Rezension

Ein wirklich empfehlenswerter Thriller, der für ein Debüt, denn um ein solches handelt es sich, gleich in ungewöhnlichen vielen Ländern in einer Übersetzung erscheint.

Der Tod so kalt - Luca D'Andrea

Der Tod so kalt
von Luca D'Andrea

Bewertet mit 5 Sternen

Luca D`Andrea, Der Tod so kalt, DVA 2017, ISBN 978-3-421-04759-5

 

Der amerikanische Dokumentarfilmer Jeremiah Salinger, der diesen spannenden Thriller des Südtirolers Luca D`Andrea in der Ich-Form erzählt, lernt in den USA seine aus dem Südtiroler Dorf Siebenhoch stammende Frau Annelise kennen. Eine Tochter Clara kommt zur Welt. Doch bald schon verlässt Salinger mit seiner Familie die USA und zieht nach Siebenhoch, ausgelaugt und ausgebrannt.

 

Dort in Siebenhoch will er neue Kraft auftanken und neue Ideen entwickeln. Doch bald schon beginnt sich der ruhelose Jeremiah für die dortige Bergwacht zu interessieren, plant mit seinem Kompagnon Mike, der aus den USA nach Siebenhoch gekommen ist, eine neue Dokumentarreihe. Bei einem normalen Einsatz der Bergwacht, den Mike filmt, wird die Crew der Bergwacht samt ihrem Hubschrauber von einer Lawine erfasst und alle kommen ums Leben. Salinger, der später aus der Felsschlucht, in die er sich zum dem verunglückten Bergwanderer mit herablassen ließ, geholt werden sollte, überlebt dieses Unglück als Einziger. Er erleidet eine schwere posttraumatische Störung und gibt seine Frau das Versprechen, sich ein ganzes Jahr eine Auszeit zu nehmen. Doch bis zum Ende eines überaus spannenden Buches wird er dieses Versprechen immer wieder brechen.

Bei seinen Recherchen erfährt er von einem dreißig Jahre zurückliegenden Verbrechen, dem Bletterbach-Massaker. Damals 1985 waren drei junge Wanderer, die zur Bletterbach-Schlucht aufgebrochen waren, während eines tagelangen gewaltigen Gewitters nicht mehr zurückgelehrt. Als ein Suchtrupp auf ihre grausam entstellte Leichen stößt, vermuten die Helfer schnell einen Töäter im Bekanntenkreis. Doch sehr schnell breitet sich im ganzen Dorf ein eisiges Schweigen darüber aus.

 

Als Salinger auf diese Geschichte stößt, lässt sie ihn nicht mehr los. Er beginnt zu fragen, und bekommt vor allem von seiner Schwiegervater Werner Mair, der die Toten damals gefunden hat, immer wieder den barschen Rat, mit dem Fragen aufzuhören, weil die Konsequenzen nicht abzusehen seien.

 

Salinger indes spornt dies noch mehr an, und er versucht unter Einsatz seines Lebens und die Zukunft seiner Familie aufs Spiel setzend, in den nächsten Monaten dieses Rätsel zu hören, das auf das Engste mit ihm und seiner Familie verbunden zu sein scheint.

 

Viele lokale Bräuche und Sitten, zum Beispiel das Fest des Krampus hat Luca D`Andrea in seinem Buch verarbeitet, viele Mythen (unter anderen von einem urzeitlichen Monster, das in der Schlucht die Zeiten überlebt habe). Er selbst hat vor einiger Zeit mit „Mountain Heroes“ für das italienische Fernsehen die Arbeit der Bergrettung porträtiert.

 

Ich glaube, er hat viel von seiner eigenen Leidenschaft für die Berge und ihre Mythen in seinen Ich-Erzähler Salinger hineingenommen, den er wie besessen einem Geheimnis auf der Spur bleiben lässt, das ein ganzes Dorf über drei Jahrzehnte in den Bann geschlagen hat.

 

Es gelingt ihm hervorragend, seine Leser sofort mit hineinzuziehen in diesen Bann und atemlos in der Lektüre fortzuschreiten, die ihn mit immer neuen ungeahnten Wendungen, völlig gefangen nimmt.

 

Ein wirklich empfehlenswerter Thriller, der für ein Debüt, denn um ein solches handelt es sich, gleich in ungewöhnlichen vielen Ländern in einer Übersetzung erscheint.