Rezension

Ein wahres Jahreshighlight!

Wie hat Ihnen das Anthropozän bis jetzt gefallen?
von John Green

Bewertet mit 5 Sternen

“Wir leben in Hoffnung - dass das Leben besser wird, und vor allem, dass es weitergeht, dass die Liebe überdauert, obwohl wir es nicht tun. Und zwischen heute und damals sind wir hier, weil wir hier sind. Weil wir hier sind.”

Titel: Wie gefällt ihnen das Anthropozän bisher?
Autor: John Green
Verlag: Hanser
Preis: 22,00€
Seiten: 320

Inhalt:

Das erste Sachbuch des Bestsellerautors John Green: die Menschheitsgeschichte von Tastaturen über Hotdogs bis zur Schönheit des Sonnenuntergangs in der Review.

John Green verbindet sein eigenes Leben mit den großen Fragen der Menschheit: Was hat ein Teddybär mit Macht und Ohnmacht zu tun oder das Googeln mit unserer Endlichkeit? Mit seinem Blick für Seltsames, Wichtiges und Überraschendes bewertet John Green die menschengemachte Gegenwart auf einer Skala von 1 bis 5.

Das Anthropozän ist das aktuelle Erdzeitalter, in dem wir den Planeten grundlegend verändern. John Green versammelt Facetten dieser Epoche: Seine absurden, erhellenden und ganz persönlichen Funde spiegeln unser Leben mit allen Höhen und Tiefen. Ob „Monopoly“ oder Pest, Klimaanlage oder Internet, „Super Mario Kart“ oder Sonnenuntergänge – „Wie hat Ihnen das Anthropozän bis jetzt gefallen?“ erzählt mit großer Leichtigkeit von unserer Lebenswirklichkeit und den existentiellen Erfahrungen des Menschseins.

Meine Meinung:

Einst hat eine Freundin von mir gesagt: “Entweder man mag die Bücher von John Green oder man mag sie nicht. Aber es gibt nichts dazwischen.” Ich persönlich muss sagen, dass ich es immer wieder probiert habe, aber nie richtig begeistert von seinen Büchern gewesen bin.

Doch auch seinem ersten Sachbuch habe ich eine Chance gegeben und kann euch jetzt und hier verraten, dass es ein dazwischen für mich gibt. Ich habe dieses Buch von der ersten bis zur letzte Seite geliebt. Es hat mich zum lachen, weinen und nachdenken gebracht, so dass ich es am liebsten niemals aus der Hand gelegt hätte.

Das Cover des Buches wirft bei mir im ersten Moment Fragen auf, aber ich glaube genau das ist es auch was mein Interesse wecken konnte. Doch wenn man genau und etwas länger raufschaut, so sieht es aus wie einander kreuzende Wege und dadurch passt es wieder wirklich gut zum Buch. Auch der Titel hat bei mir einige Fragen aufgeworfen, so hatte ich den Begriff "Anthropozän" bereits einige Male gehört, konnte aber damit nicht wirklich viel Anfangen. Wie ich gelernt habe, beschreibt das Wort aber die Zeit in der wir gerade Leben und die Welt um uns herum verändern. Im Grunde werden wir direkt angesprochen. Wir müssen bereits beim Titel nachdenken und im Verlauf des Buches wird dies auch nicht weniger.

Bereits zu Beginn des Buches ist mir ein ziemlich langer Text auf der ersten Seite aufgefallen, der Seite auf der die Informationen über das Buch stehen, wie die Auflage, die Übersetzer und viel mehr. Während des Lesens war ich zuerst verwirrt, doch schnell stellte sich heraus, dass John Green etwas über diese erste Seite erklärte und sie am Ende mit einem Sternensystem bewertet. Dieses System zog sich durch das gesamte Buch durch, so dass jedes Kapitel mit einer Sternebewertung endete. Heutzutage wird schließlich alles bewertet, sogar Parkbänke oder Naturparks in denen es nicht genug Berg gibt.

In seinem neuen Buch spricht John Green so auf eine sehr ehrliche Art mit uns, erzählt von sich selbst, von Klimaanlagen und was es mit Kanadagänsen auf sich hat. Allerdings schafft er es von Kanadagänsen einen leichten Übergang zur Einsamkeit und dem Verlassenwerden zu finden und alles am Ende doch wieder mit den Gänsen abzuschließen. Und dies trifft nicht nur auf das Kapitel mit den Kanadagänsen zu. Jedes einzelne Kapitel hat seinen ganz eigenen Schwerpunkt, wie "Auld Lang Syne" in dem er einerseits von der Herkunft dieses Liedes berichtet und gleichzeitig vom Verlust einer engen Freundin von ihm erzählt.

Es waren diese Zeilen, voller Wahrheit, Gefühl und Schmerz, die das Buch besonders machen können und mich sogar zum weinen bringen konnten.

Immer wieder wird auch deutlich, dass er das Buch in einer Zeit voller Unsicherheiten schreibt, durch die wir alle gehen mussten. Corona war ein ständiger Begleiter von jedem von uns, aber es war spannend es durch die Augen von John Green wahrzunehmen und wie auch er sich davon erdrückt gefühlt hat. Wie ungewiss die Zukunft für ihn gewesen ist und mir dabei das Gefühl gegeben hat nicht allein zu sein.

Wenn ich ehrlich bin, so muss ich sagen, hatte ich oftmals das Gefühl sehr viel zu lernen, was keineswegs schlecht ist, aber es waren vor allem Dinge mit denen ich mich so wahrscheinlich nie auseinandergesetzt hätte, wie z.B. die Erfindung von Dr. Pepper. Obwohl es viel zu erfahren gab, habe ich mich keine Sekund gelangweilt gefühlt, denn John Green schafft es einem diese Dinge auf eine sehr spannende und interessante Weise rüberzubringen.

Hiermit möchte ich nun auch die Aussage meiner Freundin widerlegen. Für mich gibt es ein dazwischen. Ich liebe John Green's Sachbuch und werde wahrscheinlich nie ein Freund seiner Romane sein, obwohl ich ihnen immer eine Chance gebe. Nach diesem Buch würde ich seinen Büchern aber tausend Chancen geben, denn es war sogar eins der besten Bücher, die ich je gelesen habe.

Für mich ist dieses Buch somit ein echtes Jahreshighlight und wenn es nach mir geht, könnte John Green noch weitere solcher Bücher schreiben. Sie würden alle sofort in meinem Regal landen.