Rezension

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ein weiteres geistreiches Meisterstück von Jonathan Stroud

Lockwood & Co. - Das Flammende Phantom
von Jonathan Stroud

Bewertet mit 5 Sternen

"Lockwood & Co. - Das flammende Phantom" von Jonathan Stroud
Wer mich kennt, weiß, dass ich sehr wählerisch mit der Wahl mit meinen Lieblingsreihen bin. Es ist eine Sache ein gutes Buch zu schreiben, aber eine ganz Andere, eine Reihe so zu verfassen, dass ich sie immer wieder lesen will. Bisher sind mir nur zwei dieser besonderen Buchreihen untergekommen. Doch nun reiht sich eine Dritte ein: Lockwood & Co. von Jonathan Stroud.
Natürlich musste ich auch den bisher aktuellsten Band „Lockwood & Co. - Das flammende Phanatom“ besitzen und so stürmte ich meine Buchhandlung des Vertrauens und konnte endlich wieder in die Welt von Lockwood, Lucy, Holly und George eintauchen und mit ihnen auf Geisterjagd gehen.

Lucy ist nun nicht mehr bei der Agentur „Lockwood & Co.“ angestellt. Aufgrund einer Erscheinung, die ihr prophezeite, dass sie Schuld an Lockwoods frühen Tod sei, hat sie die Agentur verlassen und arbeitet nun als freie Agentin, die von anderen Agenturen angeheuert wird.
Daher ist es nicht verwunderlich, dass sie schon mit einigen Agenten zusammen gearbeitet hat, mit denen sie sonst freiwillig kein Team bilden würde. Aber es gilt nun mal: Die Arbeitsstelle kann sie sich aussuchen, die Teammitglieder nicht.
Als sie wieder einmal erschöpft von einem Auftrag in ihre Einraumwohnung kommt, ist der einzige Vertraute mit dem sie reden kann, ein Geisterschädel in einem alten Glas. Der Schädel ist aber gleichzeitig auch die einzige physische Erinnerung an ihre Zeit in der Agentur von Lockwood.
Als sie sich nach ein paar unruhigen Stunden mit nur wenig Schlaf aus dem Bett quält und es plötzlich an der Tür klopft, ist sie gleichermaßen verwirrt wie angespannt. Denn in all der Zeit in der sie in ihrer Wohnung lebt, hat sie nie Besuch bekommen. Mit einem miesen Gefühl im Bauch öffnet Lucy die Tür und ihre Stimmung verändert sich von verwirrt zu absolut schockiet. Denn kein geringerer als Lockwood selbst steht genau vor ihrer Eingangstür. Doch das ist nicht die einzige schockierende Nachricht. 
Denn Lockwood kommt mit einem Anliegen zu Lucy, dass alles verändern wird.
Wird Lucy wieder bei Lockwood & Co. arbeiten oder wird sie der Untergang von Lockwood und der Agentur sein?

