: »How are you?«, sage ich also. Sie lächelt, ohne ein Schwätzchen kommt man hier nicht davon. In solchen Momenten ist es einfach ein großartiges Land.«