Rezension

Ein wirklich erstaunliches Buch

Ein wirklich erstaunliches Ding - Hank Green

Ein wirklich erstaunliches Ding
von Hank Green

Gleich vorab: Eigentlich hätte dieses Buch 5 Sterne verdient, wäre da nicht die Hauptprotagonistin. Aber dazu später mehr.

In diesem Buch beschreibt Hank Green ein Szenario, was hier und heute passieren könnte und wie die Weltgemeinsachft darauf reagieren könnte. Nämlich stehen plötzlich überall auf der Welt Drei-Meter-Roboter rum und keiner weiß warum. Um die Entdeckerin des New Yorker Roboters April entspinnt sich nun eine wahnwitzige Geschichte um sie und diese Roboter sowie das entsprechende Medieninteresse.
Erzählt wird die Geschichte aus Sicht von April, die nachträglich ihre Erlebnisse in einem Buch zusammenfasst. Der Stil ist sehr stark an Blog-Einträgen orientiert. Die Sprache entspricht dabei immer der aus dem Kopf einer Anfang 20Jährigen. Das ist flott und umgangssprachlich. Entsprechende Keywords aus dem Social Media Bereich sollte man dabei kennen. Es ist jedoch kein Buch nur für Nerds. Es werden fließend und niemals ungelenk wirkend Twitter-Einträge und Emailkorrespondenzen im Text zitiert. Ein sprachlicher Trick von Green ist hier, dass April berichtet, als wäre der Leser sowieso bei allen Weltgeschehnissen dabei gewesen und wüsste schon längst, was als nächstes passiert. Durch flapsige Kommentare am Ende einiger Kapitel wird so ein Cliffhanger erschaffen und Spannung aufgebaut. 
Die Spannung hält sich durch die aberwitzigen Ideen des Autors zum Plot durchweg bis zum Ende und steigert sich in den letzten Kapiteln stark. Stilistisch werden diese oben genannten "breaking-the-fourth-wall"-Momente von April genutzt, um auf der Metaebene ihre gleichaltrigen Leser direkt anzusprechen. Das lockert das Lesen zusätzlich auf und ist mal was anderes.

Behandelt und verhandelt werden im Roman große Themen wie der Umgang mit sozialen Netzwerken und deren Suchtpotential, politischer Populismus in einer solchen Umgebung, das Spiel der Medien und was Berühmtheit mit einer Person macht; aber eben auch der Zusammenhalt der Weltgemeinschaft. Dabei verhebt sich Green nie, da er diese Themen glaubwürdig aus Sicht einer Anfang 20jährigen erzählt.
So, nun hätte dieses Jugendbuch eigentlich aus meiner Sicht 5 Sterne verdient, wenn nicht der Sympathieaufbau mit der Protagonistin so schwer gefallen wäre. Sie räumt an mehreren Stellen im Buch ein "Ihr werdet mich jetzt dafür hassen, aber ich habe dies und jenes getan." Das geht tatsächlich auf die Nerven und man fragt sich, warum der Autor die Geschicke der Menschheit in die Hände einer (narzisstischen) Göre gelegt hat. Als erwachsene Leserin kann ich darüber hinweg sehen, für einen Jugendlichen könnte ich mit vorstellen, dass hier eine Differenzierung schwer fällt. 
Empfehlen würde ich meinem 15jährigen Neffen dieses Buch auf jeden Fall, aber erst in vier bis fünf Jahren. Es passt besser zu jungen Erwachsenen als zu Jugendlichen. Trotzdem bekommt das Buch von diesem Alter aufwärts eine uneingeschränkte Leseempfehlung meinerseits. Und 5 Sterne im Herzen ;)