Rezension

Ein wahrer Lese-Genuss!

Als die Tage nach Zimt schmeckten - Donia Bijan

Als die Tage nach Zimt schmeckten
von Donia Bijan

Bewertet mit 5 Sternen

Als Noor entdeckt, dass ihr Ehemann sie betrügt, fasst sie kurzerhand den Entschluss, zusammen mit ihrer Tochter Lily zu Besuch in ihre Heimat zu reisen. Die Heimat ist der Iran, Teheran. Teheran, wo Noors alter Vater Zod jeden Tag auf den Postboten wartet, in der Hoffnung, endlich wieder einen Brief seiner Tochter zu erhalten, die er einst vor vielen, vielen Jahren zusammen mit ihrem Bruder nach Amerika geschickt hat, damit sie in Frieden und Freiheit leben können. 

Nun endlich ist Noor wieder da, doch es ist alles anders als damals. Zod führt auch nach dem Tod seiner Frau das Café Leila weiter. Ein gemütliches Café, das früher von Malern und Schriftstellern aufgesucht wurde. Die kommen schon lange nicht mehr. Alles hat sich geändert in Teheran, doch auch heute hat das Café noch immer Gäste. 

Noor ist glücklich, endlich wieder in der Heimat zu sein und zugleich bestürzt über den Gesundheitszustand ihres Vaters. Die Heimreise nach Amerika zögert sie immer wieder hinaus, sehr zum Entsetzen von Lily, die sich äußerst fremd fühlt in dieser orientalischen Welt. In einer Welt, in der Jungen und Mädchen nicht zusammen schwimmen gehen dürfen. Eine Welt, in der man sich ständig verschleiern muss, in einer Welt, in der eine Moralpolizei willkürlich Menschen verhaftet und foltert. Als sich Zods Zustand immer mehr verschlechtert, stehen plötzlich Lilys Vater und ihr Onkel vor der Tür...

"Als die Tage nach Zimt schmeckten" - das ist endlich mal wieder ein Roman, der mich fasziniert hat, eine Geschichte, die aus der Masse heraussticht. Donia Bijan erzählt mitreißend und fesselnd, aber auch sehr poetisch. Der Leser wird von Seite zu Seite von der orientalischen Welt verzaubert und gefangen genommen. Wenn Zod und seine Leute im Café Leila beginnen zu kochen, möchte man sich dazu setzen, in Gerüchen und Geschmäckern baden und von all den Köstlichkeiten probieren. 

Hinter den Mauern des Café Leila findet das alte Leben seinen Gang, doch außerhalb dieser Mauern kann es gefährlich werden. Lily riskiert einiges und beim Lesen habe ich den Atem angehalten. Im Rückblick erfährt man, was einst mit Noors Mutter passiert ist. Willkür, Terror, Folter, auch dies gehört zum Alltag. 

"Als die Tage nach Zimt schmeckten" - Wer dieses Buch gelesen hat, wird es nicht wieder vergessen!