Rezension

Ein wichtiger Nachlass der Kriegsgeneration

Bubis Kinnertied. Tüsken Wieken un Wullgras - Artur Plaisier

Bubis Kinnertied. Tüsken Wieken un Wullgras
von Artur Plaisier

Detlef M. Plaisier findet Schriftstücke seines verstorbenen Vaters. Die Aufzeichnungen handeln von der Kindheit des Vaters, vornehmlich kurz vor und während des 2. Weltkrieges.Der Sohn und Autor beschließt die Zeilen seines Vaters zu veröffentlichen. Nun liegt dieses Werk gelesen vor mir.

Das Buch ist ein Stück Heimatgeschichte. Artur „Bubi“ Plaisier erinnert sich an seine Kindheit in Ostfriesland und im Emsland. Das Dorfleben wird geschildert und zu Beginn werden viele Namen aufgezählt. Man muss sich erst einmal daran gewöhnen, dass jeder einen Platz in Bubis Vergangenheit hat und deswegen Erwähnung findet. Die Fußnoten – recherchiert von Detlef M. Plaisier - zu dem „Namedropping“ bringen einem die Menschen und ihre Schicksale während und nach des Krieges noch einmal näher. So wird eine Randfigur noch einmal deutlich hervorgehoben und man erfährt etwas über den Verbleib.

Die Erzählungen von Artur Plaisier lesen sich trotzdem sehr kurzweilig.
Man entwickelt ein Gefühl dafür wie früher das Dorfleben in Westrhauderfehn war. Jeder hilft jedem und die Infrastruktur mit Geschäften des täglichen Bedarfs und darüber hinaus stimmt. Nachbarschaftshilfe wurde groß geschrieben.

Als Artur „Bubi“ Plaisier dann ins Emsland umzieht, sieht die Welt etwas anders aus. Die Hilfsbereitschaft sinkt, die Familie Plaisier gehört der „falschen Religion“ an. Und das im streng katolischen Bockhorst. Die ehemals sehr dorfverbundene ostfriesische Familie wird im Emsland an den Rand der Gemeinschaft gedrängt.

Der 2. Weltkrieg bricht aus und schon findet sich Bubi in einer Welt voller Schrecken wieder. Sein Vater arbeitet in der Mooradministration und so hat Bubi auch hin und wieder Kontakt zu den Strafgefangenen im Lager Esterwegen und Börgermoor. Einer seiner Brüder kämpft an der Front.

Die Schilderungen sind neben den ganzen Kriegs-Szenarien weitestgehend positiver Natur und irgendwie schafft Bubi es immer sich aus den Gefahrenzonen herauszuhalten.

Mein Eindruck:

Diese Dokumentationen einer norddeutschen Kindheit im 2. Weltkrieg waren für mich bereichernd. Ich habe viel über die damalige Zeit erfahren. Ich beginne aber auch erst langsam mich dafür zu interessieren. Verdrängen war immer die Devise. Keine alten Wunden aufreißen.

Ich habe nun einen Einblick in den Alltag während des Krieges. Aber es wird auch berichtet wie die Menschen damals versuchten sich etwas Normalität, Zusammenhalt und Nächstenliebe zu bewahren.

Fazit:

Es ist nich leicht dieses Buch zu charakterisieren und ihm dementsprechend in einer Rezension gerecht zu werden. Was ich mit Sicherheit sagen kann: Es hilft sich mit dem 2. Weltkrieg auseinanderzusetzen. Es regt an mal bei den Menschen, die den Krieg miterlebt haben, nachzufragen. Wie war das damals bei euch? Wie habt ihr den Krieg ganz persönlich erlebt? Viele schweigen sich darüber aus. Aber die Erinnerungen von Artur Plaisier sind ein Stück Aufarbeitung einer schweren Zeit. Es wäre schön, wenn viele es ihm zu Lebzeiten noch nachtun würden.

Das Buch ist ein Geschenk einer Generation, die ausstirbt, an eine Generation, die belastet ist ohne es zu wissen und die noch viel Aufklärung braucht.