Rezension

Ein wahrhafter Freundschafts-Epos – Detailreich und voller Zeitgeist der 90er Jahre

Morgen, morgen und wieder morgen -

Morgen, morgen und wieder morgen
von Gabrielle Zevin

Bewertet mit 4 Sternen

„Morgen, morgen und wieder morgen“ von Gabrielle Zevin ist wirklich ein besonderes Buch und teilweise kann ich den derzeitigen Hype auch nachvollziehen. Ein Jahreshighlight war es für mich persönlich zwar nicht, dennoch zog mich die Autorin mit ihrer umfassenden Geschichte in den Bann. Die Mischung an Themen ist definitiv etwas Besonderes, denn die Handlung widmet sich nicht nur dem Leben von Sam und Sadie, sondern nimmt auch zahlreiche gesellschaftliche Probleme, wie z.B. Sexismus, Rassismus oder etwa den Umgang mit Behinderung, in den Blick. Auch deshalb haftet der Erzählung nicht wie vermutet Leichtigkeit an, sondern vielmehr eine gewisse Schwere. Wie versprochen gibt es aber auch jede Menge popkultureller Referenzen, welche nicht nur Fans von Videospielen glücklich machen und für eine Zeitreise in die 90er Jahre sorgen.

Stilistisch gefiel mir das Werk richtig gut. Die Autorin spielt mit unterschiedlichen Erzählstilen und wechselt Perspektive, Erzählweise und sprachliche Stilmittel immer wieder ab. Der Schreibstil machte mir im Gesamten wirklich großen Spaß und ist auf jeden Fall ein großer Pluspunkt. Poetisch, detailreich und doch auch fesselnd zieht der Text in seinen ganz eigenen Bann. So taucht man als Leser:in immer tiefer in das Leben der Protagonist:innen ein. Ungeschönt, aber dafür umso authentischer begleiten wir die Charaktere über viele Jahre hinweg und können so eine lebensnahe Weiterentwicklung mitverfolgen. Die Freundschaft zwischen Sam und Sadie ist dabei nicht nur von Höhen geprägt, auch mehrere überraschende Wendungen sorgen für Herausforderungen. Das Ende kommt dann stiller als erwartet daher, überzeugte mich aber letztendlich auch durch seine Stimmigkeit. „Morgen, morgen und wieder morgen“ ist wie kein anderes Buch, was ich bisher gelesen habe, was an sich schon ein Kompliment ist. Trotzdem gibt es von mir einen Stern Abzug, da dem Roman meiner Meinung nach einige Seiten weniger gut getan hätten. Trotzt der emotional mitreißenden Handlung, gab es immer wieder auch Längen, außerdem rollt die Autorin immer wieder Themen und Szenen sehr intensiv aus, um sie dann wieder im Nichts versanden zu lassen. Trotzdem gibt es von mir insgesamt gute 4 Sterne und eine Leseempfehlung.