Rezension

Ein wenig wie eine amerikanische Teenieschnulze

Die Braut von Ashwood Hall - Sylvia Weill

Die Braut von Ashwood Hall
von Sylvia Weill

Bewertet mit 2 Sternen

Worum geht’s?

Nach dem Tod ihrer Eltern wächst Victoria Woolverton bei ihrem Onkel und ihrer Tante auf. Als Mündel wird sie eher geduldet als geliebt, doch da sie die Betreuung ihres jüngsten Cousins Peter übernimmt, hat sie zumindest bis zu ihrem 21. Geburtstags eine Daseinsberechtigung in Ashton Hall. Doch mit Beginn ihrer Volljährigkeit soll sie einen Mann heiraten, der ihr absolut zuwider ist. Entsetzt weigert sie sich, nicht ahnend, dass sie damit eine Welle seltsamer Ereignisse lostritt, die ihr Leben noch in Gefahr bringen können.

 

Meine Meinung

So gerne wie ich das 19. Jahrhundert auch mag, so wirklich meins war die Geschichte irgendwie nicht. Für meinen Geschmack wurden hier nämlich eindeutig zu viele Klischees bedient, die Wendungen waren teilweise nicht besonders glaubwürdig und mit der Protagonistin bin ich irgendwie nicht wirklich warm geworden.

Was ich zunächst als ein wenig störend empfunden habe, war der relativ moderne Schreibstil. An sich ist er ganz flüssig zu lesen, aber manche Ausdrücke und Redewendungen würde ich dieser Zeit einfach nicht zuordnen, und das ist mir beim Lesen immer wieder negativ aufgefallen.

Protagonistin Victoria ist eigentlich ein ganz nettes Mädchen, das unter der Schikane ihrer Tante, einer sehr egozentrischen Cousine und einem etwas zu besitzergreifenden Cousin zu leiden hat. Sie wird überwiegend als graue Maus beschrieben, die nur während der Betreuung ihres kleinen Cousins Peter wirklich aufblüht. Dass sie dabei natürlich das schönste Mädchen im Umkreis von fünfzig Meilen ist und das als einzige nicht bemerkt, ist ja schon mal nicht besonders originell. Ihre Ballköniginnen – Storyline war dann aber das, was mich wirklich gestört hat.

Irgendwann kam ich mir vor wie in einer Teenieromanze, in der die Streberin auf einmal unglaublich beliebt wird, nur weil sie ihre Brille absetzt und ein Kleid anzieht. Bei Victoria ist es hier nach dem Ball nicht anders, und zusätzlich dazu hat sie dann auch noch drei Männer an der Hand, zwischen denen sie sich nicht entscheiden kann. Ihre Entscheidungsschwierigkeiten wären an sich ja nicht mein größtes Problem, wäre sie sich nicht im einen Moment sicher, die große Liebe gefunden zu haben, nur um ihm im nächsten Moment zu sagen, dass sie lediglich Freunde wären und sie ihm viel Glück in seiner baldigen Ehe wünscht.

Auch die restlichen Familienmitglieder waren teilweise ein wenig sehr überzeichnet, was mich besonders bei Victorias Tante Vita und ihrer Cousine Claire gestört hat. Dieses absolut überzogene Maß an Egozentrik und das völlige Fehlen eines Blicks für die Realität war irgendwann auch nicht mehr witzig, sondern unglaublich anstrengend.

So wirklich gemocht habe ich eigentlich nur die Tante Morvenna, die mit ihrer Art eine Menge frischen Wind ins Geschehen gebracht hat. Doch auch sie ist leider nicht so ganz zufriedenstellend gezeichnet worden, denn wenn es eine Sache gibt, die sie immer wieder tut und die ich überhaupt nicht ausstehen kann, dann ist es dieses ständige Foreshadowing. Wenn sie doch weiß, dass Victoria etwas passieren soll, warum um alles in der Welt sagt sie ihr das nicht einfach? Es gibt für mich fast nichts schlimmeres, als zu lesen, wie jemand ganz offensichtlich eine schlimme Vorahnung hat, dann aber betont, er oder sie könne da noch nichts zu sagen.

Das Ende kam für mich ein wenig plötzlich und wirkte so, als wolle man die Geschichte möglichst schnell abschließen. So schön wie es ist, dass es für einige Charaktere ein Happy End gab – Das war für mich einfach kein wirklich schöner Abschluss mehr.

 

Fazit

So gerne ich Geschichten mag, die im viktorianischen England spielen und so flott sich das Buch auch lesen lässt – von der Umsetzung bin ich ziemlich enttäuscht.

Der Schreibstil passt nicht wirklich zur beschriebenen Zeit, mit den Charakteren bin ich größtenteils nicht warm geworden und irgendwie hat sich die Geschichte nicht so ganz rund für mich angefühlt.

Auch wenn das Buch für mich nicht so das Wahre war, wer die schriftliche Variante einer amerikanischen Teenieromanze im 19. Jahrhundert gerne liest, der wird vielleicht ein bisschen begeisterter sein als ich.

Von mir gibt es für Die Braut von Ashwood Hall zwei Bücherstapel