Rezension

Ein vortreffliches Lesevergnügen!

Black Blade - Jennifer Estep

Black Blade
von Jennifer Estep

Bewertet mit 5 Sternen

In der letzten Zeit habe ich überwiegend zu realen Geschichten gegriffen, obwohl ich eigentlich eine Vorliebe für Bücher aus dem Fantasy-Bereich habe. Grund dafür ist nicht, dass es an verführerischen Fantasy-Angeboten in den Buchhandlungen mangelte, sondern es lag eher an den Geschichten selbst. Der Markt wirkt schon länger etwas übersättigt: es erscheint eine Fantasy-Reihe nach der nächsten, wobei man als Leser immer ein Risiko eingeht, wenn man eine von diesen beginnt, da die Geschichten dann oft einfach nicht - wie geplant - fortgesetzt werden. Das ist allerdings nicht der Hauptgrund für meine Abstinenz, denn viele fantastische Geschichten, besonders die viel gelobten, konnten mich nicht mehr begeistern. Im Grunde braucht eine Geschichte gar nicht viel um mich bei Leselaune zu halten; miir genügen: Ein explosives und bildgewaltiges Setting, in dem interessante und authentische Charaktere agieren, und eine raffinierte und anregende Handlung, die nicht von allzu trivialen Elementen durchzogen ist. Nach über einem Jahr ohne ein nennenswertes Highlight befürchtete ich schon, dass ich für mein Lieblingsgenre verdorben bin. Doch dann wurde meine Durststrecke von Jennifer Estep und ihrem neuen Werk „Black Blade - Das eisige Feuer der Magie“ beendet.
 
Jennifer Estep entführt den Leser in ihrem Auftakt einer vielversprechenden Urban Fantasy Reihe an einen außergewöhnlichen Schauplatz: Cloudburst Falls gilt nicht nur als der magischste Ort in ganz US-Amerika, er zählt auch zu den gefährlichsten Flecken, denn hier leben neben den Menschen, mit und ohne magischen Fähigkeiten, auch furchterregende Kreaturen: Trolle und Monster, die sich lauernd unter Brücken verstecken, um jeden zu verschlingen, der ihnen in die Fänge gerät. Jedoch sind es nicht nur diese beängstigenden Geschöpfe, die Cloudburst Falls zu einem gefährlichen Pflaster machen. Die Stadt wird von mächtigen magischen Familienclans, die sich auch untereinander gerne bekämpfen, beherrscht. Für diese Familien sind die Menschen ohne besondere Fähigkeiten nicht viel wert. Die 17-jährige Lila Merriweather lebt gerne in dieser Stadt und hält sich mit Auftragsdiebstählen über Wasser. Sie führt berufsbedingt ein eher ein unauffälliges und bescheidenes Leben. Eines Tages findet Lila sich in einer heiklen Situation und in einer intensiven Begegnung dem Sohn eines magischen mächtigen Familienclans wieder. Danach gerät ihr Leben aus den Fugen und nichts ist mehr so, wie es einmal war…
Ohne große Umschweife beginnt Estep ihre Geschichte von dem außergewöhnlichen Mädchen Lila und ihrem Leben in einer der mysteriösesten und gefährlichsten Orte, die das Fantasy-Genre zu bieten hat. Lila ist eine literarische Figur nach meinem Geschmack: Sie ist eine starke und sehr interessante Persönlichkeit mit vielen Geheimnissen und verfügt über außergewöhnliche Talente, die sie nicht nur vor den Bewohnern von Cloudburst Falls geheim hält. Auch wir die Leser müssen uns erst durch einige Kapitel arbeiten, um den Mensch Lila, und ihre mannigfaltigen Fähigkeiten kennenzulernen. Mit jeder gelesenen Passage erfährt man ein wenig mehr über die Gründe, die sie zu dem Menschen gemacht haben, der sie jetzt ist.
„Black Blade - Das eisige Feuer der Magie“ beinhaltet alles, was ich an einer guten Geschichte schätze: einen bildgewaltigen Schreibstil, der mich mit der atemberaubenden Kulisse verschmelzen lässt, eine ideenreiche und einnehmende Handlung mit vielen fesselnden Sequenzen, und gut gezeichnete literarische Figuren, die man nur schwer durchschauen kann. Ein zusätzlicher Pluspunkt ist, dass die Handlung zwar eine kleine Liebesgeschichte beinhaltet, die allerdings eher hintergründig und ohne große Dramatik abgehandelt wird. Durch die zahlreichen Andeutungen im Bezug auf Lilas Vergangenheit werden während des Lesens viele Fragen aufgeworfen. Mit jeder gelesenen Seite strebt man neue Vermutungen an und die eigene Neugier wächst ins Uferlose. Was mich jedoch am allermeisten begeistert hat, ist der Ideenreichtum der Autorin. Sie fügt in ihr ohnehin schon großartiges Setting imponierende Wesen ein, die die gesamte Handlung abrunden. Meine Lieblingsfigur ist Lilas kleiner Diener. Ein kleiner humorvoller und schwarzseherischer Pixie, der gerne mal einen über den Durst trinkt. Was ausgerechnet ihn so besonders macht, muss jeder für sich selbst ergründen.

„Black Blade - Das eisige Feuer der Magie“ war mein erstes Buch von Jennifer Estep und ich konnte es völlig unbefangen lesen. Wahrscheinlich war es für mich deswegen so ein vortreffliches Lesevergnügen und ich freue mich jetzt schon auf die Fortsetzung dieser Reihe und auf die Frankfurter Buchmesse, denn dort wird die Autorin, im Rahmen ihrer Lesereise, halt machen.