Viele von euch können wahrscheinlich erraten, welche Bewertung „Lockwood & Co. - Das flammende Phantom“ von Jonathan Stroud von mir bekommt.
Trotzdem möchte ich euch meine Entscheidung begründen.
„Lockwood & Co.“ ist für mich eine Reihe (alle Bände eingeschlossen) die ich durchweg als fantastisch und brillant erachte. Es gibt viele Geistergeschichten und genauso viele Geschichten gibt es auch über Geisterjäger. Daher ist es beinahe unmöglich neue und innovative Geschichten über das Thema zu schreiben. Doch Jonathan Stroud ist das definitiv gelungen.
Ich habe mich bisher auf jeden Band dieser Reihe gefreut und ich wurde keineswegs enttäuscht. 
Denn diese Bücher auch „Lockwood & Co. - Das flammende Phantom“ ist so viel mehr, als es vielleicht am Anfang den Anschein macht. Es geht nicht nur um die Geisterjagd, sondern auch um Freundschaft, Verrat, Intrigen und den Drang sich zu beweisen.
Außerdem lässt Jonathan Stroud keine Erwachsenen als Hauptcharaktere agieren, sondern Kinder bzw. Teenager. Ich fand es aufregend zu lesen, dass Erwachsene dieses Mal von Kindern abhängig sind und nicht die Kinder von den Erwachsenen. Das gibt der ganzen Geschichte eine aufgeladene und aufregende Atmosphäre.
Nun brauchen die Hauptcharaktere, vor allem Lockwood und Lucy, nicht mit dem hinterm Berg halten, was sie wirklich denken. Denn sie brauchen keine wirklichen Konsequenzen zu fürchten, da sie die ganzen Trümpfe in der Hand halten.
Natürlich versuchen die Erwachsenen trotzdem mit aller Macht an der Spitze der gesellschaftlichen Ordnung zu bleiben, aber man merkt besonders am Ende des 4. Bandes das auch sie wissen, dass sie ohne die Kinder und Teenager aufgeschmissen wären.
Dieser ganze Machtkampf spielt im Hintergrund der Bücher eine bedeutende Rolle und macht das Lesevergnügen umso atmosphärischer.
Die ganzen Geistergeschichten, um die sich alles dreht, sind selbst für mich immer noch spannend, obwohl ich mit meinen 24 Jahren vielleicht nicht unbedingt zur Zielgruppe gehöre.
Allerdings konnte ich mich schon an der ein oder anderen Stelle gruseln und ich muss sagen, dass selbst bekannte Autoren, die im Genre „Horror“ vertreten sind, das bei mir nicht geschafft haben.
Denn Jonathan Stroud ist kein Autor des offensichtlichen. Der Gruselfaktor entsteht bei ihm, weil er den Horror im Hintergrund langsam brodeln lässt und die Momente zum gruseln bei ihm nicht zu plump und offensichtlich geschrieben sind.
Das Besondere in „Lockwood – Das flammende Phantom“ ist für mich, dass Lucy uns erstmals als Einzelkämpferin vorgestellt wird. Sie hat sich von der Agentur „Lockwood & Co.“ getrennt und arbeitet nun als freie Agentin, die von anderen Agenturen angeheuert werden kann.
So kommt es, dass wir viele unterschiedliche Charaktere und einen anderen Handlungsstrang kennenlernen.
Gerade diese Wendung macht nach den 3 vorherigen Büchern durchaus Sinn, denn wenn jedes Buch nach Schema F verlaufen würde, würde es der ganzen Reihe einfach schaden, denn dann wäre die Spannung verloren.
Außerdem konnten sich die Personen einfach weiterentwickeln und auch eine Distanz gewinnen, die Klarheit in die Dinge bringt. Lucy zum Beispiel wird selbstsicherer, was ihre Gaben und ihr ganzes Wesen angeht. Allerdings merkt sie langsam, dass sie vereinsamt und sich optisch gehenlässt.
Das wird ihr allerdings erst bewusst, als Lockwood auf der Matte steht und sie um Hilfe bittet.
In den vorherigen Bänden hatte man das Gefühl, dass Lucy von Lockwood abhängig ist. Aber auch dieses „Machtgefüge“ ändert sich.
Jonathan Stroud hat also alles was wir zu wissen glaubten, so verändert, dass man eigentlich auf eine komplett neue Geschichte stößt.
Ich musste mich wirklich in Beherrschung üben, um nicht ohne eine Stunde Schlaf auf Arbeit zu gehen, denn mit „Lockwood & Co. - Das flammende Phantom“ hätte ich die Nacht zum Tag gemacht.
Besonders schön finde ich das Cover. Es hat einfach einen absoluten Wow-Effekt und passt auch inhaltlich, sowie thematisch perfekt zum Buch.
Leider bleibt ein Wermutstropfen zurück. Im November diesen Jahres erscheint der 5. und letzte Band der „Lockwood & Co.“-Reihe. Aber zum Glück kann man die Bücher ja immer und immer wieder lesen und schon jetzt haben die Bücher bei mir einen besonderen Platz neben der „Harry Potter“ und „Bis(s)“- Reihe (wer mich kennt, weiß auch, was das zu bedeuten hat).
Abschließend möchte ich jedem diese Reihe ans Herz legen und wer noch fragen muss, warum, hat diese Rezension nicht sorgfältig gelesen.