Rezension

Ein weiteres Thriller-Highlight für mich

Zerrissen - Michael Tsokos

Zerrissen
von Michael Tsokos

Bewertet mit 5 Sternen

          „Zerrissen“ ist bereits der vierte Band aus der Reihe um den Rechtsmediziner Dr. Fred Abel von der rechtsmedizinischen Abteilung der BKA-Einheit „Extremdelikte".
Kurz zum Inhalt:
Bereits im Prolog wurde ich mit einer ziemlich brutalen Tat konfrontiert, die im gesamten Thriller noch eine wesentliche Rolle spielen wird.
Weiterhin ist Dr. Fred Abels fachliches Urteil gefragt bei einer schweren Verletzung eines kleinen Mädchens. Er kommt zu der Erkenntnis, dass diese von einer gewalttätigen Misshandlung herrührt und sagt vor Gericht aus. Er versäumt leider vorher mit seiner langjährigen Kollegin Sabine Yao zu sprechen, denn es handelt sich bei dem Opfer um ihre Nichte. Das trübt ihr Arbeits- und persönliches Verhältnis erheblich.
Inzwischen findet Abels alter Freund Lars Moewig in seinem Kickboxclub zufällig eine grausam zugerichtete Leiche in einem Boxsack. Sie wurde darin eingenäht! Lars ist Privatermittler und bittet Abel um Hilfe. Ihre Ermittlungen führen sie recht bald zu dem libanesischen Saad-Clan, der mit Drogen im großen Stil handelt und keinerlei Skrupel kennt. Das bekommen nicht nur Lars und Fred zu spüren...

Meine Meinung:
Die 400 Seiten dieses True-Crime-Thriller lasen sich weg wie nichts. „Schuld“ daran sind neben der vielfältigen Handlung die kurzen 119 Kapitel. Dazu noch die ständig wechselnden Schauplätze in und um Berlin, die mich zwangen, meine Neugier zu befriedigen. Ich wollte wissen, wie es weitergeht. „Zerrissen" ist äußerst spannend und unterhaltend und war mein erstes Leseerlebnis der Reihe.

Es ist unglaublich, wie sich der Fall des kleinen Mädchens entwickelt. Es sieht zunächst danach aus, als hätte die Mutter sich schuldig gemacht. Ganz geschickt verbindet der Autor Michael Tsokos (in Zusammenarbeit mit dem Journalisten Wolf-Ulrich Schüler) mehrere Sachverhalte und Taten miteinander und stellt damit logische Zusammenhänge her. Es entwickelt sich eine Brisanz in den verschiedenen Handlungsebenen, eine unglaubliche Dynamik bei den Szenenwechseln, die seinesgleichen in dem Genre sucht. Bei mir stellte sich immer wieder Nervenkitzel, Spannung, Entsetzen, Fassunglosigkeit sowie Abscheu ein, abwechselnd oder manchmal gleichzeitig. Mich beunruhigte sehr, dass in Berlin so lange schon diese kriminellen Parallelgesellschaften in Gestalt der libanesischen Familien-Clans existieren. Sie handeln gesetz- und rechtswidrig, indem sie mit Drogen, Prostitution, Geldwäsche ihr Geld verdienen und agieren mit einer abgrundtiefen Menschenverachtung und beispielloser Gewalt. Damit scheinen sie oft auch noch durchzukommen, führen Justiz und Polizei regelrecht vor. Unglaublich! Wie ist das möglich?
Tsokos schreibt sehr anschaulich und realistisch. Auch die alltäglichen Fälle über die er hier ebenfalls berichtet, zeigen noch Brisanz. Sein Protagonist Fred Abel ist ein sehr authentischer, sympathischer Charakter und hat vermutlich eine ganze Menge mit dem Autoren gemeinsam. Ich freue mich auf weitere Fälle, sowohl mit Fred Abel als auch mit Paul Herzfeld.

Fazit:
Die drei vorherigen Bände kenne ich noch nicht, aber es war zum Verständnis auch nicht zwingend notwendig. Man kann das Buch auch ohne Vorkenntnis lesen. Ich werde mir jedoch die Bestseller-Trilogie "Zerschunden", "Zersetzt" und "Zerbrochen" demnächst besorgen, weil mir die Art und Weise der Darstellung rechtsmedizinischer Fälle zusagt.
"Zerrissen" war ein weiteres Thriller - Highlight für mich!

Michael Tsokos als Profi der Rechtsmedizin und als Autor bekommt von mir die Höchstbewertung und ich empfehle dieses Buch sehr gern!