Rezension

Ein wahres Highlight und äußerst wertvoll

Dankbarkeiten - Delphine de Vigan

Dankbarkeiten
von Delphine de Vigan

Bewertet mit 5 Sternen

 

Und plötzlich wacht man morgens auf und merkt, dass es nicht mehr funktioniert. So ergeht es Michka in dem Buch Dankbarkeiten. Sie hat Angst und bedient den Notruf. Die Dame am anderen Ende der Leitung ist sehr nett. Sie unterhält sich mit ihr. Michka kann nicht viel sagen. Nur, dass sie etwas verloren hat und Angst empfindet. Auf Nachfrage nach ihrem Verlust kommt raus, dass sie Wörter verlor. Sie hat Wortfindungsstörungen. Sie bittet darum, dass Marie informiert wird. Die kommt auch rasch und auch der Hausarzt erscheint kurze Zeit später. Ein großer Umbruch im Leben Michkas steht an. Sie muss in ein Heim. Sie kommt alleine nicht mehr zurecht. Ein Schritt, der sehr schwer aber unabwendbar ist. „Alt werden heißt verlieren lernen“.

 

Welch ein Buch. Es ist mein Highlight bisher und wird auch für mich eins der besten Bücher des Lesejahres 2020 bleiben. Die Geschichte wird aus drei Perspektiven erzählt: Zwei Ich-Erzählern und einer, die von außen über Michka berichtet. Die beiden anderen sind Marie, eine gute Freundin von Michka und Jerome, dem Logopäden im Seniorenheim. Die Autorin beschreibt die Ängste der alten Frau, ihren letzten Wunsch und das, was allgemein als Dankbarkeit empfunden wird. Ist es das unüberlegt daher gesprochene Wort, welches von Höflichkeit zeugen soll? Oder ist es die Erinnerung an Menschen, welche als Retter in höchster Not und uneigennützig halfen? Ach, es ist schwer, diese Geschichte schmackhaft zu machen. Also, bitte lesen und sich auf eine humorvolle aber gleichzeitig ernsthafte Reise zu begeben. Fünf Sterne plus und eine dringende Empfehlung, dieses Buch zu genießen gibt es von mir.