Rezension

Ein Wiedersehen mit alten Freunden

Die Tochter des Drachen - Robin Hobb

Die Tochter des Drachen
von Robin Hobb

Bewertet mit 5 Sternen

Dies ist der Beginn der mittlerweile dritten Trilogie, die Robin Hobb um den Bastard Fitz und seinen ältesten Freund, den Narren, spannt - und insgesamt das 14. Buch aus der Reihe der Saga der Uralten. Da darf man sich schon mal fragen: Muss das sein? Ist nicht alles schon erzählt worden? Was soll denn da noch kommen?
Doch es kommt. Und zwar gewaltig. Nicht hoppladihopp, nicht actiongeladen, nicht mit einem Kampf auf Leben und Tod oder einer großen Schlacht. Sondern leise und sanft, doch dafür - wie immer eigentlich bei Hobb - tiefgründig und charakterzentriert. 
Dieses Buch hat mich davon überzeugt, dass die Geschichte um Fitz und den Narren, die Weitseher und Burgstadt, die Königsfamilie und Molly noch lange nicht auserwählt ist. Es ist kein warmer Aufguss bereits vorangegangener Ereignisse, sondern Hobb erschafft wahrhaft eine stringente, glaubwürdige Weiterentwicklung sowohl ihrer Saga als auch der darin auftretenden Figuren.
Fitz lebt mittlerweile ein Leben als einfacher Landadliger an der Seite seiner geliebten Molly. Es ist schön, die beiden endlich das gemeinsame Leben führen zu sehen, das sie sich immer so sehr gewünscht haben. Und es ist ein echter Gewinn zu sehen, wie die dem Leser liebgewonnenen Helden altern. Hier findet eine echte Weiterentwicklung der Charaktere statt. Fitz muss damit zurechtkommen, dass er und besonders Molly alt werden. 
Nur wenige Autoren vermögen es, im Prinzip alltägliche und belanglose Dinge interessant zu (be-)schreiben, so dass das Lesen nicht ermüdend wird. Ich habe Molly und Fitz auf ihrem Gut Weidenhag sehr gerne begleitet, zumal Fitz als Ich-Erzähler eine in meinen Augen geniale Erzählstimme besitzt! Denn immer wieder wird seine Zufriedenheit von Wehmut durchzogen: Er kann seine Vergangenheit einfach nicht loslassen, vor allem nicht die Sehnsucht nach dem Narren, seinem ältesten Freund, der ihn nach den Ereignissen auf Aslevjal verlassen und jede Verbindung zu ihm gekappt hat. Fitz vermisst ihn sehr, dabei weiß er noch nicht einmal, ob sein Freund noch lebt.
Doch es ist nicht alles so, wie es scheint, denn schon relativ am Anfang des Buches macht sich eine Atmosphäre der Gefahr und Düsternis breit, die sich immer weiter durch die Seiten zieht. Irgendetwas geht vor sich, der Leser spürt es - Fitz jedoch mal wieder nicht. Und so warten wir auf die Dinge, die da kommen. Und sie kommen ...
5 von 5 Sternen