Rezension

Ein Werk das zum nachdenken bringt und nicht nur für Jugendliche lesenswert ist

Die Stille zwischen den Sekunden - Tania Witte

Die Stille zwischen den Sekunden
von Tania Witte

Bewertet mit 5 Sternen

Manchmal gibt es Jugendbücher, die so viel mehr sind als das. Dieses Werk gehört eindeutig in diese Kategorie.
Am Anfang war es ein traumatisches Erlebnis und am Ende war es nichts.
Nichts wie Stille
Nichts wie Dunkelheit.
Nichts wie Einsamkeit und Verzweiflung.
Nichts wie Trauer.

Mara ist ein ganz normales Mädchen. Bis eines Tages ein traumatisches Erlebnis, ihre Welt aus den Fugen reißt.
Ein Mädchen das Glück hatte.
Doch wie lässt sich Glück definieren?
Solch ein gravierendes Erlebnis bleibt nicht ohne Spuren. Es verändert, ohne das man sich dessen wirklich bewusst ist.
Es erweitert die Blickwinkel enorm.
Es ist authentisch und aus diesem Grund spürt man die Beklemmung, als auch Betroffenheit mehr als deutlich.
Ich mochte Mara sehr gern. Ihre schüchterne, sympathische, aber auch etwas einsame Art.
Sie ist eine Außenseiterin. Immer in sich gekehrt, ruhig. Fast unsichtbar.
Ihr Lebensinhalt ist Sirin. Ihre beste Freundin.
Ihr zweites Ich. Der Mensch in ihrem Leben , der sie besser und vollständiger macht.
Ihr Halt. Ihr Anker.
Auch wenn ihre Kulturen so völlig anders sind, so versteht man doch , warum die zwei sich so wunderbar ergänzen.
Dadurch das man Maras Perspektive erfährt, kann man sich wunderbar in sie hineinfühlen.
Ihre Zerrissenheit, ihre Ängste und ihre Wut spüren.
Aber vor allem spürt man ihre Liebe, ihre tiefe Verbundenheit für Sirin.
Durch vereinzelte Rückblicke erfährt man , was diese Freundschaft ausmacht. Wie tief sie wirklich geht.
Interessant war für mich tatsächlich Sirins Hintergrund.
Eine Kultur, die mir völlig fremd ist und man kann sich doch wunderbar hineinversetzen und es verstehen.
Ein weiterer Punkt in diesem Buch sind die sozialen Netzwerke. Kaum ein Mensch kommt heutzutage noch ohne sie aus. Hier kommt das nochmal sehr gut zur Geltung.
Die Charaktere, denen man im Laufe des Geschehens begegnet, verstehen komplett für sich einnehmen. sie sind authentisch, mit Ecken und Kanten versehen und einfach spürbar. Ganz besonders Maras Mutter hatte es mir angetan. Ich mochte ihre Art total gern, sie brachte auf ihre Art frischen Wind in die Story und lockerte dabei auch etwas auf.

Tania Witte schreibt wahnsinnig fließend und einnehmend. Dieses Buch erfüllte einen Sog, dem ich nicht mehr entkommen konnte.
Sie schreibt hier über ernste Themen, die so unglaublich wichtig sind und verdammt gut ausgearbeitet wurden.
Über Trauma, Trauer und Verdrängung.
Über große Einsamkeit, Verlust , Angst und Wut.
Manchmal gerät das Leben außer Kontrolle, ohne das wir imstande sind, etwas dagegen zutun.
Familie, Freunde , nichts kann dies ändern.

Mir hat dieser Roman unglaublich gut gefallen.
Er hat mich Glück, Liebe , aber auch Angst und Wut spüren lassen.
Aber vor allem hat er mich unsagbar berührt und völlig verloren und erschüttert zurückgelassen.
Es ist sicher kein einfaches Werk. Aber eins das zum nachdenken bringt und vielleicht die Blickwinkel ins rechte Bild rückt.
Ein Buch, das nicht nur Jugendliche lesen sollten.

Fazit:
Am Anfang war es das Trauma, am Ende war es Schock und Verlorenheit.
Tania Witte erzählt eine sehr emotionale und wichtige Story über zwei Mädchen , die kaum unterschiedlicher sein könnten.
Verbundenheit, Freundschaft.
Trauma, Verlust und Trauer.
Eine Geschichte die mich sehr berührt hat und durch Wendungen hervorsticht, die man nicht kommen sieht.
Voller Feinfühligkeit und Eindringlichkeit.
Ein Werk das zum nachdenken bringt und nicht nur für Jugendliche lesenswert ist