Rezension

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Ein widerwärtiges Stück amerikanische Geschichte

Underground Railroad
von Colson Whitehead

Bewertet mit 3 Sternen

Inhalt

Cora, deren Großmutter auf einem Sklavenschiff verschleppt wurde, ist nur eine der unzähligen Schwarzen, die auf den Baumwollplantage Georgias schlimmer als Tiere behandelt werden. Alleträumen von der Flucht - doch wie und wohin? Caesar, ein Leidensgenosse, erzählt Cora von derUnderground Railroad, einem geheimen Fluchtnetzwerk für Sklaven. Über eine Falltür gelangensie in den Untergrund, und es beginnt eine atemberaubende Reise, auf der sie Leichendieben,Kopfgeldjägern, obskuren Ärzten, aber auch heldenhaften Stationsvorstehern begegnen. JederStaat, den sie durchqueren, hat andere Gesetze, andere Gefahren. Wartet hinter der letztenGrenze wirklich die Freiheit?

Eindruck

Seite 253 - "So viele Jahre später ist mir der amerkikanische Geist lieber, der jenige, der uns ausder Alten Welt in die neue gerufen hat, damit wir erobern, aufbauen und zivilisieren. Und zer-stören, was zerstört werden muss. Um die unbedeutenderen Rassen emporzuheben. Und wennnicht emporzuheben, dann zu unterwerfen. Und wenn nicht zu unterwerfen, dann auszurotten.Unsere Bestimmung kraft göttlicher Vorschrift - der amerikanische Imperativ."

Der amerikanische Imperativ - was für ein Witz. Jeder Amerikaner sollte sich einmal mehrumschauen, und sich fragen, ob sein dunkelhäutiger Nachbar nicht vielleicht ein Verwandter ist,weil der Vater, Großvater oder Urgroßvater vielleicht eine jener jämmerlichen Kreaturen war,der andere Menschen als unwürdirge Rasse tituliert hat, sich aber heimlich, still und leise an denkleinen schwarzen Mädchen vergriffen und sie mißbraucht hat. Seine Kinder, die daraus her-vorgekommen sind aber "entsorgt" hat, weil sie ja die Schändlichkeit, die Schwachheit und die Abartigkeit seiner Handlung hat sichtbar werden lassen.
"Underground Railroad" ist ein weiteres Werk über eine der größten Widerwärtigkeiten der amerikanischen Geschichte und wenn ich diese Bücher lese, bin ich zwar froh amerikanischeWurzeln zu haben, aber nicht dort aufgewachsen zu sein. Die Arroganz und Abfälligkeit mit dergegen Menschen vorgegangen worden ist, ist auch nach all den Jahrzehnten immer noch nicht zu fassen und zu verstehen. Steckbriefe mit denen geflohene Sklaven denunziert und vogelfreigegeben wurden, Lynchjustiz und Folter bis zum Tod - es ist einfach nur ekelhaft. Vor Augen führen sollten sich alle Rassisten, dass die Wiege der Menschheit Afrika ist, somit sollte jedem klar sein, dass, wenn mit seiner DNA auf Weltreise gehen würde, vielleicht Dinge dabei ansTageslicht kommen, die ihm überhaupt nicht gefallen. So eine genetische Weltreise sollteich an Anbetracht der politischen Strömungen Pflicht werden.
Colson Whitehead hat uns in seinem Roman auf die Odyssee von Cora mitgenommen, die eine Flucht gewagt hat. Er hat uns an ihren Strapazen, Ängsten aber auch Freuden teilhabenlassen. Allerdings bin ich mit Colsons Scheibstil nicht wirklich klar gekommen. Anfangs fandich es noch sehr gut, dass er auf übermäßige Gefühlsduselei verzichtet hat, allerdings war dieGeschichte dann doch gänzlich emotionslos und steif. Die Charaktere sind mir bis zum Endeeher fremd geblieben.Und was mir gar nicht gefallen hat, war die Darstellung der "Underground Railroad" als unter-irdischer Zug. Das ist es definitiv nie gewesen - lediglich die Begriffe wurden genutzt umsich halbwegs sicher zu verständigen - und ich finde damit wurde dieser großartigenOrganisation, die so wahnsinnig viel für die Sklaven getan hat, zu wenig Rechnung getragen und ich bin der Meinung, dass dieses Buch eine solche Darstellung nicht nötig gehabt hätte. Die Arbeit, die Gefahren, der Mut und die Courage der vielen Menschen die unter Einsatz ihres eigenen Lebens so vielen und doch so wenigen geholfen haben, kam mir viel zu kurz. 

Fazit

Gutes Buch über eine grandiose Organisation der Vereinigten Staaten, das mich aber leider wegen der steifen, hölzernen Schreibweise und der Fiktion eines unterirdischen Zuges nicht hatmitreißen können.