Rezension

Ein wirklich guter Ansatz, aber die Umsetzung ist ausbaufähig

From Scratch - Alles neu mit dir - Stacey Kade

From Scratch - Alles neu mit dir
von Stacey Kade

Bewertet mit 3 Sternen

„Aber bitte behandle mich nicht, als wäre ich so eine Art beschädigtes Überbleibsel von der Titanic. Ich bin nicht etwas, das als leibhaftiger Beweis einer Katastrophe irgendwo in eine Vitrine gesperrt werden muss. Ich bin ein Mensch. Ich will leben. Und wenn ich das nicht darf, ist es vielleicht besser, ich verstecke ich zu Hause im Kleiderschrank.“

Nachdem Amanda als fünfzehn-jährige entführt und zwei Jahre lang gefangen gehalten wurde, hat sie vier Jahre später immer noch mit den Folgen zu kämpfen. Sie ist schreckhaft, kann keine Berührungen ertragen und lebt ein abgeschottetes Leben. In ihrer Gefangenschaft hat sie sich an ein Poster eines Schauspielers geklammert, das ihr Kraft gegeben hat. Als sie Chase tatsächlich begegnet, möchte sie ihn kennen lernen. Auch sein Leben ist nach Drogen- und Alkoholproblemen nicht immer einfach verlaufen. Können sie sich gegenseitig helfen?

Die Thematik des Buches hat mich sehr interessiert. Ich schätze, wenn man nicht selber in einer solchen Situation war, kann man nicht nachvollziehen, wie es ist nach einer Entführung wieder ein normales Leben zu leben. Alles zu verarbeiten, sich wieder sicher zu fühlen und auch wieder glücklich zu sein. Mich hat sehr interessiert, wie das Thema hier aufgegriffen wird und wie Amanda damit umgeht.

Bei Amanda merkt man zu Beginn sehr deutlich, wie tiefgehend ihre Probleme sind. Selbst bei den einfachsten Tätigkeiten, wie zur Arbeit zu gehen oder sich mit ihrer Familie zu unterhalten, hat sie Schwierigkeiten. Die Beschreibung klang für mich sehr authentisch. In den kleinsten Schritten tastet sie sich an ein normales Leben heran. Nicht nachvollziehbar war da für mich, wie sie nach einer ziemlich kurzen Begegnung entscheidet Chase zu seinem Drehort zu begleitet. Sie kann anderen nicht vertrauen und dann geht sie mit einem vollkommen Fremden mit. Auch wenn sie ihn gerne kennenlernen möchte, hätte sie da nicht direkt mit ihm für ein paar Tage in eine andere Stadt gehen müssen. Das kam mir zu plötzlich und passte nicht zu den mühseligen Schritten, die sie zuvor getan hat.

Um das Ganze noch komplizierter zu gestalten, gibt es außerdem noch eine wütende Exfreundin, ein Medienrummeln und eine Scharade. Das hat dazu geführt, dass die Geschichte so verworren war, dass ich zwischenzeitlich echt gar keine Ahnung hatte, wie das mal weiter gehen soll. Normalerweise finde ich das gut, wenn ich überrascht werde, hier war ich aber nur verwirrt.

Nach der Hälfte des Buches habe ich mich soweit an die Charaktere und die Handlung gewöhnt, dass es sich zu einer wirklich netten Liebesgeschichte entwickelt hat. Es ist eine seichte Geschichte über die Schauspielerei und die Probleme, die es mit sich bringt, sein Leben im Scheinwerferlicht der Medien zu führen. Irgendwann sind mir die Personen etwas sympathischer geworden, aber wirklich ins Herz habe ich sie leider nicht geschlossen.

Insgesamt hatte ich mich bei der Thematik auf eine Geschichte eingestellt, die tiefgründig ist und mich berührt. Es wäre sogar vorstellbar gewesen, dass man hier zu den Taschentüchern greifen muss. Aber dies ist nicht eingetreten. Das emotionale Trauma wurde nur am Rande adressiert und die bewegenden Emotionen blieben aus. Meines Erachtens hat die Idee sehr viel Potenzial, das leider nicht genutzt wurde. So ist es ein gut geschriebenes Buch, das man gerne einmal zwischendurch lesen kann, aber das einen leider nicht lange in seinen Bann zieht.